Weiße Weihnachten wird immer seltener
Stand: 17.12.2024 11:13 Uhr
Drinnen leuchtet der Baum, draußen türmt sich der Schnee - so stellen sich viele ideale Weihnachten vor. Die Realität aber sieht oft anders aus: Knackig kalt ist es immer seltener - frischer Schnee taut schnell wieder weg.
In sieben Tagen ist Weihnachten - und auch wenn das Wetter derzeit eher herbstlich daherkommt, haben wohl viele Menschen die Hoffnung auf weiße Festtage noch nicht aufgegeben.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) aber stellt klar: Knackige Kälte und Schnee werden im Zuge der Klimakrise vom 24. bis 26. Dezember in den meisten Regionen Deutschlands immer seltener. Die meisten Menschen können sich demnach im Mittel nur noch alle zehn Jahre über Schnee an den drei Tagen freuen.
Im Vergleich der Referenzperioden 1961 bis 1990 und 1991 bis 2020 ist die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten mit einer Schneedecke an allen drei Tagen im bundesweiten Durchschnitt prozentual um gut die Hälfte gesunken, wie es vom DWD heißt. Besonders betroffen sei der Süden. In München zum Beispiel lag die Wahrscheinlichkeit für den ersten Zeitraum noch bei gut 33 Prozent, danach nur noch bei knapp 14 Prozent, in Freiburg zunächst bei fast 17 und danach bei deutlich unter 5 Prozent.
Typisch an Weihnachten: TauwetterMit dem Klimawandel schwinden die Chancen auf weiße Weihnachten noch weiter - sonderlich häufig waren weiße Weihnachten aber auch davor nicht. Denn gerade um diese Festtage herum gibt es häufig Tauwetter. Experten sprechen von einer sogenannten Singularität. Die Eisheiligen im Mai gehören dazu, die Schafskälte im Juni sowie der Altweibersommer - eine warme, sonnige Phase, die oft Mitte September bis Anfang Oktober auftritt.
Und eben auch das sogenannte Weihnachtstauwetter: Um den 24. Dezember herum gibt es den DWD-Daten zufolge etwas häufiger milde Temperaturen, die Schnee wegtauen oder gar nicht erst liegenbleiben lassen.
So dargestellt, weil hübsch anzusehenDass die Vorstellung von weißen Weihnachten so stark in unseren Köpfen verankert ist, hat Experten zufolge womöglich schlichtweg damit zu tun, dass es auf Weihnachtskarten, in Kinderbüchern und Filmen besser aussieht als der dann eher übliche Nieselregen.
Vom Mythos zur Wahrheit werden weiße Weihnachten auch künftig nicht - eher ist noch mehr Illusion vonnöten. So hat der Klimawandel einer aktuellen Auswertung zufolge bereits jetzt Auswirkungen auf die Zahl der Wintertage ohne frostige Temperaturen. Er führte demnach dazu, dass es in den vergangenen zehn Jahre in Deutschland im Durchschnitt jeweils 18 Wintertage mit Mindesttemperaturen über null Grad mehr gab als in einer Welt ohne Klimawandel.
"Laut unserer Analyse gehört Deutschland zu den zehn Ländern, die am stärksten vom Verlust kalter Wintertage betroffen sind", sagte Kristina Dahl, Vizepräsidentin und wissenschaftliche Leitung bei der gemeinnützigen US-Organisation Climate Central in Princeton.
Der Winter geht verloren"Wenn wir weiterhin Öl, Kohle und Gas verbrennen, sind wir auf dem besten Weg, den Winter, wie wir ihn kennen, zu verlieren - mit verheerenden Folgen für Mensch und Tierwelt", warnte Dahl. Das Autorenteam untersuchte für Hunderte Großstädte weltweit, wie sich steigende Temperaturen infolge des Klimawandels in den Wintermonaten Dezember bis Februar auf die Anzahl der Tage mit Temperaturen über dem Gefrierpunkt auswirken.
Berücksichtigt wurden Daten des Jahrzehnts von 2014 bis 2023 aus 123 Ländern der Nordhalbkugel, für Deutschland wurden sechs Städte einbezogen. Über ein Drittel (44) der untersuchten Länder hatten demnach in diesem Zeitraum mindestens sieben frostfreie Tage mehr pro Jahr, als es ohne Klimawandel geschehen wäre. Europa ist im Schnitt besonders stark betroffen, Deutschland landet auf Platz sieben der Länder mit dem größten Anstieg an solchen Tagen.
Folgen für Wirtschaft und NaturClimate Central geht auch auf potenzielle Folgen solcher Veränderungen ein, etwa für die Wintersport-Industrie und die Landwirtschaft. Wärmere Winter können demnach die Schneedecke in den Bergen verringern, eine wichtige Quelle für das Schmelzwasser im Frühjahr - mit Auswirkungen etwa für die Bewässerung von Feldfrüchten.
Zudem können wärmere, kürzere Winter die Gesundheitsrisiken durch Krankheitserreger verschlimmern und die Wachstumszeit für Pflanzen und damit die Leidenszeit für Allergiker verlängern. "Schnee, Eis und kalte Temperaturen, die früher die Wintersaison kennzeichneten, verschwinden vielerorts schnell", sagte Dahl. Das bedrohe Ökosysteme, Volkswirtschaften und kulturelle Traditionen.