Nach Unwetter: Bahn im Raum Hamburg mit Problemen

3 Tage vor

Stand: 27.06.2024 22:41 Uhr

Über weite Teile Norddeutschlands sind am Donnerstag Unwetter mit Hagel, Sturm und starkem Regen gezogen. Viele Fernzüge von und nach Hamburg werden seit dem Abend umgeleitet oder fallen aus.

Unwetter Hamburg - Figure 1
Foto NDR.de

Zwischen Bremen und Hamburg verkehren aufgrund von Unwetterschäden bis auf Weiteres keine Züge, wie die Deutsche Bahn am Donnerstag mitteilte. Sie werden ohne weiteren Halt über Hannover umgeleitet, dadurch entsteht eine halbe Stunde Verspätung. Die Metronom-Regionalzüge fallen aus. Es sei unklar, ob der Betrieb am Freitag wieder aufgenommen werden könne, sagte eine Bahnsprecherin am späten Abend. Bei Tostedt (Landkreis Harburg) gebe es eine Unterspülung an den Gleisen. "Wir geben uns Mühe, dass morgen alles wieder fährt. Aber das ist abhängig davon, wann das Wasser abfließen kann und ob es in der Nacht noch einmal regnet", sagte die Sprecherin. 

Des Weiteren werden IC/ICE-Züge zwischen Hamburg und Berlin umgeleitet und verspäten sich ebenfalls um etwa 30 Minuten. Die Halte in Hamburg-Bergedorf, Büchen, Ludwigslust und Wittenberge entfallen. Ersatzhalt ist in Stendal. IC/ICE-Züge zwischen Hamburg und Rostock sowie Binz fallen komplett aus.

Reisende werden gebeten, sich auf bahn.de über ihre Zugverbindungen zu informieren.

Unwetterwarnungen bis in die Abendstunden

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte flächendeckend vor Unwettern gewarnt. Betroffen waren davon Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Bremen und Mecklenburg-Vorpommern. Überall bestand die Gefahr von teils extrem heftigem Starkregen mit bis zu 60 Litern Wasser pro Quadratmeter binnen weniger Stunden, Sturmböen von bis zu 80 km/h und Hagel mit Korngrößen um zwei Zentimeter. Von Westen kommend zog die Unwetterfront über Norddeutschland, etwa gegen 17 Uhr erreichte sie Hamburg und verdunkelte den zuvor sonnigen Himmel binnen weniger Minuten. Am Abend wurden die Unwetterwarnungen wieder aufgehoben.

Mehr als 700 Unwettereinsätze in Hamburg

Das Unwetter hielt auch die Feuerwehr in Hamburg in Atem. Sie war mehr als 700 Mal im Einsatz. Dabei ging es meist um entwurzelte Bäume sowie überflutete Straßen, vollgelaufene Keller und Tiefgaragen. Überwiegend betroffen war der Osten der Stadt, insbesondere die Stadtteile Barmbek, Winterhude, Wandsbek, Lohbrügge und Bergedorf, wie die Feuerwehr mitteilte. In Barmbek-Süd wurde ein Teil des Daches eines Mehrfamilienhauses abgedeckt. Am Mühlenkamp im Stadtteil Winterhude stand das Wasser nach einem Bericht von NDR 90,3 kniehoch. Radfahrer mussten absteigen und durch das hohe Wasser waten, Autos konnten nur langsam die überfluteten Straßen passieren. Nachdem die Einsatzkräfte verstopfte Gullys gereinigt hatten, floss das Wasser an den meisten Orten wieder ab. In zahlreichen Tiefgaragen, Kellern und Souterrain-Geschäften der Stadt mussten die Einsatzkräfte das Wasser abpumpen.

Unwetter Hamburg - Figure 2
Foto NDR.de

Durch das Unwetter mit Starkregen wurden in Hamburg zahlreiche Straßen überspült wie hier im Stadtteil Barmbek.

Zwischen Barmbek und Wandsbek-Gartenstadt kippten zwei Bäume auf die Strecke der U3. Sie wurde vorübergehend gesperrt. Auch auf die S-Bahngleise in Hamburg-Bergedorf sei ein Baum gestürzt, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn.

Region Hannover: Straßen überspült, Flugbetrieb kurzzeitig eingestellt

In der Region Hannover wurden aufgrund von Starkregen Straßen überspült und Gullydeckel hochgedrückt. Die Feuerwehr musste in Langenhagen Keller auspumpen. Der Flughafen stellte kurzzeitig den Betrieb ein. Im Kreis Hameln-Pyrmont wurde vorübergehend ein Zeltlager mit etwa 2.000 Teilnehmern evakuiert. Laut Polizei kamen die Kinder und Jugendlichen in einem Schulzentrum unter.

In Bad Gandersheim gab es einen Stromausfall, Teile der Stadt waren davon betroffen. Schwerpunkt der Feuerwehreinsätze war laut NDR 1 Niedersachsen jedoch die Gemeinde Katlenburg. Hier war die Feuerwehr an mehr als 40 Orten unterwegs. Straßen wurden überflutet, Keller mussten leer gepumpt werden.

VIDEO: Schweres Gewitter über der Region Hannover (1 Min)
Schleswig-Holstein: Regatta-Tag bei Kieler Woche endet früher

In Schleswig-Holstein fielen die Gewitter vor allem im Kreis Nordfriesland und rund um Hamburg heftig aus. Insgesamt rückten die Feuerwehren landesweit etwa 150 Mal aus. Gründe dafür waren unter anderem auf die Straßen gekippte Bäume und ein Blitzeinschlag in einem Haus in Oldenborstel (Kreis Steinburg). Bei letzterem wurde ein Mensch verletzt. Außerdem fuhren die Wehren aus Harrislee und Niehuus im Kreis Schleswig-Flensburg nach Dänemark. Die Kollegen dort brauchten Hilfe bei einem Einsatz, so ein Sprecher der Leitstelle.

