Varta Aktie verliert 80 Prozent: rettet Porsche die Batteriefirma?

Der angeschlagene Batteriehersteller Varta will eine Insolvenz vermeiden

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© Karl-Josef Hildenbrand/dpa / Picture Alliance

Die Krise bei Varta verschärft sich, die Rettung soll nun ein vorinsolvenzliches Sanierungsverfahren bringen. Auch Porsche will helfen. Aktionären droht ein riesiger Verlust

Anleger reagieren auf das geplante Sanierungsverfahren beim Batteriehersteller Varta mit einem Ausverkauf der Aktien. Zur Eröffnung brechen die Titel um fast 80 Prozent auf ein Rekordtief von 2,10 Euro ein. Das angeschlagene Unternehmen aus Ellwangen hatte am Sonntag Lösungen für eine Sanierung angekündigt, bei der die hohe Schuldenlast reduziert werden soll, die Aktionäre und Aktionärinnen aber leer ausgehen. 

Varta hat beim Amtsgericht Stuttgart ein sogenanntes vorinsolvenzliches Sanierungsverfahren angemeldet. Eine Insolvenz ist nur zu vermeiden, wenn Gutachter dem Unternehmen eine positive Fortführungsprognose ausstellen. Dazu sei frisches Kapital von knapp 100 Mio. Euro nötig, sagte der als Sanierer an Bord geholte Vorstandschef Michael Ostermann. Einer von zwei konkurrierenden Vorschlägen sei eine gemeinsame Kapitalspritze des bisherigen Großaktionärs Michael Tojner sowie des Sportwagenbauers und Varta-Kunden Porsche. Der andere komme von den Gläubigern. 

Welche der beiden Lösungen zum Tragen komme, sei noch offen, sagte Ostermann, der im Mai zu Varta gekommen war. „Am Ende ist mir wichtig, dass wir eine gute Lösung für die Varta haben.“ Die bisherigen Aktionäre würden in beiden Fällen leer ausgehen. Ihre Anteile waren am Freitag noch 440 Mio. Euro wert.

„Ich bin angetreten, die Varta zu retten. Das ist mir eine Herzensangelegenheit.“ Ohne eine Reduzierung der Schulden könne Varta nicht angemessen investieren, erklärte Ostermann. „Ziel ist ein Schuldenschnitt.“ Doch dabei müssen die Banken und die Hedgefonds mitspielen, die sich in einen Konsortialkredit über 235 Mio. Euro eingekauft haben. 250 Mio. Euro hat sich Varta mit Schuldscheindarlehen geliehen.

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Eine hohe zweistellige Millionen-Kapitalspritze sei die Voraussetzung dafür, dass das Unternehmen von den Gutachtern eine positive Fortführungsprognose bekomme, sagte Ostermann. Diese wiederum ist die Basis, um eine Insolvenz zu vermeiden. Der österreichische Investor Michael Tojner, der gut 50 Prozent der Varta-Anteile hält, würde gut die Hälfte dazu beisteuern und damit die Mehrheit behalten, der Rest könnte von Porsche kommen. Damit wäre Varta bis 2027 durchfinanziert.

Das schwedische Unternehmen Northvolt sollte eigene Batterien für die europäische Autoindustrie liefern, doch jetzt häufen sich die Probleme. Dabei hatte Northvolt gerade erst mit dem Bau einer Fabrik in Schleswig-Holstein begonnen

Porsche: „Schlüsseltechnologien erhalten“

„Wir können bestätigen, dass Porsche in Verhandlungen (mit Varta) steht“, sagte ein Sprecher des Sportwagenbauers. Der Volkswagen-Tochter geht es vor allem um die großen Lithium-Ionen-Batteriezellen, die im nächsten Porsche 911 GTS verwendet werden sollen. „Das Ziel unseres Engagements wäre, diese Schlüsseltechnologie am Standort Deutschland zu erhalten.“ Porsche hatte signalisiert, die Mehrheit an der Varta-Tochter V4Drive zu übernehmen, die die Auto-Batterien herstellt. Doch das allein reicht offenbar nicht aus. „Unter bestimmten Umständen könnten wir uns daher vorstellen, uns auch an einer finanziellen Neuaufstellung der Varta AG insgesamt zu beteiligen“, erklärte der Autobauer. Die Gespräche dazu liefen aber noch.

Grund für die Schieflage sind laut Ostermann Investitionen aus den Jahren 2021 und 2022, die sich bisher nicht ausgezahlt hätten – in große Lithium-Ionen-Batterien, aber auch in Mini-Akkus für Kopfhörer. V4Drive war der große Hoffnungsträger für Varta, entpuppte sich aber als Belastung. Mangels Aufträgen legte das Unternehmen den Bau einer Fabrik für große Lithium-Ionen-Batterien auf Eis.

Einen Jahresabschluss für 2023 hat das Unternehmen bisher nicht vorgelegt – wegen eines Cyberangriffs im Frühjahr, aber auch wegen der unsicheren Zukunft. Bis das Sanierungskonzept umgesetzt sei, werde es mindestens bis in die zweite Augusthälfte dauern, erklärte Varta.

Das Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) gibt es seit drei Jahren in Deutschland. Mit diesen Verfahren soll verhindert werden, dass ein operativ lebensfähiges Unternehmen in die Pleite rutscht. Dabei kann der Widerstand einzelner Gläubiger, aber auch der Aktionäre ausgehebelt werden. Auf diesem Weg hatte sich im vergangenen Jahr der Nürnberger Autozulieferer Leoni saniert. Auch dort verloren die Aktionäre alles, was auf heftige Kritik von Anlegerschützern stieß.

rtr/kb

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