Die Lage am Morgen: Ein Normalo soll helfen, die »Weirdos« zu ...
Nationalgardist, Lehrer, Footballtrainer, Jäger, Abgeordneter, Gouverneur – und jetzt Kandidat für das Vizepräsidentenamt der Vereinigten Staaten. Tim Walz, 60, soll Kamala Harris helfen, Donald Trump zu besiegen.
Kamala Harris und Tim Walz in Philadelphia
Foto: Brendan Smialowski / AFPWeil er die Parteilinke der Demokraten hinter Harris versammeln kann. Weil er so normal und volksnah wirkt. Weil er die Mittelklasse des Landes ansprechen kann. Weil er ein weißer, älterer Mann ist. Und womöglich auch, weil er der Harris-Kampagne schon einen guten Wahlkampfslogan geliefert hat.
Als »weird«, also seltsam oder merkwürdig, hat er Trump und dessen Vize-Kandidaten J.D. Vance kürzlich bezeichnet. Das Harris-Team hat das Wort sofort übernommen. Denn auch wenn das Wort politisch eher inhaltsleer ist – für eine spontane Erstbeschreibung passt das Wort nun mal prächtig.
Lesen Sie hier mehr über Walz und das Kalkül der Kandidatin.
Der Euphorie, die Harris’ Kandidatur bei den Demokraten entfacht hat, tut Walz’ Berufung ins Team jedenfalls keinen Abbruch. Mein Kollege Roland Nelles berichtet von Tausenden begeisterten Anhängern beim ersten gemeinsamen Wahlkampfauftritt der beiden am Dienstagabend (Ortszeit) in Philadelphia. Die Schlangen vor der Halle seien so lang gewesen wie sonst nur bei Trumps Kundgebungen. »Der wird neidisch werden«, sagt Roland. Seinen ganzen Bericht können Sie hier lesen .
Der Optimismus, die Siegesgewissheit, die mit Joe Biden verloren gegangen zu sein schien, sie ist zurück bei den Demokraten. »Danke, dass du uns die Freude zurückbringst«, sagte Walz zu Beginn seiner ersten Rede an Harris gerichtet. Den Schwung gilt es nun mitzunehmen in die entscheidenden Wochen und Monate bis zum Wahltag im November. Nach Pennsylvania wollen Harris und Walz binnen weniger Tage weitere sogenannte Battleground States besuchen, die die Wahl auch landesweit entscheiden könnten: Es geht nach Wisconsin, Michigan, North Carolina, Arizona und Nevada.
Lesen Sie dazu hier den SPIEGEL-Leitartikel: So kann der Sieg gegen Trump gelingen – Kamala Harris zieht mit Tim Walz, dem Gouverneur von Minnesota, in den Kampf um die US-Präsidentschaft. Sie scheint das Rezept gefunden zu haben, um Donald Trump zu schlagen.
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Wo genau Olaf Scholz gerade im Urlaub weilt, wird als Staatsgeheimnis gehütet. Auf jeden Fall aber hat er mitbekommen, dass seine Ampelkoalitionäre sich während seiner Abwesenheit nicht wirklich anständig benehmen. Der leidige Streit um den Haushalt ist wieder voll entflammt, seit der Finanzminister öffentlich erklärt hat, dass er nach rechtlicher Prüfung des mühsam zusammengeklöppelten Etatentwurfs doch noch eine Fünf-Milliarden-Lücke sieht.
Bundeskanzler Olaf Scholz
Foto: Michael Kappeler / dpaDie zweite Reihe von SPD und Grünen war schon auf der Zinne, nun aber mischt sich der Regierungschef persönlich ein. Aus den Ferien, wo er eigentlich »einfach mal in die Sonne gucken« wollte. Das ist bemerkenswert, weil es zeigt, wie sehr ihn die Sache nervt, wie ernst er sie nimmt. Und weil es viel über den bescheidenen Zustand dieser Koalition aussagt.
