Unwetter in Bruchsal: dramatische Lage in Heidelsheim und ...

„Menschenleben sind in Gefahr“

Unwetter - Figure 1
Foto BNN - Badische Neueste Nachrichten
Unwetter im Kraichgau: So dramatisch ist die Lage in Bruchsal und Gondelsheim

Sturzbäche ergießen sich mitten durch die Dörfer. In Gondelsheim könnten Menschenleben in Gefahr sein. Die Lage ist dramatisch.

In Bruchsal-Heidelsheim kommt es durch Starkregen zu überfluteten Straßen. Am späten Abend tagt der Krisenstab. Foto: privat

Erschreckende Bilder aus den beiden Bruchsaler Stadtteilen Helmsheim und Heidelsheim: „Hier geht gerade die Welt unter“, schildert ein Anwohner aus Heidelsheim. Noch schwerer vom Unwetter betroffen ist wohl Gondelsheim.

Der Regen ist am Dienstagabend so heftig, dass sich mittlerweile durch mehrere Straßen regelrechte Sturzbäche ziehen. Sämtliche Feuerwehren sind im Einsatz. Es müssen Keller ausgepumpt werden.

Es ist gerade richtig übel in Heidelsheim.

Uwe Freidinger Ortsvorsteher

„Es ist gerade richtig übel in Heidelsheim“, bringt es der dortige Ortsvorsteher Uwe Freidinger auf den Punkt. Gegen 20 Uhr herrscht Ausnahmezustand für viele Menschen im Ort. Sie versuchen zu retten, was noch zu retten ist. Mit solch einem Ausmaß hat niemand gerechnet.

Wasser und Schlamm wälzen sich durch Heidelsheim

Aus Helmsheim meldet ein Leser: „Hier regnet es so stark, dass das Wasser durch die Fenster eindringt.“

In Heidelsheim haben einige Feuerwehrangehörige keine Möglichkeit, ihr eigenes Feuerwehrhaus zu erreichen, berichtet Freidinger. Videos aus dem Ort zeigen Wassermassen, die bis zur halben Höhe von Garagentoren und Eingangstüren fließen. Sie bringen Schlamm mit. Parkende Autos beginnen auf dem Wasser zu treiben.

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„Oh Gott, ich habe einen reißenden Bach vor der Haustür“, berichtet ein Leser aus Helmsheim beim Blick durchs Fenster.

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Saalbach führt viel Wasser – das bedeutet nichts Gutes

Aus Gondelsheim kommen besonders beunruhigende Nachrichten. Bernd Molitor, der Bruchsaler Feuerwehrkommandant, sagt: „Es ist dramatisch. Hier sind akut Menschenleben in Gefahr.“ Der Saalbach sei massiv angestiegen. Das bedeutet für gewöhnlich auch nichts Gutes für die weiter unten liegenden Gemeinden, sprich Heidelsheim und die Bruchsaler Kernstadt.

Ich stehe unter Schock.

Markus Rupp Bürgermeister von Gondelsheim

Gondelsheims Bürgermeister Markus Rupp (SPD) bestätigt später: „Ich bin am Ende meiner Kräfte. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Aus allen Ecken ist das Wasser aus dem Saalbach geschossen, und aus allen Gräben hat es das Wasser rausgedrückt. Da sind Autos einfach weggeschwemmt worden. Ich stehe unter Schock.“ Und er berichtet: „Ich war bei Leuten Zuhause, da hat es uns einfach weggespült.“

Gegen 22.35 Uhr teilt der Gondelsheimer Rathauschef unserer Redaktion mit, dass zu diesem Zeitpunkt keine Personenschäden bekannt seien. „Aber wir müssen das alles durchgehen und prüfen“, so Rupp. Erschwert wird das Geschehen in Gondelsheim durch das scheinbar massiv beeinträchtigte Mobilfunknetz. Telefonate sind bis in die Nacht hinein jedenfalls kaum möglich, oft hört man Sätze nur abgehackt, oft bricht ein Gespräch einfach ab.

