USA Ostküste: Drei sehr gute Luxushotels in und um New York

Ein grandioser Blick auf den Central Park, residieren in einer toskanischen Villa mit Butler oder wohnen in Motto-Zimmern: Unser Kolumnist hat bei seinem Test-Trip in drei Sterne-Hotels im Großraum von New York vorbeigeschaut

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Carsten K. Rath hat zahlreiche Grandhotels geführt. Er ist Gründer des Hotel-Rankings „Die 101 besten Hotels“, das auch als Buch in Kooperation mit Capital erscheint. Hotels, über die er für Capital schreibt, bereist Rath auf eigene Rechnung.

Ich kenne die USA ziemlich gut. Mehrere Jahre lang habe ich hier gelebt und die Mentalität sowie Lebensweise der Menschen kennengelernt. Zuerst während eines Sommersemesters an der Cornell University in New York, später als Hoteldirektor des Ritz-Carlton in Naples, Florida. Diesmal aber möchte ich Nordamerika neu für mich entdecken, mit etwas zeitlichem Abstand und somit frischer Perspektive. Drei Hotels der Spitzenklasse interessieren mich: die Fünf-Sterne-Häuser „Mandarin Oriental“, „Glenmere Mansion“ und „Winvian Farm“ – allesamt im Großraum von New York gelegen. Begleiten Sie mich also diesmal auf einem kleinen Roadtrip durch den Nordosten der USA.

Manhattan mittendrin: das Mandarin Oriental

Meine erste Station ist das „Mandarin Oriental“, das eine knappe Autostunde vom Flughafen JFK entfernt ist. Die Mandarin Oriental Hotel Group mit Sitz in Hongkong ist für ihre rund 40 preisgekrönten Hotels und Resorts bekannt. Oft werde ich gefragt, warum asiatische Hospitality-Gesellschaften wie Mandarin Oriental, Taj Hotels aus Indien oder Fluggesellschaften wie Singapore Airlines so erfolgreich und beliebt sind. Der Hauptgrund liegt für mich in der Haltung des Personals begründet.

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Ein Beispiel: In einem Hotel in St. Tropez bat ich den Concierge kürzlich um einen Handy-Adapter. Seine Reaktion: Ich solle das Handy besser bei ihm lassen, sonst würde ich nachher vergessen, das Gerät zurückzugeben. Er unterstellte mir also Diebstahl. Bei meinem Flug mit Singapore Airlines von Frankfurt nach New York geht die gleiche Situation völlig anders aus. Nachdem ich feststelle, dass ich mein Ladegerät vergessen habe, bitte ich die Stewardess um Hilfe. Sie leiht mir wie selbstverständlich ihr (privates) Ladegerät, damit ich „fully charged“ ankommen könne. Eine solche Servicementalität bleibt Gästen immer positiv in Erinnerung.

Das „Mandarin Oriental“ New York liegt direkt am Columbus Circle. Von dort aus hat man einen atemberaubenden Blick auf den Central Park

© Mandarin Oriental

Auch das „Mandarin Oriental“ empfängt gleich bei der Ankunft mit dem gewissen Extra: Obwohl ich zuletzt 2007 hier übernachtet habe und mit einem Leihwagen vorfahre, werde ich prompt mit Namen begrüßt. Auch danach läuft alles so, wie man es von einem Hotel dieser Klasse erwarten darf. Der Umgang ist persönlich, höflich und charmant, wo der New Yorker doch eigentlich eher für eine gewisse Distanziertheit bekannt ist. Zumindest, wenn man an den Scheuklappen-Blick der Passanten auf den Straßen von Manhattan denkt. 

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Das asiatisch inspirierte Interieur-Design wirkt stilvoll und elegant – und Hotelmanager Jerome Pang, ein gebürtiger Holländer, begleitet mich persönlich aufs Zimmer.

Der einzige Wermutstropfen beim „Mandarin Oriental“ mit seiner fantastischen Lage direkt am Central Park: Es fehlt ein eigenes Gourmet-Restaurant. Doch da das Haus in Laufnähe zu kulturellen Hotspots wie dem Lincoln Center, der Carnegie Hall oder dem MoMA liegt, sind die kulinarischen Optionen so zahlreich wie hochkarätig.

