US-Wahl: Erste Wahllokale in den USA haben geöffnet
In mehreren Ostküstenstaaten hat die US-Wahl begonnen. In den Swing-States sorgen Falschnachrichten für Unruhe. Das Liveblog zur US-Wahl
Aktualisiert am 5. November 2024, 13:17 Uhr
Isabelle Daniel
Seit 7 Uhr Ortszeit haben die Wahllokale auch in weiteren Bundesstaaten geöffnet – darunter in den wichtigen Swing-States Pennsylvania, Michigan und Georgia. Auch in Florida, Washington, D.C., Massachusetts und weiteren Ostküstenstaaten können die Menschen ab sofort wählen.
Isabelle Daniel
Wer die USA in Zukunft regiert, hat Konsequenzen für die ganze Welt – auch Europa. Hier wünscht sich ein Großteil der Menschen Kamala Harris als künftige US-Präsidentin, wie Befragungen aus mehreren europäischen Ländern zeigen, deren Ergebnisse die Website Europe Elects zusammengestellt hat. Deutschland gehört dabei zu den Ländern, in denen Harris besonders hohe Zustimmungswerte erzielt: 85 Prozent würden laut der Umfrage die Demokratin wählen, wenn dies möglich wäre. Die größte Zustimmung erfuhr Harris laut Europe Elects in Dänemark: Dort würden in dem hypothetischen Szenario 96 Prozent der Befragten der Vizepräsidentin ihre Stimme geben.
Donald Trump erzielte vor allem in Osteuropa größere Zustimmungswerte. In Slowenien, der Slowakei, der Republik Moldau, Bulgarien, Ungarn, Georgien, Serbien und Russland lag er laut den Umfragen teils deutlich vor Harris.
Isabelle Daniel
In den ersten Bundesstaaten beginnt die Wahl. Die Wahllokale in den Ostküstenstaaten New York, Virginia, New Jersey und Connecticut sind seit 6 Uhr Ortszeit (12 Uhr MEZ) geöffnet. Auch in Maine, New Hampshire sowie Kentucky und Indiana ist ein Teil der Wahllokale bereits geöffnet.
In den kommenden Stunden beginnt dann auch die Wahl in den wichtigen Swing-States: In North Carolina öffnen die Wahllokale ab 12.30 Uhr MEZ, in Georgia, Michigan und Pennsylvania ab 13 Uhr MEZ und in Arizona und Wisconsin ab 14 Uhr MEZ. Um 16 Uhr MEZ öffnen die Wahllokale in Nevada.
Isabelle Daniel
Erstes Wahllokal bereits ausgezählt
Es ist ein Patt: Im kleinen Ort Dixville Notch im Bundesstaat New Hampshire haben Donald Trump und Kamala Harris jeweils 50 Prozent der Stimmen erreicht. Die Wahlbeteiligung lag bei 100 Prozent. Aussagekräftig ist dieses Ergebnis allerdings kaum: In dem kleinen Skiort sind nur sechs Wählerinnen und Wähler registriert. Allerdings spiegelt der Gleichstand die landesweiten Umfragewerte, die einen äußerst knappen Wahlausgang vermuten lassen. Bei der Wahl 2020 hatte Joe Biden in Dixville Notch 100 Prozent der abgegebenen Stimmen erhalten. Vier Jahre zuvor hatte die Demokratin Hillary Clinton mit vier Stimmen vorn gelegen, Trump kam damals auf zwei.
Dass die Wahl in Dixville Notch bereits abgeschlossen ist, liegt an einem speziellen Gesetz für New Hampshire. Dieses erlaubt es Gemeinden mit weniger als 100 Einwohnern, sowohl bei den Vorwahlen als auch bei der Präsidentschaftswahl am Wahltag schon um Mitternacht ihr Wahllokal zu öffnen.
Isabelle Daniel
Die Wählerinnen und Wähler in den USA entscheiden nicht nur über ihren künftigen Präsidenten, sondern auch über die Neubesetzung des Kongresses: Im Repräsentantenhaus werden alle 435 Abgeordneten neu gewählt, zudem stehen rund ein Drittel der 100 Senatssitze zur Wahl. Vom Ausgang der Kongresswahl hängt auch die Machtfülle des künftigen Staatsoberhaupts ab – denn die Parlamentskammern können Gesetzesvorhaben verzögern oder blockieren.Welche Bedeutung die beiden Parlamentskammern haben, lesen Sie hier:
Isabelle Daniel
In den besonders umkämpften Bundesstaaten fürchten die US-Sicherheitsbehörden Gewalt durch die Verbreitung von Falschinformationen. "Solche Aktionen bergen die Gefahr, zu Gewalt anzustiften, unter anderem gegen Wahlhelfer", teilten die Bundespolizei FBI, die nationale Geheimdienstdirektion und die Behörde für Cybersicherheit mit. Die größte Bedrohung gehe in diesem Zusammenhang von Russland aus.
