Schülerinnen in Toskana getötet: Sie wollten zum Supermarkt

Lucca/Duisburg. Zwei junge Duisburgerinnen sind in Italien von einer Frau überfahren worden. Die Schülerinnen starben. Sie wollten im Frühling 2025 ihr Abitur machen.

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Foto Westdeutsche Allgemeine Zeitung

Es sollte eine schöne Abschlussfahrt am Mittelmeer werden, doch am Mittwochabend wurde die Kursfahrt der Gesamtschule Duisburg-Mitte in die italienische Toskana zu einem Albtraum: Zwei Schülerinnen kamen bei einem verheerenden Verkehrsunfall in dem Badeort Lido die Camaiore ums Leben. Eine weitere Schülerin aus Duisburg wurde verletzt. Details zu ihrem Gesundheitszustand sind aktuell nicht bekannt.

Nach bisherigen Erkenntnissen der italienischen Polizei hatte eine 44 Jahre alte Brasilianerin gegen 19 Uhr die Kontrolle über ihr Auto, einen Mercedes verloren, und hatte die beiden jungen Frauen auf der Via Italica überfahren.

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Die 18-Jährige und die 19-Jährige starben nach Angaben aus Italien noch am Unfallort. Nach Informationen dieser Redaktion waren sie am frühen Abend mit einer Mädchengruppe zu Fuß von ihrem Hotel auf dem Weg zum Supermarkt. Sie befanden sich mit ihrer Stufe Q2 auf Abchlussfahrt. Denn: Im Frühjahr wollten die Teenager ihr Abitur machen. Nun endete ihr Leben jäh und unerwartet. Ihre Zukunftspläne starben mit ihnen.

Schüler aus Duisburg sterben bei Unfall in Italien: Unfallfahrerin unter Hausarrest

Augenzeugen berichten italienischen Medien von einem „schrecklichen Knall“ auf der Straße, die zur Strandpromenade führt. Der Unfallort liegt vor dem Hotel der Schüler. Eine Hilfsköchin des Drei-Sterne-Hotels soll als eine der ersten das Trümmerfeld erreicht haben. Sie beschreibt unter anderem zerbrochene Ampelmasten und „Kriegszustände“. Die Wucht des Aufpralls muss enorm gewesen sein. Gegenüber dem italienischen Nachrichtensender Rai beschrieb eine Frau die Todesfahrt mit den Worten: „Das war wie eine Gewehrkugel.“

Insgesamt wurden nach einem Bericht der italienischen Nachrichtenagentur Ansa sieben Menschen verletzt, darunter die Autofahrerin. Alle wurden ins Krankenhaus gebracht. Die Fahrerin wurde nach Angaben von Bürgermeister Marcello Pierucci festgenommen, steht wegen des Verdachts eines Tötungsdelikts im Straßenverkehr vorerst unter Hausarrest. Zudem wurde kontrolliert, ob sie unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stand. Die Tests sollen nach Medienberichten allerdings negativ ausgefallen sein. Die Frau soll nach Angaben der Passanten direkt nach dem Unglück abwesend gewirkt haben. Möglicherweise stand sie unter Schock. Die Ermittlungen zum Unfallhergang laufen. Auf die Frage nach dem Warum gibt es noch keine Antwort.

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Foto Westdeutsche Allgemeine Zeitung

Der Unglücksort in der italienischen Toskana nach dem schrecklichen Unfall. © dpa | N5 Desk

Der Bürgermeister des Urlaubsortes sprach von „verstörenden Bildern“ am Unfallort. Ihm zufolge sei das Auto mit einer irrsinnigen Geschwindigkeit über eine Kreuzung in der Innenstadt gerast und habe dann die Fußgänger überfahren. Schließlich prallte es in der Nähe eines Hotels auf mehrere geparkte Fahrzeuge. Die Gemeinde habe so etwas noch nicht erlebt und stehe unter Schock, wird Pierucci in italienischen Medien zitiert. Zudem heißt es dort, dass das Fahrzeug über zwei rote Ampeln gefahren sei, bevor es zum Unglück kam.

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Die Gemeinde Lido di Camaiore liegt etwa eine halbe Autostunde entfernt von der Stadt Lucca. Die Mitschüler der Todesopfer warten dort nun auf ihre Heimreise.

Die Gesamtschule Mitte an der Pappenstraße in Neudorf. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

Rund 1150 Kilometer weiter nördlich sind am Donnerstagmorgen Schulpsychologen auf dem Schulgelände der Gesamtschule in Duisburg-Neudorf im Einsatz. Vor Ort ist unübersehbar, dass die Schülerinnen und Schüler geschockt sind. Symbole wie Kerzen oder Blumen sind am frühen Morgen kaum zu sehen. Raum für Trauer wurde im Schulgebäude an der Pappenstraße geschaffen. „Die Schulgemeinschaft ist tief betroffen über das Unglück und bittet darum, für die Trauerbewältigung den geschützten Rahmen der Schule zu respektieren“, erklärte eine Sprecherin der Bezirksregierung.

Schulministerin Dorothee Feller: „Meine Gedanken sind bei den Eltern, Angehörigen und Freunden der gestorbenen Schülerinnen“

Neben Duisburgs Oberbürgermeister Sören Link, der auf seiner Facebook-Seite seine tiefe Betroffenheit zum Ausdruck gebracht hatte, ist auch NRW-Schulministerin Dorothee Feller geschockt: „Die Nachrichten, die uns aus Italien erreicht haben, sind furchtbar. Dass Schülerinnen auf einer Klassenfahrt ums Leben gekommen und schwer verletzt worden sind, schockiert mich zutiefst.“

Ihre Gedanken seien bei den Eltern, Angehörigen und Freunden der gestorbenen Schülerinnen und der verletzten Schülerin und bei allen anderen, die sich mit auf der Klassenfahrt befinden. Zudem richtet Feller ihren Dank an die Lehrkräfte und die Schulleitung für deren Einsatz in dieser auch für die gesamte Schule schweren Situation. „Wir werden alles tun, um die Schule in dieser Zeit bestmöglich zu unterstützen.“

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Ministerpräsident Hendrik Wüst dachte ebenfalls an die Eltern der toten Schülerinnen. Sein Kind zu verlieren, sei wohl das schlimmste, was Eltern passieren könne. „Ich glaube, man kann kaum nachempfinden, was das bedeutet“, sagte Wüst.

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