Dass es sich in den Orten der deutschen Bürokratie manchmal anfühlt, als wäre die Zeit stehengeblieben, kennen wir alle. Im schwäbischen Rottweil allerdings bleibt tatsächlich die Zeit stehen: Wenn die tickende Uhr an der Wand des Wartezimmers stockt, dann verfallen alle Menschen im Raum in den Dornröschenschlaf – solange, bis die Uhr wieder tickt. Verstörend, oder?
"Verstehen Sie Spaß?" hat sich diesmal die urdeutsche Amtsstube als Location für einen ihrer Scherze ausgeguckt: ein dankbarer Ort für Psychologiestudien aller Art. Wenn alle im Warteraum aufstehen, sobald der Amtsleiter aus seinem Zimmer tritt – steht dann auch die einzige nicht eingeweihte Person auf? Tatsächlich scheint der Gruppendruck groß zu sein: Brav erheben sich alle Verlade-Opfer, auch wenn ihnen das Staunen ins Gesicht geschrieben steht. Und wenn die Zeit stehenbleibt? Stumme Verblüffung, mehr nicht. Auf dem Amt halten wir offenbar alles für möglich.
Am Ostseestrand kassiert der Lockvogel bei bestem Sommerwetter zwei Euro "Schönwetterzulage" von den Badegästen, und wer nicht zahlt, für den wird persönlich Sturm, Nebel und Nieselregen vor dem Strandkorb initiiert. Am Chiemsee liefert ein Fahrradkurier das Essen ins Restaurant. Die Gäste aber regen sich nicht auf, sondern lachen lauthals. Deutschland sei so nett und so geduldig, staunt Studiogast Gaby Dohm. "Wenn alle Menschen auf der Welt so miteinander umgehen würden wie wir, hätten wir kein Problem", urteilt auch die bestens als Nervensäge verkleidete Schöneberger, nachdem sie im Café Knigge in Bielefeld ihr Croissant ungeniert in den Cappuccino anderer Gäste eintunkt und erstaunlich selten auf Gegenwehr stößt.
Als Fake-Postbeamter David allerdings die Kunden bittet, die hingehaltene Briefmarke abzulecken, ist für die ersten Deutschen Schluss mit lustig: "Ich hätte Ihnen eine schmieren wollen", sagt eine Dame nach der Auflösung. David düpiert außerdem als Salzburger Standesbeamter eine Hochzeitsgesellschaft, indem er sie erst in den Keller bittet, dann den Trauzeugen peinliche Fragen stellt, einen Werbeblock dazwischenschaltet und schließlich alle dazu animiert, "Highway to Hell" zu singen. Die Hochzeitsgesellschaft staunt. Und lacht.
Im Video plaudert die Schöneberger über Günther Jauch © © IMAGO/Future Image, IMAGO/Eventpress; Promipool
"Verstehen Sie Spaß?" hat auch wieder jede Menge Promis mit versteckter Kamera aufgelauert. Ben Zucker etwa wird von seiner Schwester in ein italienisches Restaurant gebeten, weil sie ihm etwas ganz, ganz Wichtiges mitteilen will. "Mein Bruder ist die neugierigste Person, die man sich vorstellen kann", verrät Sarah Zucker. Doch immer, wenn sie zur Sache kommen will, schalten sich Kellner, Gäste oder ein paar Straßenmusikanten dazwischen. Zum Glück sitzt Barbara Schöneberger in der Ecke, deren Kleid auch als Sofakissen durchgehen würde. Zucker erkennt sie trotzdem – und versteht gerade noch rechtzeitig Spaß, bevor er explodiert.
Ernie und Bert sind geladen, schließlich feiert das Pärchen aus der Sesamstraße in diesem Jahr 50. Geburtstag. Als Geschenk dürfen die beiden Herren im besten Mannesalter nicht nur Barbara Schönebergers Unterarm streicheln, sondern außerdem als Lockvogel Kinder reinlegen. Aus dem Fernseher heraus überreden sie die Kids, ihnen Kekse in den Bildschirm zu reichen. Glaubt das die Erzieherin, wenn sie zurückkommt? Ein Hauch von "Dingsda" weht durch „Verstehen Sie Spaß?“, aber süß ist das allemal.
Opfer der "Live-Verlade" ist diesmal Comedian Ralf Schmitz, der bei seinem Auftritt in Berlin erst mit zwei höchst anstrengenden Gästen – Mutter und Sohn – fertig werden muss und dann von einem als Security verkleideten Hans "Der Bergdoktor" Sigl bis auf die Bühne gestalkt wird. Es spricht für Schmitz, dass er sich trotz des wachsenden Debakels vor Lachen kaum mehr einkriegt. "Ich hasse euch", sagt er lachend nach der Auflösung.
Das Beste sei immer "diese Tausendstelsekunde, in der das dann begriffen wird", findet Hans Sigl. "Ich hasse dich", bescheidet Schmitz dann auch Barbara Schöneberger, als er nach seiner Live-Show im Studio aufschlägt. Um dann doch zu erklären, dass er eigentlich sein Leben lang gehofft hatte, einmal verladen zu werden. So wie ihm geht es vielen Menschen. Hoffen wir, dass wir dann so viel Humor beweisen wie Schmitz und die anderen Opfer dieser Sendung.
Im Video seht ihr die Anfänge von Hans Sigl! © © Tristar Media/Getty Images; Peter Bischoff/Getty Images; Promipool