TV-Duell Harris Trump: Kamala muss nun punkten, um Donald zu ...

Die Umfragen vor der Präsidentschaftswahl werden enger, was eher gegen die Kandidatin der Demokraten spricht. Können ihr die Zahlen zur Wirtschaftslage helfen? Die wichtigsten Daten zu den Themen, die die USA bewegen

TV-Duell Trump Harris - Figure 1
Foto Capital - Wirtschaft ist Gesellschaft

Die Kandidaten der Republikaner und der Demokraten stehen vor ihrem ersten und womöglich einzigen TV-Duell. Und der Zweikampf zwischen beiden könnte ausweislich der Umfragen enger kaum sein. Vizepräsidentin Kamala Harris ist es gelungen, die Stimmung in den demokratischen Wahlkampfteams zu drehen, sie hat sich in den landesweiten Umfragen sogar einen kleinen, aber beständigen Vorsprung vor Donald Trump erarbeitet. 

Der Parteitag der Demokraten, auf dem Harris mit großem Pomp und vielen Gast-Stars offiziell gekürt wurde, sorgte für einen weiteren Schub an Aufmerksamkeit. Ihr ist damit etwas gelungen, was ihr Gegner Donald Trump schon lange nicht mehr geschafft hat: Ihre Zustimmungswerte sind annähernd gleich hoch wie die Zahl der Menschen, die sie ablehnen – was im Vergleich zu Trump oder Amtsinhaber Joe Biden schon ein hervorragendes Ergebnis ist.

Zugleich allerdings steht fest, dass das Rennen zwischen Harris und Trump ausgesprochen eng bleibt. Zuletzt konnte Trump in den landesweiten Umfragen sogar wieder aufholen – wie die vom Datenportal Fivethirtyeight ermittelten gewichteten Durchschnittswerte der Ergebnisse verschiedener Institute zeigen.

Wie knapp der Zweikampf wird, das zeigt sich vor allem dann, wenn man einen Blick auf die Zahlen in den sogenannten Swing States wirft – also auf jene Handvoll Bundesstaaten, in denen beide Kandidaten gute Chancen haben und die am Ende angesichts des US-Wahlsystems das Rennen entscheiden werden. Fast in allen diesen Staaten liegen Harris und Trump annähernd gleich auf. Da Trump in den Umfragen vor früheren Wahlen tendenziell eher unterschätzt wurde, ist das ein schlechtes Zeichen für die Vizepräsidentin.

Doch natürlich gibt es auch andere Daten, die den Wahlkampf prägen und ihn letztlich auch mitentscheiden könnten. Was spricht für Trump und was für Harris, jetzt, da das Rennen allmählich auf die Zielgerade einbiegt? Capital sammelt kontinuierlich wichtige Umfragewerte und wirtschaftliche Kennziffern, die diesen Zweikampf begleiten.

Zunächst zum Geld: Harris hat gleich zum Start die Wahlkampfkasse von Biden übernommen und viel Geld von neuen Spendern eingesammelt. Das Resultat zeigt sich inzwischen in den Finanzen ihres Teams. Jeden Monat müssen die Wahlkampfteams ihre Einnahmen und Ausgaben an die Föderale Wahlkommission melden, und hier hat die Demokratin die Führung übernommen.

Die amerikanischen Wählerinnen und Wähler dürfte allerdings eher interessieren, wie sich ihre persönliche ökonomische Lage entwickelt. Die alte Frage „Geht es Ihnen besser oder schlechter als vor vier Jahren?“ und die Antwort darauf werden auch diesmal wieder Einfluss auf das Wahlergebnis haben. 

