Top-Start für Boris Herrmann bei der Vendée Globe | float Magazin
Drei Stunden, nachdem Violette Dorange als Letzte die Leinen am Steg losgeworfen hatte, wurde das Spektakel zur Verabschiedung zu einem Geduldspiel auf dem Wasser. Wie befürchtet und von Wetter-Experte Sebastian Wache auf float prognostiziert, glänzte der Wind zum Start der Vendée Globe mit Abwesenheit. Doch Boris Herrmann kam gleich gut in Fahrt.
Mehr treibend als segelnd pirschten sich die Yachten an die Startlinie vor der Küste von Les Sables d’Olonne heran. Boris Herrmann hatte sich ganz auf der linken Seite der Linie positioniert. Während er mit dem Code Zero noch Höhe ziehen musste, um die Startboje zu erreichen, kam ein Pulk mit mehreren Favoriten heran.
Doch punktgenau mit dem Signal um 13.02 Uhr war die Malizia Seaexplorer an der Linie, konnte mit dem etwas spitzeren Kurs Tempo generieren und vor dem Pulk durchziehen. Zwischenzeitlich schob sich Herrmann sogar auf Platz 1.
Aber die erste Phase des Rennens, für die Herrmann nach eigenen Worten keine Strategie ausgearbeitet hatte und auf den Wind reagieren wollte, war geprägt von einzelnen Windfeldern. Schnell schob sich Paul Meilhat vorbei, und die Platzierungen mischten sich munter durch. Es wird nicht das letzte Mal in diesem Rennen sein.
Wechselnde Winde mischen das Startfeld durchViel Pech hatte Conrad Colman (USA/Neuseeland) am Start. Eine Leine hatte sich in seinen Anhängen am Heck verfangen. Helfer kamen bei dem 40-Jährigen an Bord, um ihn von der Last zu befreien. Da Hilfe während des Rennens nicht gestattet ist, muss Colman einen Neustart hinlegen. Angesichts des Windes ist es aber kein Problem, wieder Anschluss an die Flotte zu bekommen.
Es war auch eine Frage der richtigen Segelwahl und des möglichst geringen Wasserwiderstands, die in dieser frühen Phase des Rennens ihren Einfluss hatten. Die leichten Gennaker, die viele gesetzt hatte, fielen ein und funktionierten in der leichten Brise nicht.
Die Skipper, die ihre Foils weit einziehen können, waren klar im Vorteil. Das Team Malizia hat gerade an diesem Punkt in den vergangenen Jahren intensiv gearbeitet. So hat die Yacht ihre Leichtwind-Qualitäten deutlich verbessert.
Freude über einen gelungenen Auftakt bei Boris Herrmann. © Boris Herrmann
Ein Grund ist auch, dass die Yacht mit dem hohen Freibord nicht so schwer ist, wie sie auf den ersten Blick erscheint. Auf eine überschwere Kielbombe kann sie verzichten. Die würde im Falle einer Kenterung durch das Canting-System zum Aufrichten benötigt. Da sich die Malizia Seaexplorer durch das hohe Volumen des Deckshauses aber schneller drehen würde, kann sie auf rund 600 kg in der Kielbombe verzichten, verriet Herrmann.
In den weiteren Stunden werden die Akteure weiterhin mit schwachem Wind rechnen müssen. Genau verfolgen lässt sich am Online-Tracker. Die schnelleren Foiler werden wohl eine etwas nördlichere Route weg von Land wählen, während für die Non-Foiler der direkte Weg durch die Biskaya in Richtung Kap Finisterre an der nordwestlichen Spitze Spaniens der beste sein dürfte.