Der republikanische Kandidat Donald Trump hat die US-Präsidentschaftswahl gewonnen. Nachdem er in den Bundesstaaten Pennsylvania, Wisconsin, Georgia und North Carolina die Stimmenmehrheit holte, erreichte er die erforderliche Mehrheit an Wahlleuten. Bereits am Mittwochmorgen mitteleuropäischer Zeit hatte sich Trump zum Sieger der Wahl erklärt. Er sagte in einer Rede vor seinen Anhängern in Florida: "Es ist ein politischer Sieg, wie ihn unser Land noch nie erlebt hat".
DAI Heidelberg: Angst, dass Trump Macht ausnutztDer Tag nach der Wahl in den USA. Besuch bei Jakob Köllhofer im Deutsch-Amerikanischen Institut (DAI) in Heidelberg. Köllhofer leitet das Haus seit 47 Jahren, Ende dieses Jahres geht er in den Ruhestand. Er fragt sich nun - wie mutmaßlich viele andere Menschen auch: Was hat die US-Amerikaner dazu gebracht, mehrheitlich für Trump zu stimmen? Eine schnelle Antwort darauf hat er nicht. Köllhofer sagte dem SWR, er habe Angst davor, dass Trump jetzt alle Planstellen mit Leuten besetzen kann, die in seinem Sinne "fest entschlossen sind, das umzusetzen, was sie sich vorgenommen haben". Die vier Amtsjahre würden "große Folgen haben", nicht nur für die USA, sondern auch "für die traditionellen Verbündeten".
Es wird ein Weckruf sein für Europa und für Deutschland. Ich hoffe, dass wir dann nüchtern und sachlich und ebenfalls entschlossen damit umgehen.
"America first" wird laut Experte "alles dominieren"Köllhofer erklärte, Deutschland werde sich daran gewöhnen müssen, dass Trump "mit der Macht im Rücken nicht vergisst, was er vorher angekündigt hat". So zählen zu Trumps Vorhaben unter anderem Massenabschiebungen von seiner Ansicht nach illegalen Einwanderern. Trump, so Köllhofer weiter, werde "all die Bündnisse und die Regeln in der Handelspolitik umkrempeln - 'Amercia first' wird alles dominieren". Europa werde sich sehr wahrscheinlich mit Handelszöllen abfinden müssen, was zu Einbußen bei den Exporten führen könne. Außerdem müsse sich Deutschland in der Sicherheitspolitik neu aufstellen.
USA-Experte: Wirtschaft und Migration haben Wahl entschiedenDer Politiker und Rechtsanwalt Karl A. Lamers aus Heidelberg gilt als ausgewiesener Außenpolitik- und USA-Experte. Dem SWR sagte Lamers am Mittwochmorgen in einer ersten Einschätzung, die Themen Wirtschaft und Migration hätten aus seiner Sicht diese Wahl in den USA entschieden.
Donald Trump könne in den USA jetzt quasi "durchregieren". Denn auch der US-Senat verfüge künftig wohl über eine republikanische Mehrheit, genauso wie das Repräsentantenhaus. Zudem sei das Oberste Gericht republikanisch geprägt. Damit könne Trump all das machen, was er sich vorgenommen hat, so Lamers.
Für Deutschland bedeute eine Trump-Präsidentschaft vor allem "Druck" - besonders in verteidigungs- und wirtschaftspolitischer Hinsicht. Trump sei bekanntermaßen ein Mann, der nichts von Allianzen halte. "Das heißt, die UNO und die NATO werden sich warm anziehen müssen." Auch für die Ukraine werde es große Schwierigkeiten geben.
Ex-US-Soldat in Mannheim enttäuscht über WahlergebnisIn Mannheim waren bis 2015 tausende US-Soldaten stationiert. Manche von ihnen leben auch jetzt noch in der Stadt und sind nicht in ihre Heimat zurückgekehrt. Einige haben zum Beispiel hier geheiratet und eine Familie gegründet. Den Morgen nach der US-Wahlnacht verbringen ein deutsch-amerikanisches Ehepaar und eine Halb-Amerikanerin im Mannheimer Stadtteil Franklin gemeinsam vor dem Fernseher. Der US-Nachrichtensender CNN läuft, es wird in Dauerschleife über die Wahl, das Ergebnis, über Trump und Harris berichtet. Ex-Soldat Vernon Baker sagt dem SWR, er habe für Kamala Harris gestimmt. Entsprechend enttäuscht zuckt er die Achseln: "Jetzt müssen wir mit dem Ergebnis klarkommen und es akzeptieren. Die Welt dreht sich weiter."
Neben Baker und dessen Ehefrau Martina sitzt Michaela Person, sie ist in Wiesbaden geboren, hat einen US-amerikanischen Vater und eine deutsche Mutter. Person lebte 30 Jahre in den USA. Sie hat Kamala Harris die Daumen gedrückt und gibt zu, sie fühle nun "eine gewisse Traurigkeit".
Ich glaube, dass Trump die Nation rückwärts führt. Also zurück geht und nicht vorwärts. (...) Ich glaube, viele verstehen ihre eigenen Leute nicht. Warum wählt man so einen Menschen?
Am Mittwochmittag haben die Universität Mannheim zu einer Nach-Wahl-Veranstaltung im Ostflügel des Mannheimer Schlosses eingeladen. Dabei soll laut Universität die Wahl in den USA politisch eingeordnet und analysiert werden. Zu Gast wird demnach David Sirakov von der Atlantischen Akademie sein, dazu Mannheimer Studierende, die sich für ein Austauschsemester in den USA aufhalten - sie sollen live zugeschaltet werden. Die Mannheimer Absolventin und SPD-Bundestagsabgeordnete Isabel Cademartori berichtet der Uni zufolge von ersten Reaktionen aus dem politischen Berlin.
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