VfB Stuttgart: Sorgen um Nationalspieler Undav

Respekt, den hatte Sebastian Hoeneß schon vor der Begegnung gegenüber dem Kollegen Gian Piero Gasperini und der von ihm seit neun Jahren zu einem Markenbegriff geformten Mannschaft bekundet. Atalanta Bergamo, sagte der Fußballlehrer des VfB Stuttgart, sei ein „mit allen Wassern gewaschener“ Gegner. „Da kommt etwas auf uns zu!“

VfB Stuttgart - Figure 1
Foto FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Wie recht er hatte! Nach der 0:2-Heimniederlage in der Champions League ist Hoeneß‘ Achtung vor dem Gasperini-Fußball und der Qualität des Europa-League-Gewinners, der dem deutschen Meister Bayer Leverkusen am 22. Mai beim 3:0-Finaltriumph die einzige Saisonniederlage beschert hatte, noch gewachsen. „Wir müssen Atalanta – nach vier Spielen in der reformierten Champions League noch unbesiegt und ohne Gegentor – Respekt zollen für den Auftritt hier“, sagte Hoeneß: „Die Mannschaft hat gezeigt, was sie ausmacht. Sie verteidigt sehr diszipliniert, ist sehr erfahren und abgezockt in ihrer Spielweise. Auf dem Niveau sind das Spielverläufe, die es geben kann und Erfahrungen, die wir gerade machen müssen.“

Rund zwei Wochen nach ihrem brillanten 1:0-Auswärtssieg bei einem allzu defensiv orientierten Juventus Turin bekamen die Schwaben gegen Atalanta Bergamo diesmal die stürmische Wucht und Finesse einer italienischen Spitzenmannschaft zu spüren. Der Tabellendritte der Serie A, dem in der heimischen Liga schon 29 Treffer gelangen, zeigte in den Momenten, die über Sieger und Verlierer entschieden, auch seine Kaltschnäuzigkeit im Abschluss.

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Beim Treffer von Ademola Lookman (51.), der die Bundesliga in seinen Jahren bei RB Leipzig kennengelernt hat, musste dieser nach einer Quervorlage von Charles De Ketelaere nur noch den Fuß hinhalten. Den belgischen Passlieferanten hatte Maximilian Mittelstädt zuvor nicht aufhalten können. Nicolò Zaniolo (88.) nutzte seinen Freiraum für einen wuchtigen Schuss aus 16 Metern, weil zuvor der Stuttgarter Innenverteidiger Anthony Rouault ein Luftloch produziert hatte statt den Ball wegzuhauen.

Eine kleine Unaufmerksamkeit hier, ein grober Patzer dort, dazu das Gefühl, nicht ganz auf Augenhöhe mit dem Gegner zu sein, trugen dazu bei, dass sich diese Niederlage gegen ein besseres Team aus der Lombardei verschmerzbar anfühlte. Auch die Spielstruktur der Bergamasken – inklusive Manndeckung über das gesamte Spielfeld – wirkte mobiler, strukturierter und elastischer, insgesamt besser einstudiert, als die der Stuttgarter, die in diesen Wochen ein wenig gestresst anmuten.

„Das bleibt nicht aus und gehört dazu“

Damit einher gingen zuletzt leichtere muskuläre Blessuren bei den wieder mitmischenden Chris Führich und Jeff Chabot sowie die Oberschenkelverletzung von Jamie Leweling, der die Stuttgarter wie die Nationalmannschaft derzeit nicht auf Touren bringen kann. Das gilt seit Mittwochabend auch für den Angreifer Deniz Undav, der zu Beginn der zweiten Hälfte auf dem Rasen der Stuttgarter Arena sitzen blieb und sich wegen stechender Oberschenkelschmerzen auswechseln ließ. Der Angreifer habe sich eine Zerrung zugezogen, teilte der Klub am Donnerstag mit. Ein Einsatz am Sonntag gegen Eintracht Frankfurt sei „fraglich, aber nicht ausgeschlossen“.

Hoeneß klagte nicht, sondern verwies nüchtern auf die Verletzungsproblematik im kühlen Herbst mit der hohen Anzahl an Pflichtspielen. „Das bleibt nicht aus und gehört dazu“, sagte er zu diesem Thema, „aber dafür haben wir auch einen großen Kader.“

Auch generell fing der Trainer des VfB ob der Niederlage und dem drohenden Ausfall seines besten Stürmers nicht zu lamentieren an. „Enttäuscht bin ich über das Ergebnis“, sagte er, „aber nicht über die Leistung meiner Mannschaft.“ Die besitzt in den nächsten drei Champions-League-Spielen die reale Chance, wieder zu den Siegern zu gehören. Bei Roter Stern Belgrad, gegen die Young Boys Bern und bei Slovan Bratislava winken Erfolgserlebnisse, die den VfB Stuttgart auf dem erstrebten Weg ins Achtelfinale der Champions League beflügeln und noch besser machen sollen. Vorausgesetzt, Muskeln und Sehnen halten den fortgesetzten Stresstest aus.

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