"Hundert Kämpfe und ein Hirnschaden?" Tyson Fury spricht nach ...

20 Mai 2024

Eine bittersüße Erinnerung brach Oleksandr Usyk, den neuen König des Boxens, wie es selbst eine harte Rechte von Tyson Fury nie geschafft hätte. Wie kleine Bäche flossen die Tränen über die Wangen des ukrainischen Box-Helden, als er den größten Moment seines Lebens seinem wichtigsten Unterstützter widmete.

Tyson Fury - Figure 1
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"Ich vermisse meinen Vater. Ich weiß, dass er hier ist", schluchzte der unumstrittene Schwergewichts-Weltmeister, der sich durch den bedeutendsten Sieg seiner Karriere auf eine Stufe mit Größen wie Muhammad Ali und Mike Tyson hievte.

"Ich glaube, mein Vater schaut auf mich herab und ist sehr glücklich", sagte Alexander der Große nach dem so spektakulären wie knappen Punktsieg gegen Fury am Samstag in der saudischen Hauptstadt Riad. Sein Vater war 2012 verstorben - kurz nachdem Usyk in London Olympiagold gewonnen hatte.

"Papa, ich liebe dich. Ich kann es - und du hast es mir gesagt." Auch seiner Frau und seinen Kindern dankte der 37-Jährige, der sich durch seinen Triumph im großen Vereinigungskampf als erster Boxer seit 25 Jahren zum unangefochtenen Champion in der Königsklasse gekrönt hatte. Ein Cut über dem rechten Auge musste mit vier Stichen genäht werden, zudem wurde er im Krankenhaus mit Verdacht auf Kieferbruch durchgecheckt. Für den potenziellen Rückkampf sei aber "zweifellos" bereit, betonte Promoter Alexander Krassyuk.

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Oleksandr Usyk siegt "für mein Land und die Soldaten, die es verteidigen"

Durch den 22. Sieg im 22. Profikampf entriss der bisherige WBA-, WBO- und IBF-Weltmeister Usyk seinem Gegner den Titel des Verbandes WBC. Er steht nun in einer Reihe mit großen Kämpfern wie Ali, Tyson oder Max Schmeling, die sich ebenfalls unumstrittene Schwergewichts-Champions hatten nennen dürfen. Diesen Status hatte Usyk zuvor bereits im Cruisergewicht errungen.

Tyson Fury - Figure 2
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In der magischen Kampf-Nacht, die Superstars wie die Ex-Weltmeister Wladimir Klitschko und Anthony Joshua sowie die Fußball-Ikonen Cristiano Ronaldo und Neymar live am Ring verfolgten, siegte der auf der Krim geborene Usyk auch für seine vom russischen Angriffskrieg gezeichnete Heimat. "Ich glaube, meine Leute sind sehr glücklich. Für meine Leute ist es ein großer Sieg", sagte er: "Nicht nur für mich, sondern auch für mein Land. Für die Soldaten, die mein Land verteidigen."

Von der Unterstützung seiner Landsleute angetrieben lieferte Usyk sein Meisterstück ab. Nachdem ihn Fury in der ersten Kampfhälfte dominiert und mit seinem Aufwärtshaken durchgerüttelt hatte, drehte der 15 Zentimeter kleinere Fighter in Runde neun das Momentum. Mit seiner starken Linken brachte Usyk Fury mächtig ins Wanken, bis jener gar angezählt wurde. Letztlich fiel das Punktrichterurteil denkbar eng aus (115:112 für Usyk, 114:113 für Fury, 114:113 für Usyk), weshalb der Brite den Sieg für sich beanspruchte.

Usyk vs. Fury: Die Statistiken zum Kampf (CompuBox)

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Tyson Fury denkt an Rücktritt: "Wo soll das alles enden?"

"In meinen Augen habe ich den Kampf gewonnen, aber ich werde jetzt nicht hier rumheulen und nach Ausreden suchen. Er hat ein paar Runden gewonnen, aber ich die meisten", sagte Fury, der im 36. Kampf seine erste Niederlage kassierte, und fügte an: "Sein Land ist im Krieg. Die Leute sind auf der Seite des Landes, das sich im Krieg befindet." Noch im Ring kündigte Fury an, die vertraglich vereinbarte Rückkampf-Klausel zu ziehen, relativierte dies später jedoch.

"Ich werde Urlaub machen, nach Hause fahren, es mit meiner Frau und meinen Kindern besprechen und dann sehen, was ich tun will", sagte Fury: "Ich werde in ein paar Monaten 36 Jahre alt. Ich habe geboxt, seit ich ein Kind war. Also ist es, wie es ist."

Fury war bereits mehrfach zurückgetreten, unter anderem hatte er nach seinem Sieg gegen Wladimir Klitschko 2015 durch Drogen-und Dopingeklats für Aufsehen gesorgt. 2018 war er nach zweieinhalb Jahren Pause zurückgekehrt, gewann 2020 den WBC-Gürtel und kassierte im Duell um den Titel des unumstrittenen Weltmeisters gegen Usyk nun seine erste Niederlage im 36. Profikampf.

"Wo soll das alles enden? Hundert Kämpfe und ein Hirnschaden, in einem Rollstuhl? Ich bin mir nicht sicher", sagte Fury, der jedoch auch anmerkte: "Aber eines ist sicher, wenn ich den Sport Spiel immer noch liebe - und ich hatte Spaß dabei, ich hatte wirklich Spaß - dann werde ich es auch weiterhin tun."

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