Ende der Friedenspflicht VW-Beschäftigte in Baunatal wollen heute streiken

Im Tarifstreit mit Volkswagen hat die Gewerkschaft IG Metall die Beschäftigten dazu aufgerufen, die Arbeit niederzulegen. Auch der Standort in Baunatal wird am Montag bestreikt. VW bereitet eine Notversorgung vor.

In einer Pfütze spiegelt sich das VW-Werk Kassel in Baunatal. Volkswagen plant nach Angaben des Betriebsrats in Deutschland mehrere Werke zu schließen und zehntausende Arbeitsplätze abzubauen. Das Werk Kassel ist der zweitgrößte Standort von VW.

Ab Montag wird am VW-Standort in Baunatal (Kassel) gestreikt. Bild © picture alliance/dpa | Uwe Zucchi

Die rund 15.000 Mitarbeiter im VW-Werk Baunatal bei Kassel sind am Montag aufgerufen, ihre Arbeit über alle Schichten hinweg zwei Stunden früher zu beenden, heißt es in einer Mitteilung der Gewerkschaft. Oliver Dietzel, erster Bevollmächtigter der IG Metall Nordhessen rechnet mit einer hohen Beteiligung.

Der Streikbeginn ist für 12.30 Uhr geplant, dann sollen vor dem Werkstor in Baunatal auch entsprechende Flugblätter an die Beschäftigten des zweitgrößten deutschen VW-Standorts verteilt werden, so die Gewerkschaft.

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Audio 00:23 Min.|01.12.24|Carsten Gohlke

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Wie VW am Sonntag am Hauptsitz in Wolfsburg mitteilte, bereitet sich der Konzern schon auf die Aktion vor: "Wir wollen die Auswirkungen des Warnstreiks auf unsere Kundinnen und Kunden, unsere Partner sowie unsere Industrieanlagen so gering wie möglich halten", sagte ein Sprecher. Eine Notversorgung solle sichergestellt werden.

Forderung nach mehr Lohn

Bei dem Streik geht es um die aktuellen Tarifverhandlungen. Die Gewerkschaft fordert für die Beschäftigten 7 Prozent mehr Entgelt, dazu für Auszubildende 170 Euro mehr im Monat. Für diese Verhandlung war die Friedenspflicht in der Nacht zum Sonntag abgelaufen.

Noch kein Thema sind dabei die vom Unternehmen aufgekündigten Tarifverträge. Hier endet die Friedenspflicht am 1. Januar 2025. Die Geschäftsleitung in Wolfsburg plant Entlassungen, Standortschließungen und Lohnkürzungen.

IG Metall: große Wut bei den Beschäftigten

"Dass wir formal nur für die Entgeltforderung zum Warnstreik aufrufen, ändert nichts daran, dass die Beschäftigten große Wut empfinden angesichts der unverantwortlichen Pläne des Unternehmens, Standorte und Arbeitsplätze abbauen zu wollen", sagte Dietzel.

Ende Oktober hatte Hessens Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori (SPD) das VW-Werk in Baunatal besucht und signalisiert, dass er für die Zukunft des Standorts kämpfen werde.

Mansoori kritisierte, dass das Konzern-Management im vergangenen Jahr noch 4,5 Milliarden Euro an Dividenden ausgezahlt habe und nun 4 Milliarden Euro einsparen will.

Zukunftskonzept abgelehnt

Der Konzern hatte sich zuletzt verhandlungsbereit gezeigt, allerdings ein von der IG Metall und dem Betriebsrat vorgeschlagenes Zukunftskonzept abgelehnt.

Das Angebot der Gewerkschaft lautete, eine mögliche Tariferhöhung nicht auszuzahlen, sondern in einem Zukunftsfonds anzulegen. Dafür sollte Volkswagen von angekündigten Werksschließungen und Massenentlassungen absehen.

Flächendeckende Streiks an allen sechs großen VW-Werken in Westdeutschland gab es zuletzt 2018. Nach Angaben der IG Metall beteiligten sich damals mehr als 50.000 Beschäftigte in Wolfsburg, Kassel-Baunatal, Hannover, Emden, Braunschweig und Salzgitter.

Wie geht es weiter?

Nach einer geruhsamen Adventszeit sieht es bei VW nicht aus. Bereits für Dienstag ist eine eine außerplanmäßige Betriebsversammlung in Baunatal angesetzt. In Wolfsburg will Konzernchef Oliver Blume am Mittwoch vor die Belegschaft treten. Am 9. Dezember sollen die Tarifverhandlungen fortgesetzt werden.

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