„Schwerer Vertrauensbruch“: Führungsspitze von Thyssenkrupps ...

29 Aug 2024
„Schwerer Vertrauensbruch“ Führungsspitze von Thyssenkrupps Stahlsparte tritt zurück

Paukenschlag bei Thyssenkrupp Steel: Drei Mitglieder des Aufsichtsrats, unter ihnen Chefaufseher Sigmar Gabriel, legen ihre Posten nieder. Auch Vorstandschef Bernhard Osburg verzichtet auf sein Amt. Der Gewinner der aktuellen Auseinandersetzung heißt damit: Thyssenkrupp-CEO Miguel López.

Thyssenkrupp - Figure 1
Foto manager-magazin.de

29.08.2024, 18.33 Uhr

Hat genug vom Streit: Der Aufsichtsratschef von Thyssenkrupp Steel, Sigmar Gabriel, stellt seinen Posten zur Verfügung

Foto: Julien Becker / HMB-Media / IMAGO

Die Spitzen sowohl des Aufsichtsrats als auch des Vorstands der Stahlsparte von Thyssenkrupp treten zurück. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Konzernchef Miguel López (59) und dem Konzern-Aufsichtsratschef, Siegfried Russwurm (61), sei nicht mehr möglich, sagte Gabriel am Donnerstag. Der ehemalige Vizekanzler kritisierte eine „beispiellose Kampagne“, die López in den vergangenen Wochen gegen den Vorstand der Stahlsparte betrieben habe. Es handle sich um einen „schweren Vertrauensbruch“.

Gabriel warf López vor, mit seinem Vorgehen auf den Rücktritt des Vorstands von Thyssenkrupp Steel gedrängt zu haben. „Und dies, obwohl der Vorstand der Thyssenkrupp Steel Europe AG die Interessen des Stahlunternehmens engagiert wahrgenommen und sich gegen, aus seiner Sicht, nicht vertretbare Einflüsse auf seine Arbeit mit Erfolg gewehrt hat.“ Er könne daher gut verstehen, dass Thyssenkrupp-Steel-Chef Bernard Osburg, sowie die weiteren Vorstandsmitglieder der Sparte, Markus Grolms und Heike Denecke-Arnold, ihre Mandate niederlegten. Das manager magazin hatte am Mittwoch bereits darüber berichtet, dass drei von fünf Stahlvorständen eine Vertragsaufhebung angeboten wurde.

Hintergrund der Schlammschlacht ist die geplante Verselbstständigung der Stahlsparte. Dabei ist unter anderem ein Abbau der Stahlerzeugungskapazitäten in Duisburg geplant, der auch mit einem Stellenabbau verbunden sein wird. Strittig ist vor allem die finanzielle Ausstattung der Sparte durch den Mutterkonzern bei der Verselbstständigung. Die bisherigen Pläne des Stahlvorstands für die Neuaufstellung gehen dem Mutterkonzern nicht weit genug. Inzwischen sind Aufsichtsräte und Vorstände im Unternehmen heillos zerstritten.

In der Thyssenkrupp-Stahlsparte sind 27.000 Menschen beschäftigt. Allein 13.000 davon arbeiten in Duisburg. In den übrigen Konzerngesellschaften beschäftigt Thyssenkrupp weitere rund 70.000 Menschen.

Erst am Mittwoch hatten die Aktionärsvertreter im Aufsichtsrat der AG in einer öffentlichen Erklärung López für dessen Vorgehen bei der Restrukturierung den Rücken gestärkt. Sie forderten die Arbeitnehmerseite auf, die Beschäftigten nicht zu verunsichern, „indem der Eindruck massenhaft drohender individueller Arbeitsplatzverluste vermittelt“ werde. In den vergangenen Monaten hatten Betriebsräte und IG Metall bei zahlreichen Veranstaltungen gegen einen umfangreichen Personalabbau demonstriert.

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