Wie gefährlich sind Faesers Hacking-Pläne?

31 Mär 2023
ZDFheute

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Nach den ZDF-Enthüllungen "Vulkan Files" über Russlands Cyberwaffen will Innenministerin Faeser mehr Hacking-Befugnisse für das BKA. Ein Experte hält das für "unverantwortlich".

Innenministerin Faeser will angesichts der Bedrohung durch russische Staatshacker das BKA stärken. Gegen Firmen, die Cyberangriffe unterstützen, müsse es Sanktionen geben.

Beitragslänge: 2 min Datum: 30.03.2023

Russland rüstet sich umfangreich mit Cyberwaffen aus. Das hat die internationale Recherche "Vulkan Files" gezeigt, an der ZDF frontal beteiligt ist. Die Moskauer Firma NTC Vulkan verkauft Software an Putins Militär und seine Geheimdienste, mit der Cyberangriffe auf Infrastruktur möglich sind - auch auf Deutschland.

Muss der deutsche Staat zurückschlagen können? Einen digitalen Gegenangriff, ein Eindringen in ein fremdes IT-System, nennt man "Hackback". Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) fordert gegenüber ZDF frontal nun:

Es geht nicht um aggressive Gegenschläge. Aber es geht natürlich darum, dass wir die Befugnisse haben, zu erkennen und die Angriffe zu stoppen. Diese Befugnisse brauchen wir allerdings und ich sehe diese Befugnisse beim Bundeskriminalamt am besten aufgehoben.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser

Faeser will also die Möglichkeit, "Angriffe zu stoppen" - den Begriff "Hackback" möchte sie aber nicht nutzen. Im Koalitionsvertrag ist auch klar festgelegt: "Hackbacks lehnen wir als Mittel der Cyberabwehr grundsätzlich ab." Der Experte für kritische Infrastruktur Manuel Atug unterstellt Faeser deshalb "Wortklauberei". Er sagt:

Frau Faeser wehrt sich zwar gegen den Begriff 'Hackback'. Aber was sie beschreibt, ist de facto nichts anderes. Entweder sie weiß es nicht besser - oder sie betreibt politischen Populismus. Beides ist fatal.

Manuel Atug, AG Kritische Infrastrukturen

Sehe Sie hier den kompletten Film von ZDF Frontal zu den "Vulkan Files":

Tausende interne Unterlagen des russischen IT-Unternehmens NTC Vulkan geben erstmals einen Einblick in Putins digitale Cyberkriegspläne.

Beitragslänge: 28 min Datum: 30.03.2023

Welche Gefahren haben Cyber-Gegenschläge?

Cyber-Experte Atug nennt Hackbacks "unverantwortlich" - und warnt vor zwei Problemen:

"Systeme sind stark miteinander vernetzt - wenn Sie welche in Moskau per Hackback zurückangreifen, kann das eine Kettenreaktion von Ausfällen auslösen, deren Folgen niemand absehen kann. Am Ende kann das zivile und kritische Infrastruktur treffen - in Deutschland und anderswo - und sogar Zivilisten töten.""Wer andere zurück hackt, muss mit Gegenschlägen rechnen. Russische Hacker hören sicherlich nicht auf, weil Deutschland ein bisschen zurück cybert."

Der Bundestags-Hack und was daraus folgen sollte

Im Cyberraum lassen sich offensive von defensiven Mitteln trennen.

Defensiv: Wer Backups erstellt oder eine gute Firewall hat, kann Angriffe abfedern oder abwehren, sodass diese keinen oder nur geringen Schaden anrichten. Offensiv: Man dringt durch eine Lücke in ein System ein und versucht, es lahmzulegen oder zu zerstören.

Russische Hacker hatten erfolgreich den Bundestag angegriffen und konnten Daten abgreifen. Atug macht dafür "schlecht gesicherte und auch veraltete Systeme, die teils ins Museum gehören", verantwortlich. Er rät grundsätzlich:

Statt mehr Befugnisse für das BKA zu fordern, sollten Politiker die deutschen Behörden und kritischen Infrastrukturen besser mit defensiven Sicherheitsmaßnahmen ausstatten.

Manuel Atug, AG Kritische Infrastrukturen

Lesen Sie hier die komplette Recherche zu den "Vulkan Files":

Exklusiv

Putins digitales Waffenarsenal - "Vulkan Files": Russland plant den Cyberkrieg 

Russische Geheimdienste planen Desinformation und Angriffe auf zivile Infrastruktur - mit Software des Moskauer Unternehmens Vulkan. Ein Leak offenbart Putins Cyber-Strategie.

von Joachim Bartz, Sophia Baumann, Maria Christoph, Carina Huppertz, Dajana Kollig, Nils Metzger, Hannes Munzinger, Frederik Obermaier, Bastian Obermayer, Ulrich Stoll und Hakan Tanriverdi

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