In Bruchsal tagt jetzt der Krisenstab

Am Abend tritt in Bruchsal der Krisenstab zusammen, der bei Großlagen tagt. Der bange Blick richtet sich auf den Pegel des Saalbachs. Weil die Lage in Gondelsheim so dramatisch ist, fürchtet man auch für Bruchsals weitere Probleme, berichtet Bruchsals Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick (Grüne).

Die Feuerwehren aus dem gesamten Kraichgau sind alarmiert, in Gondelsheim scheint die Lage am dramatischsten zu sein. Aber auch in Bretten herrscht eine unübersichtliche Lage.

Fordernd ist das Unwetter für die Betroffenen und für die vielen Rettungskräfte. Die Polizei meldet allein am frühen Abend 50 Einsätze im Landkreis Karlsruhe. Feuerwehren und Rettungskräfte sind überall dabei, Keller auszupumpen und umgestürzte Bäume zu sichern. Zu dem Zeitpunkt regnete es aber noch weiter.

Achtung: Lebensgefahr bei Starkregen und Hochwasser

Wie verhalte ich mich richtig: Die Experten sagen: Ruhe bewahren und die Gefahrenzone, wenn möglich, verlassen. Lebensgefahr besteht in tiefer gelegenen Räumen wie Kellern oder Souterrain-Wohnungen. Auch Tiefgaragen können zur Falle werden. Alles, was mit Strom zusammenhängt, kann ebenfalls gefährlich werden. „Meiden Sie überflutete Straßen, Bäche, Ufer, Tunnel, Unterführungen“, heißt es weiter.

Auch Bretten meldet: „Land unter“. Zu über 80 Einsätzen musste allein die dortige Feuerwehr ausrücken: vollgelaufene Keller und Unterführungen wurden ausgepumpt, umgestürzte Bäume und abgebrochene Äste wurden beseitigt, zudem lagen Unmengen an Schlamm auf den Straßen, die ebenfalls beseitigt wurden.

Am Alexanderplatz stand beispielsweise das Wasser bis zu 30 Zentimeter hoch auf der Straße. Zum Einsatz kamen hierbei Tauchpumpen, die kurzerhand von der Eppinger Feuerwehr bereitgestellt wurden.

Auch der Brettener Krisenstab tagt am späten Abend

„Furchtbar“, kommentierte Brettens Feuerwehrkommandant Oliver Haas kurz und knapp die Situation gegenüber den BNN. Im ersten Obergeschoss des Feuerwehrhauses war bereits am frühen Abend ein Lagezentrum eingerichtet worden, von dort aus koordinierten etwa zehn Personen die Einsätze. Auch Oberbürgermeister Martin Wolff (Freie Wähler) war vor Ort: „Das ist wie bei einem kompletten Katastropheneinsatz.“

In Bretten wohl keine Verletzten

Immerhin eine gute Nachricht konnte der Rathauschef gegen 21.45 Uhr weitergeben: „Obwohl ein paar Autos abgesoffen sind, sind uns bisher keine Personenschäden bekannt. Das liegt auch daran, weil die Bürgerinnen und Bürger sehr besonnen reagieren.“

Allein in Bretten sind 200 Feuerwehrleute im Einsatz

Zu diesem Zeitpunkt waren in Bretten und den Stadtteilen, vorwiegend in Büchig und Diedelsheim, rund 200 Rettungskräfte im Einsatz. Neben der Feuerwehr waren laut OB Wolff auch die Polizei, Mitarbeiter des städtischen Bauhofs und des Forstamts sowie das DRK vor Ort.

Grund für das schwere Unwetter sei eine „Regen-Gewitterzelle, die sich leicht nördlich von Bretten eingedreht hat“, teilte OB Wolff weiter mit.

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