Bemerkenswert ist auch, was Scholz da über die »Zeit« einwirft. »Das geht«, stellt der Kanzler klar. Und: »Es bleibt ein Mysterium, wie das eigentlich klare Votum des juristischen Gutachtens vorübergehend grundfalsch aufgefasst werden konnte.« Harsche Worte, die Christian Lindner nur auf sich beziehen kann. Ob er sich das Kanzler-Machtwort gefallen lässt? Fortsetzung folgt.
Mehr Hintergründe hier: Diese Koalition ist am Ende
Der Berg ruftJeden Sommer laden Bayerns Almbauern die Politprominenz zur Wandertour. Hauptalmbegehung nennen sie das. Markus Söder steht diesmal nicht auf der Gästeliste. Dabei überlässt der Ministerpräsident sonst ungern seinem Vize und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger von den Freien Wählern das Feld oder die Alm. Aber anders als im vergangenen Jahr steht keine Landtagswahl an.
Umweltministerin Steffi Lemke
Foto: BildFunkMV / IMAGOAiwanger will heute genauso in Oberammergau dabei sein wie CSU-Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber und Landtagspräsidentin Ilse Aigner. Aus Berlin hat sich Steffi Lemke, grüne Bundesumweltministerin, angekündigt. Die wird sich wohl einiges anhören müssen von ihren Kolleginnen und den Bauern aus dem Freistaat. Zu strenge Tierschutzauflagen. Zu bürokratische Regeln beim Abschuss von Wölfen. Und überhaupt die Grünen! Die hat Hubert Aiwanger schon in einer Reihe mit »anderen Extremisten« wie Islamisten, Rechts- oder Linksradikalen genannt.
Zum freundlichen Austausch ist ausreichend Zeit. Fünf Stunden geht es zwölf Kilometer und 600 Höhenmeter über mehrere Almen. Der Veranstalter mahnt: »Trotz der moderaten Tourdaten ist Trittsicherheit neben bergtauglicher Ausrüstung zwingende Voraussetzung bei dieser Runde.«
Einen Report von der Hauptalmbegehung 2023 gibt es hier: Söder, Özdemir und der böse Wolf
Hier geht’s zum aktuellen TagesquizVerlierer des Tages…
Neue Fenster für bessere Energieeffizienz
Foto:T. Trutschel / photothek / IMAGO
…sind alle Eigenheimbesitzer, die sich von Experten beraten lassen wollen, wie sie ihr Haus energieeffizienter machen können. Für eine solche Beratung gab es bisher staatliche Zuschüsse von bis zu 80 Prozent. Von heute an sollen es nur noch 50 Prozent sein. Die Nachfrage sei groß und der Topf bald leer, begründet das Bundeswirtschaftsministerium. Dumm nur, dass dem Haus von Robert Habeck das ziemlich kurzfristig aufgefallen sein muss, denn erst am Montag wurden die Kürzungen öffentlich gemacht.
Die ganze Geschichte hier: Habeck legt sich mit Hausbesitzern an – und erzürnt die SPD
FBI nimmt Pakistaner wegen Mordplänen gegen US-Politiker fest: Der 46-Jährige soll bis zu 100.000 US-Dollar für die Ermordung von Politikern geboten haben. Laut Ermittlern hielt er sich zuvor in Iran auf.
Hotel in Kröv teilweise eingestürzt – mehrere Menschen unter Trümmern vermisst: Zu einigen hat die Polizei Kontakt.
Polizei durchsucht Landtagsbüro eines Linkenabgeordneten in Erfurt: Der Politiker wird verdächtigt, Kinderpornografie zu besitzen.
Diesen Text möchte ich Ihnen heute besonders empfehlen:Ex-Banker Stevenson: »Ich war schon immer sehr gut in Mathematik«
Foto: Pål Hansen»Reiche sind dumm«: Gary Stevenson wuchs in einfachen Verhältnissen auf und verdiente später als Investmentbanker Millionen. Inzwischen wirbt er dafür, große Vermögen stärker zu besteuern. Nur so seien die westlichen Gesellschaften zu retten. Mein Kollege Sascha Zastiral hat mit ihm darüber gesprochen, warum er glaubt, dass die Reichen nicht einfach ihr Geld nehmen und abwandern würden. Lesen Sie hier das Interview.
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Ihr Philipp Wittrock, Chef vom Dienst in Los Angeles