Exklusive Einblicke in die Welt der Luxusreisen

29.01.2024

Neben den regelmäßigen Kolumnen „Rath checkt ein“ veröffentlicht Capital zusammen mit dem Hotelexperten und Herausgeber der „101 Besten“, Carsten K. Rath, den Sammelband „Die 101 besten Hotels: Schweiz, Österreich, Südtirol und Deutschland 2024“. Das Buch kostet 59,90 Euro und kann hier bestellt werden.

La dolce vita in Orange County

Nach zwei Nächten in Manhattan steuere ich meinen Mietwagen in nordwestlicher Richtung nach Orange County. Eine Gegend, in der es – anders als auf dem Gebiet des kalifornischen Namensvetters – recht viel regnet, vor allem im Sommer. Die Auffahrt des „Glenmere Mansion“ ist entsprechend grün bewachsen. Auf einem großen Schild steht „Adults Only“, frei übersetzt mit „kinderfreie Zone“, und „Relais & Châteaux“. 

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Das Sechs-Sterne-Haus ist Teil der renommierten Luxus-Hospitalitygesellschaft, die gerade ihren 70. Geburtstag feiert. „Um als Mitglied infrage zu kommen, muss ein Hotel mindestens zwei Jahre bestehen“, wird mir General Manager Michelle LaBella später verraten. „Wir haben es schon im Eröffnungsjahr 2010 geschafft.“ 

Die Junior Suite des „Glenmere Mansion“ mit Kingsize-Bett und Marmorbad bietet eine idyllische Aussicht auf gepflegte Rasenflächen und den Glenmere Lake

© Glenmere Mansion

Ja, „Relais & Châteaux“ ist wirklich eine ganz besondere Vereinigung. Die rund 800 angeschlossenen Hotels und Restaurants verfügen zusammen über mehr als 370 Michelin-Sterne, was weltweit unerreicht sein dürfte. Vor allem in den USA und Mexiko wächst die Mitgliederzahl dieses illustren Clubs rasant, der 1954 in Frankreich gegründet wurde und in seiner Heimat mehr als 80 Members hat. 

Rund 600 Bewerbungen gibt es pro Jahr, wie mir Laurent Gardinier, Präsident von Relais & Châteaux, einmal verriet. Doch es geht nicht um Masse, sondern um Klasse. Dementsprechend präzise formuliert und anspruchsvoll sind die Aufnahmebedingungen. Unverzichtbar sind ein außergewöhnlich guter Service, eine exquisite Küche und ein unvergessliches Erlebnis für die Gäste.

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Das Sechs-Sterne-Hotel „Glenmere Mansion“ verbindet historischen Charme mit italienisch leichtem Luxus

© Glenmere Mansion

Zurück ins „Glenmere Mansion“, dessen 1911 im italienischen Villenstil erbaute Gebäude sich auf einem 60 Hektar umfassenden Landgut befinden und 15 Zimmer sowie sieben Suiten bieten. Das Haus wird als All-inclusive-Anlage geführt, was die Budgetplanung der Urlauber vereinfacht: Vom Begrüßungs-Champagner bis zum WLAN ist alles im Übernachtungspreis enthalten. Der Willkommens-Drink ist ebenso rasch serviert wie das Gepäck kurz darauf mein Zimmer erreicht. Eine Minibar oder Kaffeemaschine fehlt dort, dafür steht ein Butler rund um die Uhr zur Verfügung. Das nenne ich puren Luxus.

Das Thema Nachhaltigkeit wird im „Glenmere Mansion“ großgeschrieben. Die zwei Restaurants namens „The Supper Room“ und „Frog’s End“ setzen auf Weingüter, Fischhändler und Metzger der näheren Umgebung, was ich sehr schätze. Nur das Naturwasser-Fass aus Norwegen, das ich entdecke, will in diese Strategie nicht recht passen. Ich bin mir sicher, dass es auch hervorragende Quellen in den USA gibt und der CO₂-trächtige Import unnötig ist. Aber nobody is perfect.