Die Geheimdienstdirektion hatte in den vergangenen Wochen bereits mehrfach vor Desinformation zur Wahl durch ausländische Akteure gewarnt – insbesondere durch Russland und den Iran. Sowohl die Regierung in Moskau als auch das Regime in Teheran wiesen die Vorwürfe zurück. Ende Oktober hatten die drei Sicherheitsbehörden auf ein millionenfach geklicktes Video verwiesen, das angeblich einen Mann zeigte, der in Bucks County im Swing-State Pennsylvania Briefwahlzettel sortiert und die für Trump abgegebenen Stimmzettel zerreißt. Der Wahlvorstand von Bucks County stellte klar, dass das Video eine Fälschung sei. Laut den US-Behörden wurde das Video von russischen Akteuren produziert und verbreitet.
Alena Kammer
Die ganze Welt blickt in dieser Wahlwoche nicht nur auf die USA insgesamt, sondern insbesondere auf die sogenannten Swing-States. Also jene Bundesstaaten, in denen der Abstand zwischen den Kandidaten so knapp ist, dass das Ergebnis bis zum Wahltag offen ist. Diese Bundesstaaten gelten als letztlich wahlentscheidend. In diesem Jahr sind die besonders umkämpften Bundesstaaten Pennsylvania, Michigan, Wisconsin, Arizona, Nevada, North Carolina und Georgia.
Warum die Swing-States so einflussreich sind und welche Themen die Wechselwähler beschäftigen, lesen Sie hier:
Isabelle Daniel
Abstimmungen zu Schwangerschaftsabbrüchen in zehn Bundesstaaten
Parallel zur Präsidentschafts- und Kongresswahl wird in mehreren Bundesstaaten auch über Änderungen der Regeln beim Recht auf Schwangerschaftsabbruch abgestimmt. Dort wird eine besonders hohe Wahlbeteiligung erwartet – vor allem Kamala Harris versuchte im Wahlkampf, mit dem Thema Frauenrechte zu mobilisieren. Worum es im Einzelnen geht:
Isabelle Daniel
Nach einer fast zweistündigen Rede hat Donald Trump seine Abschlusskundgebung in Michigan beendet. Seinen Anhängern rief er zum Abschluss zu: "Ich liebe euch."
Trump holte bei der Kundgebung auch mehrere seiner Kinder auf die Bühne. Das Publikum jubelte, als seine Söhne Eric und Don Jr. sowie seine Tochter Tiffany für eine erneute Präsidentschaft ihres Vaters warben. Eric Trump sagte: "Ich kann Ihnen sagen, dass wir als Sohn, als Familie, noch nie in unserem Leben so stolz auf einen Menschen gewesen sind." Ebenfalls dabei waren Trumps Schwiegertochter Lara Trump und sein Schwiegersohn Michael Boulos. Trumps Sohn Barron und seine Tochter Ivanka fehlten.
"Ivanka sitzt zu Hause und schaut sich jede Sekunde hiervon an", sagte Trump über seine Tochter, die sich im Wahlkampf auffällig zurückgehalten hatte. Ivanka Trump arbeitete während Trumps Zeit im Weißen Haus als enge Beraterin ihres Vaters.
Luis Kumpfmüller
Eigentlich verbietet das US-amerikanische Recht ausländischen Unternehmen, mit Spenden in den Wahlkampf einzugreifen. Deutsche Konzerne fanden trotzdem einen Weg, schreibt mein Kollege Jens Tönnesmann. Das meiste Geld floss offenbar an das Team von Trump – und das, obwohl der Republikaner als Protektionist bekannt ist.
Was sich deutsche Unternehmen von den Spenden erhoffen, lesen Sie hier:
Isabelle Daniel
Unversöhnlich bleibt der Ton auch bei den Abschlusskundgebungen von Donald Trumps Running Mate J. D. Vance. Bei einem seiner letzten Wahlkampfauftritte, den er in der Stadt Atlanta im Swing-State Georgia absolvierte, zeigte sich der Senator von Ohio siegesgewiss. "In zwei Tagen werden wir den Müll rausbringen, und der Name des Mülls ist Kamala Harris." Das Publikum reagierte darauf mit lautem Applaus.
Kurz zuvor hatte Vance den Demokraten noch vorgeworfen, respektlos und "sogar mit Hass" auf Teile der US-Bevölkerung zu blicken. Dabei bezog sich Vance auf eine Äußerung von Präsident Joe Biden, der kürzlich Unterstützer Trumps indirekt als "Müll" bezeichnet hatte. Hintergrund war eine Wahlkampfkundgebung Trumps in New York, bei der der Comedian Tony Hinchcliffe das US-Außengebiet Puerto Rico eine "Müllinsel" genannt hatte.
Isabelle Daniel
Auch Donald Trump absolviert seinen letzten großen Wahlkampfauftritt: Wie schon 2016 und 2020 beendet er seinen Wahlkampf in der Stadt Grand Rapids im Swing-State Michigan.
