Sieg auf dem Fuß, DFB-Ende nah?: Wenn selbst ein Thomas Müller ...

6 Jul 2024
Sieg auf dem Fuß, DFB-Ende nah? Wenn selbst ein Thomas Müller nicht mehr retten kann

Von David Bedürftig, Stuttgart 06.07.2024, 07:33 Uhr

Thomas Müller - Figure 1
Foto n-tv NACHRICHTEN

War's das mit dem ewigen Thomas Müller in der Fußball-Nationalmannschaft? Die Andeutung geht in die Richtung DFB-Ende. Aber vorher erlebt der Ur-Bayer ein wildes EM-Viertelfinale und hadert anschließend mit dem Ende. Dabei "müllert" er selbst beinahe noch einen rein.

Was wäre das für eine Geschichte gewesen? Thomas Müller, den viele nur noch für den Spaßvogel am Spielfeldrand halten, schießt Deutschland bei der Heim-EM ins Halbfinale. Müller - Ur-Bayer, Weltmeister und auf die alten Tage sogar Europameister? Dank seines genialen Moments gegen die großen Spanier. Weil er die Pille noch einmal reinstochert. Reinmüllert eben.

Die Erzählung jedoch, sie bleibt ein bitteres "was wäre wenn". Müller müllert ihn eben nicht rein, die deutsche Nationalelf scheidet auf dramatische Art und Weise aus dem Turnier aus - und die lange DFB-Karriere der Nummer 13 könnte bald vorbei sein. Diesmal endgültig. Nicht nur vorübergehend, als er erst von Joachim Löw und dann auch von Hansi Flick eine Zeit lang nicht nominiert worden war.

Es läuft die 94. Minute, Nachspielzeit der regulären Spielzeit, im EM-Viertelfinale in Stuttgart gegen Spanien. Keine fünfhundert Sekunden zuvor hat Florian Wirtz mit seinem Tor zum 1:1 die deutsche Mannschaft und ihre Fans zum Ausrasten gebracht. Dann tritt der erst in der 80. Minute eingewechselte Müller auf den Plan und entscheidet die Partie beinahe zu den Gunsten des DFB-Teams.

Müller müllert daneben

Noch bevor Schiedsrichter Anthony Taylor zur Verlängerung pfeift, flankt Joshua Kimmich eine letzte Verzweiflungsflanke von seiner rechten Außenbahn - und findet im Fünfmeterraum Thomas Müller. Dieser stiehlt sich in seiner unnachahmlichen Manier von Aymeric Laporte davon, kommt mit dem Kopf ans Leder, aber zielt knapp rechts am Tor vorbei. Womöglich wäre es Abseits gewesen, aber der große Müller-Moment bleibt ohnehin aus.

Thomas Müller - Figure 2
Foto n-tv NACHRICHTEN

Der Bayern-Star, von Bundestrainer Julian Nagelsmann auch als "Schmiermittel", als Vermittler von Jung und Alt, ins DFB-Team geholt, haut sich in jeden Zweikampf, jagt mit seinen unorthodoxen Schritten jeden Ball. Manchmal wirkt er dabei fast wie in seinen besten Tagen, als er Deutschland 2014 mit fünf WM-Toren zum Titel schoss. Als er in der 105. Minute von links wunderschön auf den heranrauschenden Wirtz zurücklegt, fehlen beim Schuss des Leverkuseners erneut nur Zentimeter für die Führung.

Noch öfter allerdings wird Müller vom Gegenspieler überlaufen, kommt doch nicht mehr rechtzeitig an einen Ball. "Da sieht man mal, was er noch draufhätte, wenn er noch laufen könnte", urteil Thomas Hitzlsperger in der ARD und will damit ein Kompliment aussprechen.

"In der Verlängerung hat es sich so angefühlt, als ob wir eher drauf und dran waren, den Punch zu setzen", sagt Müller nach der Partie in den Katakomben. "Ich hätte uns auch in einem Elfmeterschießen gut gerüstet gesehen." Bis dahin kam die DFB-Elf aufgrund des Last-Minute-Schocks der Spanier in der 119. Minute bekanntlich nicht.

DFB-Ende? Müller und Nagelsmann sprechen

Dann aber kommt Müller auf das Thema zu sprechen, das nun alle von dem mittlerweile 34-Jährigen beantwortet haben wollen. "Realistischerweise kann es sein, dass dies heute mein letztes Spiel für die Nationalelf war", sagt er. Vielleicht schon am heutigen Samstag, ansonsten in den kommenden Tagen, wolle der Ur-Bayer sich mit Nagelsmann austauschen und dann werde er "schauen, wie es weitergeht". Allerdings, das stellt er noch mal klar: "Das Thema Rücktritt wird es von meiner Seite aus nicht geben." Es könne aber sein, dass zusammen mit dem Bundestrainer die Erkenntnis eintrete, dass es nun genug sei.

Nagelsmann macht nach der Partie ähnliche Andeutungen: "Wir haben einen Kader, der nicht extrem jung ist und ein paar ältere Semester sind dabei. Wir werden uns in Ruhe Gedanken machen, was das Richtige ist." Man werde "sicher ein bisschen was ändern". Immerhin: Müller zog durch seinen Joker-Einsatz in der ewigen deutschen Länderspielliste mit seinem 131. Einsatz an Lukas Podolski vorbei und ist jetzt alleiniger Dritter im Ranking.

Bald tritt er also womöglich ab: der ewige Thomas Müller. Ein DFB-Liebling, der über viele Jahre die deutsche Nationalmannschaft mit seinen Toren und seinem Einsatz zu großen Erfolgen verholfen hat. Dem es aber gegen Spanien nicht gelingt, die Pille noch einmal reinzumüllern.

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