Wie kommt VW aus der Krise? Tarifgespräche gehen in die zweite ...

2 Stunden vor

Stand: 30.10.2024 00:01 Uhr

Bei VW droht ein massiver Job-Abbau, Werke könnten geschlossen werden. Vor Beginn der zweiten Verhandlungsrunde für einen neuen VW-Haustarif klaffen die Forderungen von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite weit auseinander.

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von Annette Deutskens

Die Gräben zwischen den beiden Tarifparteien erscheinen so tief, dass aktuell nur schwer vorstellbar ist, wie ein Kompromiss aussehen könnte. Die Gewerkschaft IG Metall und der VW-Betriebsrat fordern sieben Prozent mehr Lohn für die Volkswagen-Beschäftigten in den westdeutschen Werken. Die Arbeitgeberseite hat bisher kein Angebot unterbreitet, sondern in der ersten Gesprächsrunde im Wesentlichen darauf verwiesen, dass eine "nachhaltige Kostenentlastung" nötig sei, um langfristig Arbeitsplätze zu erhalten.

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Zweite Tarifrunde ohne Proteste?

Die erste Tarifrunde Ende September war von heftigen Protesten begleitet worden. Tausende VW-Beschäftigte waren zum Verhandlungsort in Hannover gekommen, um ihren Unmut über die Sparpläne des Unternehmens kundzutun. Die zweite Verhandlungsrunde findet im Stadion in Wolfsburg statt - voraussichtlich ohne aufgebrachte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die gab es allerdings schon am Montag in den verschiedenen VW-Werken. Der Anlass: Der Betriebsrat informierte über die Sparpläne von VW. Dazu gehören demnach Werkschließungen, drastische Lohneinbußen von 10 bis 18 Prozent und Kündigungen.

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Einsparpotential bei Gehältern und Boni

Wie das Handelsblatt am Dienstag berichtete, will Volkswagen den größten Teil seiner Einsparungen über den Lohnverzicht erreichen. Die Zeitung beruft sich auf ein Dokument des Vorstands. Demnach könnte eine Kürzung der Gehälter zusammen mit der Streichung von Boni und Sonderzahlungen jährlich zwei Milliarden Euro bringen - womit die Hälfte des Sparziels erreicht wäre. Im vergangenen Dezember hatte VW seine Sparpläne bekanntgegeben: Demnach sollten 2024 vier Milliarden und bis 2026 insgesamt zehn Milliarden Euro eingespart werden.

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AUDIO: Kommentar zu VW: "Der Kanzler muss die Hilferufe ernst nehmen" (3 Min)

VW will konkrete Forderungen präsentieren

Offiziell bestätigt hat das Unternehmen bisher weder Pläne für Werkschließungen noch Kündigungen. Das könnte sich jetzt ändern. Aus Volkswagen-Kreisen hieß es, man werde "mit konkreten Forderungen auf die IG Metall zugehen". VW begründet seinen strikten Sparkurs damit, dass das Unternehmen aktuell zu wenig mit den Autos verdiene und gleichzeitig die Kosten für Energie, Material und Personal weiter gestiegen seien. "Diese Rechnung kann auf Dauer nicht aufgehen", so VW-Markenchef Thomas Schäfer in einem internen Schreiben an die Belegschaft. Wenn die Marke VW nicht wieder wettbewerbsfähig werde, könne sich das Unternehmen keine Investitionen in die Zukunft leisten, erklärt Personalvorstand Gunnar Kilian.

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Experten: VW muss sparen

Die IG Metall zeigt sich kämpferisch. So lange die "Drohkulisse", also Werkschließungen und potenzielle Massenentlassungen, nicht vom Verhandlungstisch verschwinde, bleibe das Vertrauen "beschädigt". Die Gewerkschaft verlangt genauso wie der Betriebsrat vom Vorstand einen Masterplan für das kommende Jahrzehnt. Viele Automobilexpertinnen und -experten sehen das genauso: VW müsse eine klare Vision für die nächsten Jahre skizzieren. Allerdings führe auch an Sparmaßnahmen kein Weg vorbei. "Kosteneinsparungen sind zwingend nötig", sagt Helena Wisbert, Professorin an der Ostfalia Hochschule in Wolfsburg. Sie sieht das Land Niedersachsen in der Pflicht, im aktuell eskalierenden Konflikt zwischen Arbeitnehmer- und Arbeitgeberseite zu vermitteln.

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Schwierige Lage für das Land Niedersachsen

Das Land Niedersachsen besitzt 20 Prozent der Stammaktien von VW und ist mit zwei Sitzen im Aufsichtsrat vertreten. "Der Zwiespalt des Landes liegt in der Frage: Will ich hohe Dividenden, oder will ich viele Arbeitsplätze? Und da wird sich das Land im Zweifelsfall für die Arbeitsplätze entscheiden", sagt Frank Schwope, Automobil-Experte an der Fachhochschule des Mittelstands in Hannover. Klar ist aber auch: Am Ende werden alle Seiten gemeinsam einen Kompromiss finden müssen. Viel Zeit dafür haben sie nicht, denn Kosten- und Wettbewerbsdruck bei VW sind hoch.

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