Seine Rivalin Kamala Harris überzog er zu Beginn seines Auftritts erneut mit Beleidigungen. Harris sei eine "linksradikale Verrückte" und eine "Person mit sehr niedrigem IQ", sagte er. Der Ex-Präsident attackierte auch andere prominente Demokraten, darunter Joe Biden, Adam Schiff und Nancy Pelosi. Letztere beschimpfte er indirekt auch sexistisch. Die ehemalige Vorsitzende des Repräsentantenhauses sei "korrupt", "böse" und "krank", behauptete Trump – um dann zur Bezeichnung der 84-Jährigen als "crazy bi…" anzusetzen. Das Wort sprach Trump nicht aus. US-Medienberichten zufolge riefen daraufhin Menschen aus dem Publikum die auf Pelosi zielende Beleidigung.
Wie schon in den vergangenen Tagen behauptete Trump erneut, ein Sieg seiner politischen Gegner sei nur durch Betrug möglich. Mehr zu den Abschlusskundgebungen der Präsidentschaftskandidaten lesen Sie hier:
Isabelle Daniel
Sorgen Frauen für den Sieg der Demokraten? Davon zeigt sich wenige Stunden vor der Wahl zumindest Vizepräsidentschaftskandidat Tim Walz überzeugt. "Leute, es wird jetzt ziemlich einfach: Kamala und ich vertrauen Frauen", sagte er bei seiner Abschlusskundgebung. "Morgen werden Frauen in ganz Amerika, jeden Alters und beider Parteien, eine laute und klare Botschaft an Donald Trump senden, ob es ihm gefällt oder nicht."
Seine Äußerungen waren eine Replik auf Trump, der in der vergangenen Woche im Staat Wisconsin verkündet hatte, er werde als Präsident Frauen beschützen – "ob die Frauen es mögen oder nicht". Trump erwähnte, seine Mitarbeiter hätten ihm abgeraten, sich als Beschützer zu bezeichnen, weil das "nicht angemessen" sei.
Umfragen zufolge gibt es bei der diesjährigen Wahl eine besonders große Gender-Lücke: Frauen tendieren demnach deutlich stärker zu Harris, Männer eher zu Trump.
Isabelle Daniel
Es war ein Wahlkampfauftritt wie eine Halbzeitshow des Super Bowl: Bei ihrer Abschlusskundgebung vor Zehntausenden Anhängern in Philadelphia hat Kamala Harris prominente Unterstützung erhalten. Die Sängerin Lady Gaga performte vor Harris' Auftritt das Lied God Bless America am Klavier und rief außerdem gezielt Frauen dazu auf, die Demokratin bei der Wahl zu unterstützen. Lange hätten Frauen keine Stimme gehabt, sagte Lady Gaga. Jetzt seien sie an der Entscheidung beteiligt, wie es mit dem Land weitergehe. "Ich habe meine Stimme abgegeben für eine, die Präsidentin für alle Amerikaner sein wird", sagte sie. "Und jetzt, Pennsylvania, sind Sie dran. Das Land ist auf Sie angewiesen."
Ebenfalls bei dem Auftritt dabei war die TV-Moderatorin Oprah Winfrey, die eindringlich vor einem Sieg Donald Trumps warnte. Werde dieser erneut Präsident, hätten die US-Bürgerinnen und Bürger womöglich nie wieder die Möglichkeit zum Wählen.
Pennsylvania gilt als wichtigster unter den sieben Swing-States. Auch Philadelphia hat eine große symbolische Bedeutung: Dort steht die Liberty Bell, die bei der ersten öffentlichen Verlesung der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung geläutet wurde. Vielen Menschen ist die Stadt außerdem aus dem Film Rocky bekannt. "Es ist schön, wieder in der Stadt der brüderlichen Liebe zu sein, wo das Fundament unserer Demokratie geschmiedet wurde, und hier an diesen berühmten Stufen, einer Hommage an diejenigen, die als Außenseiter beginnen und sich zum Sieg hocharbeiten", sagte Harris. Sie sprach von "Optimismus, Energie und Freude", die ihre Kampagne geprägt habe. Ihr Ziel sei es, eine "Zukunft der Hoffnung" aufzubauen.
Julica Jungehülsing
Vor allem in umkämpften Swing-States wie Nevada und Arizona, in denen es 2020 zu Protesten kam, verstärken die Behörden die Sicherheitsvorkehrungen. Einige Schulen und Kirchen, die zuvor als Wahllokale dienten, werden aus Sicherheitsgründen nicht mehr zur Stimmabgabe genutzt. Der Sheriff von Arizona hat seine Abteilung in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Drohnen und Scharfschützen stehen bereit, falls es zu Gewaltausbrüchen kommen sollte. In Las Vegas umgibt ein Sicherheitszaun das Wahlzentrum.
Auch in Michigan wurden vorbeugende Maßnahmen getroffen: In Detroit patrouillieren Polizisten in der Auszählungshalle für die Briefwahl. In zehn Bundesstaaten ist die Nationalgarde im Einsatz, in neun weiteren stehen Truppen bereit. Die Behörden reagieren damit auf Befürchtungen möglicher politischer Gewalt während und nach dem Wahltag. Trotz der angespannten Lage fühlen sich viele Wähler sicher, ihre Stimme abzugeben. "Der Zaun und die Polizeipräsenz geben mir ein Gefühl der Sicherheit", sagt eine Wählerin in Las Vegas.
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