Von der Wetterlage war auch die Kieler Woche betroffen. Der Regatta-Tag auf der Kieler Förde wurde vorzeitig beendet, weil ein nahendes Gewitter dieses aus Sicherheitsgründen nötig machte.

Unwetter Hamburg - Figure 3
Foto NDR.de

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MV: Blitze setzen Getreidefeld und Strohballenpresse in Brand

Im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte schlug in Schloen bei Waren ein Blitz in ein Getreidefeld ein. Es brannte daraufhin auf einer Fläche von einem Hektar, wie NDR 1 Radio MV berichtete. Der Landwirt habe aber umsichtig gehandelt und sofort mit einem Traktor eine Furche um das brennende Feld gezogen. Dadurch sei verhindert worden, dass sich das Feuer ausbreiten konnte, sagte ein Kreissprecher. In Demmin brannte eine Strohballenpresse aus. Auch hier war ein Blitzeinschlag der Grund.

Die B104 zwischen Schwerin und Rampe musste für zwei Stunden gesperrt werden. Mehrere Bäume kippten um, ein 64-jähriger und ein 67-jähriger Autofahrer konnten nicht mehr rechtzeitig bremsen und kollidierten damit. Beide blieben unverletzt. Es entstand ein Schaden von 25.000 Euro. Auch mehrere Keller sollen vollgelaufen sein. Insgesamt zählte die Feuerwehr im Westen des Landes knapp 50 Einsätze.

Wetterdienst: "Lage mit hohem Unwetterpotenzial"

Der DWD hatte bereits im Vorfeld von einer "Wetterlage mit hohem Unwetterpotenzial" gesprochen. Es bestehe Gefahr für Leib und Leben durch Blitzschlag, außerdem wurde von einem Aufenthalt im Freien abgeraten.

Bis zu 32 Grad: DWD gab Hitzewarnungen heraus

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Die Höchsttemperaturen im Norden lagen bis zum Nachmittag teils bei bis zu 32 Grad Celsius. In weiten Teilen Norddeutschlands galten deshalb Hitzewarnungen. In der Nacht zu Donnerstag hatten die Menschen in den Regionen Hannover, Hamburg und auf den Ostfriesischen Inseln bereits eine tropische Nacht mit Temperaturen über 20 Grad erlebt.

Am Freitag Abkühlung auf 21 bis 27 Grad

In der Nacht zu Freitag sollten die Gewitter in den meisten Teilen Norddeutschlands allmählich abklingen. Allerdings sind vor allem im Nordosten weiterhin starke Gewitter mit viel Regen, eventuell Hagel und stürmischen Böen möglich. In Schleswig-Holstein soll Nebel aufziehen. Vor allem in Ostholstein sei eine Sichtweite von unter 150 Metern möglich.

Unwetter Hamburg - Figure 4
Foto NDR.de

Am Freitag soll es deutlich abkühlen auf 21 bis 26 Grad, in Mecklenburg-Vorpommern bis 27 Grad. Dabei soll es auch wieder zunehmend aufheitern. Auch für Sonnabend wird dann überwiegend freundliches Wetter im Norden erwartet. Am Sonntag erreichen die Temperaturen dann meist nur noch Werte um 20 Grad, dabei sind auch wieder Schauer und einzelne Gewitter möglich.

Siebenschläfer-Tag nur mit bedingter Aussagekraft

Laut Bauernregel soll das Wetter in den nächsten sieben Wochen so bleiben wie am Donnerstag - denn das war der Siebenschläfer-Tag. Müssen wir jetzt durchgängig mit besonders viel Hitze und anschließenden Gewittern rechnen? Ganz von der Hand zu weisen sei die Regel nicht, erklärte der DWD. Gegen Ende Juni stabilisiere sich häufig die Wetterlage, die die Witterung der folgenden Wochen bestimmt. Eine Garantie sei sie aber nicht - die Bauernregel beziehe sich zudem mehr auf den Zeitraum um den Siebenschläfer-Tag als auf das konkrete Datum.

Das sagt auch Wetterexperte Sebastian Wache aus Schleswig-Holstein. "Man darf die Siebenschläfer-Regel nicht an einem Tag festmachen, sondern über einen Zeitraum von Ende Juni bis Anfang Juli. Und das Wetter, was sich dann einstellt, hat eine gewisse Wahrscheinlichkeit, also eine 50-Prozent-Chance, dass diese Wetterlage dann ein wenig länger Bestand haben kann. Letztes Jahr passte diese Regel ganz gut, da hatten wir einen recht verregneten Juli und August. Dieses Jahr will ich die Hoffnung nicht schmälern auf einen guten Sommer", so Wache.

Klimawandel verändert Prognosen

Angesichts der Folgen des Klimawandels verändern sich diese Prognosen. "Gewisse Wetterlagen zeigen sich stabiler, das würde einerseits für den Siebenschläfer sprechen. Aber wir sehen mittlerweile immer häufiger kräftigere Hochdrucklagen auch über Mitteleuropa, die Unwetterlagen fördern können, wenn die heiße Luft aus dem Süden herangetragen wird." Daher passe nicht mehr unbedingt, was vor 100 Jahren entdeckt worden sei.

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Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 27.06.2024 | 21:45 Uhr

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