Unwetter in Frankreich: „So etwas haben wir noch nie erlebt“

2 Stunden vor

Berlin. Starkregen und Überflutungen in Südfrankreich: Schulen wurden evakuiert, Autobahnen gesperrt, 1000 Menschen evakuiert. In Paris starb ein Mann.

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Foto Berliner Morgenpost

Extremer Starkregen hat am Donnerstag Teile Südfrankreichs überflutet. „So etwas haben wir noch nie erlebt. Dies macht deutlich, dass die Anpassung an den Klimawandel absolut vorrangig ist“, sagte Umwelt- und Klimaministerin Agnès Pannier-Runacher am Freitag dem Sender BFM. Im Département Ardèche seien zeitweise mehr als 600 Millimeter Regen gefallen. „Das hat es noch nie gegeben, das ist massiv“, sagte die Ministerin.

Etwa tausend Menschen mussten in Südfrankreich vor den Wassermassen in Sicherheit gebracht werden. Dutzende von ihnen wurden per Hubschrauber aus überfluteten Gegenden ausgeflogen. Bis zum Freitagmorgen hatte sich die Lage vielerorts weitgehend beruhigt.

In Givors an der Rhône wurden am Donnerstagabend 47 Menschen in einem Supermarkt von den Wassermassen eingeschlossen. Die Feuerwehr konnte sie aus dem Obergeschoss retten. © DPA Images | Jean-Philippe Ksiazek

Laut Innenministerium waren am Donnerstag im Land 1.500 Feuerwehrleute im Einsatz. Innenminister Bruno Retailleau warnte eindringlich davor, sich zu Fuß oder mit dem Auto in überflutete Bereiche zu begeben. 

Starkregen: Ein Todesopfer in Paris

Nicht nur im Süden des Landes kam es zu extremen Regenfällen. Auch die Haupstadt Paris war befroffen: Nach Angaben von Meteorologen fiel in einer Stunde so viel Niederschlag wie sonst binnen zwei Wochen. Einige Metrostationen mussten wegen Überflutung geschlossen werden. Ein Mann wurde am Donnerstagabend von einem umstürzenden Baum erschlagen. Zwei Kinder (3 und 5) wurden verletzt, berichtet „tagesschau.de“.

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Südfrankreich: Schulen evakuiert, Brücken eingestürzt, Autobahnen gesperrt

In dem Ort Annonay (Region Auvergne-Rhône-Alpes) wurde ein Staudamm überflutet. „Innerhalb von zehn Minuten war das Wasser überall, es hat Wellen geschlagen“, so beschrieb die Einwohnerin Patricia Montagne die Lage. Das Zentrum des Ortes wurde für den Verkehr gesperrt, die Schulen wurden evakuiert. Schulen und Kindergärten in der Region bleiben bis einschließlich Samstag geschlossen.

Hochwasser in Bayonne (Südwestfrankreich), nahe der spanischen Grenze: Hier trat der Fluss La Nive über die Ufer. © DPA Images | Gaizka Iroz

Im Département Loire stürzten zwei Brücken ein. In Bézier wurde das Dach einer Musikschule vom Blitz getroffen, etwa 60 Kinder wurden in Sicherheit gebracht. Zahlreiche Straßen wurden gesperrt. Der Bahnverkehr war ebenfalls beeinträchtigt. Im Département Haute-Loire wurden mehrere Kühe von den Fluten fortgeschwemmt. 

In Dions wurde eine Brücke vom Fluss Gard überflutet. © DPA Images | Clement Mahoudeau

Südfrankreich: Verkehrsverbindung zwischen Lyon und Saint-Étienne unterbrochen

Die Autobahn und Bahnverbindungen zwischen der südfranzösischen Stadt Lyon und dem südwestlich gelegenen Saint-Étienne wurden unterbrochen. Zwischen beiden Städten könnten wohl über mehrere Tage keine Züge fahren, teilte die Staatsbahn SNCF mit.

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Nach Angaben der Präfektur war es ebenso unklar, wann die Autobahn wieder befahrbar ist. Der Autobahnbetreiber Vinci Autoroutes warnte am Donnerstagabend vor möglichen Behinderungen auf über 30 französischen Autobahnen., berichtet „tagesschau.de“. 

Höchste Alarmstufe am Donnerstag – am Freitag beruhigt sich die Lage

Der französische Wetterdienst Météo-France hatte am Donnerstag für sechs Départements im Zentrum und im Südosten des Landes zeitweise die höchste Alarmstufe ausgerufen. Am Freitag beruhigte sich die Lage weitgehend. Die höchste Warnstufe Rot gilt mittlerweile nirgendwo mehr. „Das ist eine gute Sache“, kommentierte die Ministerin für ökologischen Wandel Agnès Pannier-Runacher. Die vergangene Nacht sei weniger schlimm gewesen als erwartet.

Besonders betroffen war das Département Ardèche. „An einigen Orten in der Ardèche sind bis zu 700 Millimeter Wasser in 48 Stunden gefallen“, sagte Pannier-Runacher. „Das ist mehr als der jährliche Niederschlag in Paris.“

Wissenschaftler sind sich einig, dass der menschengemachte Klimawandel immer häufiger zu extremen Wetterphänomenen führt. 

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