US-Wahl 2024: "Trump-Wähler mögen keine Meinungsforscher"
Stand: 04.11.2024 06:31 Uhr
Trump-Anhänger sind eine schwierige Klientel für Demoskopen. Das Misstrauen bei den Republikanern ist ihnen gegenüber groß, und das macht Prognosen schwierig. Meinungsforschern kommt das bekannt vor.
Donald Trump hat ein gutes Gefühl. "Wir wollen eine Erdrutsch-Wahl", sagt er und glaubt, dass sich da etwas zusammenbraue, das zu groß ist, um manipuliert zu werden.
Eine erstaunliche Aussage, denn in den Umfragen gibt es keinen Hinweis auf einen Erdrutschsieg für Trump. Trump und Harris liegen Kopf an Kopf, USA-weit und in den sieben umkämpfen Staaten, die die Wahl entscheiden könnten.
Und doch sei der Erdrutsch möglich, sagt Scott Keeter vom Meinungsforschungsinstitut Pew. Wenn ein Kandidat in all diesen Staaten nur etwas besser abschneide als erwartet, sagt er, dann könnte dieser Kandidat alle diese Staaten gewinnen, auch wenn es nur um ein paar Prozentpunkte geht.
Sieben Bundesstaaten im FokusWer in diesen sieben Staaten die Mehrheit holt - und sei sie noch so klein -, kann mehr als 90 Delegierte für das Wahlleutegremium einsammeln, das am Ende den Präsidenten wählt. Mit allen Staaten, die Trump jetzt schon so gut wie sicher hat - etwa Texas, Florida oder Ohio - könnte er deutlich über 310 Delegierte holen und hätte damit eine klare Mehrheit der 538 Wahlleute.
Das käme einem Erdrutschsieg schon sehr nahe. Allerdings könnte auch Kamala Harris genauso gewinnen.
Schon zweimal unterschätztKönnte, hätte, käme: Die Meinungsforscher sind sehr vorsichtig geworden. 2016 lagen sie daneben, als sie Hillary Clinton für unschlagbar hielten. 2020 lagen sie daneben, als sie Biden favorisierten und er am Ende in den Swing States nur hauchdünn gewann.
Beide Male hatten sie die Begeisterung der Trump-Wähler deutlich unterschätzt. Ein Grund dafür: Trump-Wähler redeten nicht gern mit Demoskopen, sagt Charles Franklin von der Marquette University in Wisconsin.
"Trump-Wähler mögen ganz sicher keine Medien und keine Meinungsforscher", sagt er. Und das sei ein großes Problem für alle Meinungsforscher.
Erwischen Demoskopen die "trumpigen Republikaner"?Wie kann man die Zahl der Trump-Wähler abschätzen, wenn man sie nicht danach fragen kann? Franklin und sein Team werten die Wählerverzeichnisse aus, suchen gezielt nach Hochburgen der Republikaner und schreiben Menschen per Mail an - einmal, zweimal, mehrmals. Und rufen am Ende sogar an.
Das hat den Rücklauf deutlich verbessert. Trotzdem: "Wir bekommen vielleicht die richtige Anzahl von Menschen aus dieser Gegend, aber womöglich nicht die trumpigen Republikaner aus dieser Gegend", sagt Franklin.
Eine Technik, die viele verwendenDie Meinungsforscher versuchen sich zu helfen, indem sie bestimmte Faktoren wie Bildung oder Wohnort besonders gewichten. Viele nutzen diese Technik. Das könnte erklären, warum die Umfragen aller Institute so eng beieinander liegen.
Womöglich gebe es auch eine Art Herdentrieb, vermutet Scott Keeter vom Pew Institut. Niemand wolle sich mit der Vorhersage aus dem Fenster lehnen, dass das Rennen stark in die eine oder andere Richtung kippt.
Eine Technik, die viele verwendenImmerhin ist klar, was die Wählerinnen und Wähler interessiert - parteiübergreifend machen sie sich Sorgen um die Wirtschaft und ihre Lebensverhältnisse, und da finden sie Trump kompetenter. Wenn es aber um die Persönlichkeit geht, wird Harris als ehrlicher wahrgenommen, sagt Franklin. Und dann geht es ans Abwägen.
Wofür entscheiden sie sich? Wählen sie die Persönlichkeit, die Themen oder ihre jeweilige Parteizugehörigkeit? All das sei Teil des Spiels.
Kurz vor der Wahl ist nur so viel klar: Es ist alles offen.