Der Aufschwung nimmt wieder Fahrt auf

Und hier gilt: Die US-Wirtschaft läuft gut, sie hat an Dynamik sogar wieder zugelegt. Zwar rief der Einbruch der Börsen Anfang August Rezessionsängste hervor, doch bisher ist davon wenig zu sehen. Während das erste Quartal 2024 eher enttäuschend verlief, hat das Wachstum nun wieder die Drei-Prozent-Marke erreicht. Dazu beigetragen haben das Konjunkturprogramm „Inflation Reduction Act“, sinkende Energiepreise und ein alles in allem gut laufender Arbeitsmarkt. Für Harris ist das ein gutes Signal, da sie in ihren Reden auch die Bilanz der gemeinsamen Arbeit mit Biden anpreist. Sollte sich der Trend verstetigen, kann ihr das im Wahlkampf helfen.

Bidens Wirtschaftspolitik gilt unter den meisten Beobachtern als erfolgreich. Unter „Bidenomics“ wurden die Erneuerbaren Energien ausgebaut und damit Jobs geschaffen. Allerdings ist eine historisch einzigartige Phase inzwischen zu Ende gegangen. Solange wie noch nie war die von den US-Behörden ausgewiesene Arbeitslosenrate unter dem Wert von vier Prozent geblieben. Das ist nun vorbei. Seit Mai steht wieder eine Vier vor dem Komma.

Inflation schwächt sich ab

Beim größten Sorgenkind der US-Regierung – der Preissteigerung – hat unlängst spürbare Entspannung eingesetzt. Die Inflation liegt inzwischen unter drei Prozent und damit in einem Bereich, der Hoffnungen weckt. Es gilt nun als fast sicher, dass die Zentralbank den Leitzins senken und damit die Kreditaufnahme erleichtern wird.

Traditionell reagieren die US-Bürger in einem Bereich besonders empfindlich auf die Preise, und zwar beim Treibstoff. Und auch hier hat sich die Lage sichtbar verbessert. Seit einigen Monaten gehen die Preise an den Zapfsäulen wieder nach unten.

Wird die Laune wieder besser?

Wie aber schlagen sich die gemischten Rahmendaten in der Stimmung der US-Amerikaner nieder – also in dem, was letztlich an der Wahlurne entscheidend sein könnte? Das Vertrauen der US-Bürger in die Wirtschaftslage – so wie es regelmäßig von der University of Michigan erhoben wird – machte zu Anfang des Jahres einen deutlichen Sprung nach oben, erreichte den höchsten Wert seit Sommer 2021 und stieg im März noch weiter. Danach ging es recht deutlich abwärts. Dass sich keine wirkliche Konsumlaune breit macht, ist ein eher schlechtes Zeichen für Harris.

Probleme mit der Einwanderung

Allerdings spielen neben ökonomischen Faktoren auch andere Themen eine Rolle, und dazu gehört die illegale Einwanderung. Es ist ein Problemfeld für die Regierung, da vor allem an der südlichen Grenze der USA in der zweiten Jahreshälfte 2023 eine steigende Zahl von Versuchen der nicht legalen Einreise registriert wurde. Einen parteiübergreifenden Deal für die Grenze hatten die Republikaner aus wahltaktischen Gründen in einer Blockadeaktion im Kongress verhindert. Trotzdem gibt es in den ersten Monaten 2024 im Vergleich zum Vorjahr einen deutlich rückläufigen Trend, den man im Weißen Haus zufrieden registriert haben dürfte. Für Harris ist dies besonders wichtig: Sie war offiziell mit der Aufgabe betraut worden, an der Grenze für Ordnung zu sorgen.

Eines ist klar: Mit Harris als Kandidatin hat die Demokratische Partei wieder eine reelle Chance, die Wahl im November zu gewinnen. Einfach allerdings wird das nicht. Das Wirtschaftswachstum und auch der Arbeitsmarkt sprechen durchaus für die amtierende Regierung. Die Inflation aber ist das größte Ärgernis für viele Wähler, und sie sinkt nur langsam. Harris wird – auch in der TV-Debatte – deutlich punkten müssen, wenn sie diese komplexe Lage für sich nutzen will.

Hinweis: Dieser Artikel wird laufend aktualisiert.

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