Sparkurs bei VW: Werksschließungen und Entlassungen möglich

14 Tage vor

Stand: 02.09.2024 21:59 Uhr

VW-Betriebsratschefin Cavallo hat "massiven Widerstand" gegen die Sparpläne von VW angekündigt. Der Wolfsburger Autobauer hatte zuvor erstmals Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht länger ausgeschlossen.

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Daniela Cavallo sagte am Montag, damit stehe "VW selber und somit das Herz des Konzerns infrage". Unter ihrer Leitung werde es keine Standortschließungen geben. Zudem wolle sie die bereits seit 1994 bestehende Jobgarantie retten, sagte Cavallo dem NDR Niedersachsen am Montag. Sie mache sich bereit auf zähe Verhandlungen. "Wir müssen zügig an den Tisch kommen", so die Betriebsratschefin. Es gehe nicht nur um Tarifverträge, sondern auch um strategische Fragen. in Bezug auf die künftige Ausrichtung des Unternehmens - gerade auch was die Umstellung vom Verbrenner-Antrieb auf die Elektro-Mobilität angehe. Die Belegschaft sei aktuell sehr verunsichert, sagte die Betriebsratschefin.

VW-Chef Schäfer: "Die Lage ist äußerst angespannt"

Nach Angaben des VW-Betriebsrats hält der Markenvorstand mindestens ein Fahrzeugwerk und eine Komponentenfabrik in Deutschland für entbehrlich. Welches Werk auf der Kippe stehen könnte, teilte Volkswagen am Montag nicht mit. VW kündigte zudem an, die eigentlich bis 2029 vereinbarte Jobgarantie aufkündigen zu wollen. Der bisher geplante Stellenabbau durch Altersteilzeit und Abfindungen reicht laut VW-Vorstand nicht mehr aus, um die gesetzten Einsparziele zu erreichen. Die Lage sei "äußerst angespannt" und durch "einfache Sparmaßnahmen" nicht mehr zu lösen, erklärte VW-Chef Thomas Schäfer am Montag in einem Schreiben an die Belegschaft. Das heißt, dass voraussichtlich ab dem kommenden Jahr betriebsbedingte Kündigungen möglich wären.

VW - Figure 2
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Karte: VW-Werke in Deutschland
Weil: "Frage der Schließung von Standorten darf sich nicht stellen"

Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) äußerte sich am Montag zu den Ankündigungen von VW. Er erwarte, dass sich "die Frage einer Schließung von Standorten" nicht stellt. Es müssten Alternativen genutzt werden. Das Land werde sich sehr aktiv und konstruktiv an den nun folgenden Gesprächen beteiligen, so Weil. Fokus liege dabei in besonderem Maße auf den Perspektiven der niedersächsischen Standorte und der dortigen Arbeitsplätze. Der Vorstand sowie der Betriebsrat und die Gewerkschaft müssten jetzt "sehr zügig in vertrauensvolle und ergebnisorientierte Verhandlungen eintreten", so Weil.

VIDEO: VW schließt Werksschließungen in Deutschland nicht mehr aus (4 Min)
IG Metall: "Missmanagement nicht auf Rücken der Kollegen austragen"

Die Gewerkschaft IG Metall kritisierte die Ankündigung des VW-Vorstands. Dieser habe einen "unverantwortlichen Plan präsentiert", sagte IG Metall-Bezirksleiter Thorsten Gröger laut einer Mitteilung vom Montag. Er fordert, dass der Vorstand eine nachhaltige Strategie entwickelt, die Volkswagen langfristig wettbewerbsfähig macht und Arbeitsplätze sichert. Das Missmanagement der vergangenen Jahre dürfe nicht auf dem Rücken der Kolleginnen und Kollegen ausgetragen werden, so Gröger.

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Kornblum: "Schließung des Werkes Braunschweig darf es nicht geben"

Wolfsburgs Oberbürgermeister Dennis Weilmann (CDU) geht davon aus, dass die Stadt Wolfsburg den von VW eingeschlagenen Weg "bestmöglich" begleiten wird. Es gelte jetzt "gute Lösungen für die Beschäftigten zu finden". Es müssten nun die richtigen Entscheidungen für VW und vor allem für den Standort Wolfsburg getroffen werden, so Weilmann. Für Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (SPD) darf es keine Schließung des Werkes Braunschweig geben. "Wir werden für unser Werk und die Arbeitsplätze kämpfen", sagte er gegenüber NDR Niedersachsen. Um die Folgen für die in Braunschweig ansässigen Unternehmen und Arbeitsplätze einschätzen zu können, werde die Stadt umgehend den Kontakt zu VW suchen - auch um die Folgen für die Stadt und die Region bewerten zu können. 

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Markenchef: "Müssen unsere Fixkosten noch weiter senken"

Dass Europas größter Autobauer mit seinen Ergebnissen nicht zufrieden ist, war bereits in den vergangenen Wochen bekannt geworden. Anfang August hatte VW-Finanzvorstand Patrik Mayer bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz gesagt, dass die bisherigen Sparbemühungen nicht ausreichten. Als belastend gilt vor allem das zuletzt schwache Neugeschäft. Markenchef Thomas Schäfer sprach sich für einen schärferen Sparkurs aus. "Wir müssen unsere Fixkosten noch weiter senken, um in diesem schwierigen Marktumfeld nachhaltig auf Kurs zu bleiben", sagte Schäfer Anfang August. Eine konkrete Summe hatte Schäfer nicht genannt.

VW-Halbjahresbilanz: 14 Prozent weniger Gewinn

Der Autobauer aus Wolfsburg hat nach eigenen Angaben im ersten Halbjahr 2024 rund 14 Prozent weniger Gewinn erwirtschaftet als im Vorjahr - das Ergebnis nach Steuern lag bei rund 8,5 Milliarden Euro. Bei den geplanten Ergebnisverbesserungen gebe es derzeit eine Lücke von zwei bis drei Milliarden Euro, berichtete das "Handelsblatt".

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"Effizienzprogramm": Zehn Milliarden Euro bis 2026

Ende 2023 hatte sich VW mit dem Betriebsrat auf einen Sparkurs verständigt. Durch das sogenannte Effizienzprogramm sollte das Ergebnis der Kernmarke in diesem Jahr um vier, bis 2026 um zehn Milliarden Euro verbessert werden. Gespart werden sollte laut der Vorgabe vor allem bei Material- und Fixkosten. Personalkosten sollten durch Abfindungen und Altersteilzeit gesenkt werden, hatte es seinerzeit geheißen.

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Dieses Thema im Programm:

Hallo Niedersachsen | 02.09.2024 | 19:30 Uhr

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