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Das verspielt eingerichtete „Golf Cottage“ des Hotels „Winvian Farm“ strahlt die Atmosphäre eines Clubhauses aus

© Winvian Farm

„Winvian Farm“: übernachten im Golf-Cottage

Vom „Glenmere Mansion“ fahre ich knapp zwei Stunden gen Osten und über die Grenze des Nachbarstaates Connecticut. Versteckt in den Litchfield Hills befindet sich hier das Hotel „Winvian Farm“, das ebenfalls zu Relais & Châteaux gehört. Ich übernachte in einem kleinen Häuschen, einem Cottage, dessen originelle Einrichtung sich komplett dem Thema Golf widmet. Überall steht Sportausrüstung, darunter Schläger, Bälle und Flaggen. Sogar der Teppich ist einem Green nachempfunden.

Meine 80 Quadratmeter große Unterkunft ist hochwertig sowie üppig ausgestattet und verfügt beispielsweise über eine eigene Küche, einen Kamin im Wohnzimmer und eine private Veranda. Im Bad stehen Produkte von Molton Brown und der Nüsse-Snack-Mix kostet stolze 25 Dollar pro Döschen. Kein Zweifel, ich bin in der obersten Luxusklasse angekommen.

Das 70 Quadratmeter große Baumhaus des „Winvian Farm“ ist mit Gaskamin, Regendusche, Flachbild-TV und privatem Balkon ausgestattet

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© Winvian Farm

Neben dem Golfhaus bietet „Winvian Farm“ weitere ungewöhnliche Schlafplätze an, die von unterschiedlichen Architekten entworfen wurden. Ein Baumhaus etwa, das Naturliebhaber süß träumen lassen dürfte, oder ein realistisch nachgebauter Helikopter. Wer es dramatisch mag, der entscheidet sich für „Secret Society“ – ein düster dekoriertes Wohnhaus mit Glasdecke im Ivy-League-Stil. Neben den 18 Kreativ-Behausungen steht Gästen zudem die „Hadley Suite“ zur Verfügung, die sich in dem im Jahr 1775 erbauten Herrenhaus des Anwesens befindet. Die Preise für eine Übernachtung in diesem Luxus-Wunderland liegen zwischen 800 und 1350 Dollar.

Neben den spannenden Wohnkonzepten überzeugt mich auch die Gastronomie. Im „Winvian Farm Restaurant“ esse ich eine handgemachte Pasta, wie man sie sonst nur in Italien bekommt, und sowohl der Heilbutt mit Spinatsauce wie auch die rosa gebratene Entenbrust sind perfekt gegart. Hätten Michelin-Tester diese Gerichte verkostet, dann wäre das Restaurant sicherlich mit zwei Sternen ausgezeichnet worden.

Fazit: Auf meinem kurzen Roadtrip durch Amerikas Nordosten habe ich drei exquisite Sterne-Hotels erlebt, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Asiatischer Luxus, toskanischer Charme und noble Verspieltheit – so facettenreich und individuell kann Luxusurlaub aussehen. Schon kurz nach meiner Rückkehr habe ich daher Lust auf mehr und plane bereits die nächste Exkursion. Ich bin gespannt, was New York noch zu bieten hat.

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Tipps für Ihren Aufenthalt

Chelsea Market: Wer in Manhattan unterwegs ist, sollte sich diese Vielzahl von Restaurants, Food Stalls und Boutiquen im Meatpacking District ansehen. Das „Mandarin Oriental“ ist nur rund drei Kilometer entfernt.

Glenmere Lake: Die Gegend um diesen See eignet sich hervorragend für Wanderungen, Fahrradtouren, Spaziergänge oder Joggingrunden. Im Sommer werden Boots- und Kajakfahrten angeboten. Das „Glenmere Mansion“ ist nur wenige Gehminuten entfernt.

White Memorial Conservation Center: In der Nähe des „Winvian Farm“ liegt dieses Naturschutzgebiet mit Wanderwegen, Seen und einem Naturzentrum. Auf mehr als 60 Kilometern gut gepflegter Routen können Besucher seine Schönheit zu Fuß oder mit dem Fahrrad erkunden.

Raths Reise-Rating

1 Ganz großes Kino

2 Wenn’s nur immer so wäre

3 Meckern auf hohem Niveau

4 So lala, nicht oh, là, là

5 Besser als im Hostel

6 Ausdrückliche Reisewarnung 

#Themen Hotel Reise Reiseziele Luxus USA New York
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