Volkstrauertag: Bedeutung, Gedenken und historische Hintergründe
Ursprung und Bedeutung erklärt
Bildunterschrift anzeigenBildunterschrift anzeigen
Der Volkstrauertag ist ein staatlicher Gedenktag zur Erinnerung an die Opfer von Krieg und Gewalt.
Quelle: Sebastian Willnow/dpa
Eine Woche vor Totensonntag findet in Deutschland der sogenannte Volkstrauertag statt. Vor öffentlichen Gebäuden werden die Fahnen auf Halbmast gesetzt, im Bundestag hält der Bundespräsident eine Rede. Warum ist das so?
Share-Optionen öffnen
Share-Optionen schließen
Mehr Share-Optionen zeigen
Mehr Share-Optionen zeigen
Der Volkstrauertag ist ein relativ moderner Feiertag in Deutschland, dessen Bedeutung trotzdem vielen unbekannt sein dürfte. Der Tag reiht sich ein in eine lange Liste der sogenannten stillen Tage, die in den Feiertagsgesetzen der einzelnen Bundesländer vorgeschrieben sind und an denen spezielle Einschränkungen gelten, die wiederum je nach Bundesland unterschiedlich ausgeprägt sind. Hier beleuchten wir, was es mit dem Volkstrauertag auf sich hat.
Weiterlesen nach der
Anzeige
Weiterlesen nach der
Anzeige
Der Volkstrauertag findet nicht an einem festen Datum, sondern immer eine Woche vor Totensonntag statt. Bei letzterem handelt es sich um den letzten Sonntag vor dem ersten Advent. Damit fällt der Volkstrauertag auf einen Sonntag Mitte November. In den nächsten Jahren wird der Volkstrauertag an folgenden Daten begangen:
Weiterlesen nach der
Anzeige
Weiterlesen nach der
Anzeige
Ursprünglich als Gedenktag für die gefallenen deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs ins Leben gerufen, dient der Volkstrauertag seit 1952 als Gelegenheit zum Innehalten für die Opfer von Krieg und Gewalt überall auf der Welt. Durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine fällt dem Volkstrauertag in diesem Jahr daher besondere Aufmerksamkeit zu.
Im Deutschen Bundestag findet am Volkstrauertag eine zentrale Gedenkstunde statt, zu der neben dem Spielen der Nationalhymne und des Soldatenliedes „Der gute Kamerad“ auch eine Rede des Bundespräsidenten gehört. In vielen Städten und Gemeinden werden Kranzniederlegungen durchgeführt, zudem werden Flaggen vor öffentlichen Gebäuden auf halbmast gesetzt.
Volkstrauertag im Nationalsozialismus und in der DDRNach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde der Volkstrauertag 1934 für propagandistische Zwecke umbenannt. Damit einher ging auch eine vollständige Umdeutung des pazifistischen Grundgedankens hin zu einem kriegsromantisierenden „Heldengedenktag“. Fortan stand die Verehrung des heldenhaften Soldaten im Mittelpunkt und die Trauerbeflaggung wurde abgeschafft.
Weiterlesen nach der
Anzeige
Weiterlesen nach der
Anzeige
Nach dem Krieg wurde der Volkstrauertag in den Feiertagsgesetzen der Bundesrepublik festgeschrieben, allerdings blieben die Inhalte vage. In der DDR nahm man den Volkstrauertag als Anlass, um der Opfer des Faschismus zu gedenken. Gleichzeitig nutzte die Staatsführung den Gedenktag für antiwestliche Propaganda.
Erst im Zuge der Wiedervereinigung kam dem Volkstrauertag wieder seine ursprüngliche Bedeutung von Frieden und Verständigung zu. Zunehmend rückten neben dem Erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus nun auch aktuelle Kriege und Konflikte in den Fokus des Gedenktages.
Was ist der Unterschied zwischen Volkstrauertag und Totensonntag?Der Totensonntag gilt in der evangelischen Kirche als Gedenktag für die Verstorbenen. Zugleich handelt es sich um den letzten Sonntag des Kirchenjahres. Auch Ewigkeitssonntag genannt, verbindet der stille Feiertag den Tod mit dem Glauben an die Ewigkeit. In Deutschland und anderen Ländern ist es üblich, dass Hinterbliebene am Totensonntag die Gräber ihrer Angehörigen besuchen.
Im Gegensatz zum religiösen Totensonntag handelt es sich beim Volkstrauertag um einen staatlichen Gedenktag. Statt Glaubensfragen stehen Veranstaltungen im Mittelpunkt, die die Versöhnung und Verständigung der Menschen über politische und kulturelle Grenzen hinweg thematisieren. Trotzdem gibt es insoweit eine religiöse Verbindung, als dass der Volkstrauertag nach seiner Wiedereinführung in den Fünfzigerjahren an das Ende des Kirchenjahres verlegt wurde. Eine Zeit, die in der Theologie von den Themen Tod und Ewigkeit bestimmt ist.
Ist der Volkstrauertag ein gesetzlicher Feiertag?Nein. Da der Volkstrauertag aber immer ein Sonntag ist, haben die meisten Menschen ohnehin arbeitsfrei. Als stiller Tag gelten zudem Einschränkungen, was das öffentliche Leben anbelangt. So können Unterhaltungsveranstaltungen, etwa aus dem Musik- oder Sportbereich, für eine gewisse Zeit untersagt werden. Ob und welche Einschränkungen gelten, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich.