710 Spiele: Die Bundesliga braucht mehr Spieler wie Thomas Müller

710 Pflichtspiele für Bayern München Der ewige Münchner: Die Bundesliga braucht mehr Spieler wie Thomas Müller

Thomas Müller krönt sich seinem Pflichtspielrekord zum ewigen Münchner und löst Sepp Maier beim FC Bayern ab. Doch der sportliche Aspekt des Rekords ist eigentlich Nebensache, denn er steht darüber hinaus für etwas viel Wichtigeres, das viele Fans im modernen Fußball vermissen, meint unser Kommentator: Treue.

Thomas Müller - Figure 1
Foto noz.de - Neue Osnabrücker Zeitung

München, 15. August 2008: Es läuft die 80. Spielminute in der Allianz-Arena und an der Seitenlinie macht sich der 18-jährige Thomas Müller bereit für seinen ersten Einsatz gegen den Hamburger SV in der Bundesliga. 16 Jahre später, am 1. September 2024, steht Müller erneut an der Linie und wartet auf seine Einwechslung. Allerdings hat sich vieles geändert – und nicht nur, dass der Gegner diesmal SC Freiburg und Müllers Trainer Vincent Kompany statt Jürgen Klinsmann heißt.

Thomas Müller der ewige Münchner

Seit Müllers Debüt bestritt der deutsche Rekordmeister aus München 820 Pflichtspiele – in 710 davon lief er auf und ist damit nun alleiniger Rekordspieler des Clubs vor Torwart-Legende Sepp Maier. Ein FC Bayern ohne Thomas Müller scheint angesichts dieser Zahl kaum vorstellbar, oder um es mit den Worten von Ex-Bayern-Trainer und Müller-Förderer Louis van Gaal zu sagen: „Müller spielt immer!“

Mit seinen 475 Bundesliga-Spielen für die Bayern, wirkt Müller im modernen Profifußball im positiven Sinne wie aus der Zeit gefallen. Dass seit seinem Wechsel vom TSV Pähl zum FC Bayern vor 24 Jahren kein weiterer Verein in Müllers Transfer-Vita steht, ist ein wichtiges Signal an die vielen Fußballfans, die seit Jahren über die „Söldnermentalität“ in der Bundesliga und den internationalen Ligen klagen.

Thomas Müller versüßte sich seinen Rekordeinsatz mit dem 2:0 Siegtreffer gegen den SC Freiburg. Es war sein 245. Tor für den FC Bayern. Foto: dpa/Sven Hoppe

Thomas Müller - Figure 2
Foto noz.de - Neue Osnabrücker Zeitung

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Dreimal stand ein Wechsel im Raum

Wer jetzt entgegnet, beim deutschen Rekordmeister lasse es sich mit der fürstlichen Bezahlung ja auch gut leben, der sei daran erinnert, dass auch Müllers Treue durch so manches Tief und zugleich attraktive Angebote auf die Probe gestellt wurde: Im Winter 2008/09 grub Tabellenführer und Emporkömmling Hoffenheim an dem Youngster, der nach seinem Debüt zunächst nicht im Profikader des FC Bayern stand.

2015 wollte Müllers Ex-Trainer und Förderer Louis Van Gaal ihn unbedingt in den Kader von Manchester United holen. Und zwischen 2018 und 2019 landete Müller unter Niko Kovač auf dem Abstellgleis der Münchener. In allen Fällen wusste die Vereinsführung jedoch, was sie an dem Oberbayern mit den dünnen Beinen hatte – ein Wechsel kam nie zustande. Damit war das Thema erledigt, für Müller und den Verein.

Mit seinen Schuhen als Geschenk für die Fans stieg Thomas Müller zu den Ultras in den Block der Südkurve. Foto: imago images/Ulmer/Teamfoto

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Treue statt Söldnermentalität

Im Kicker reflektierte Müller zuletzt über seinen Karriereweg. Seine Botschaft blieb dabei im Kern herrlich einfach: Bleibt da, wo ihr glücklich seid. Geht nicht jedem Problem aus dem Weg. Bleibt ruhig und habt Geduld. Und wenn man so will: Bleibt da, wo ihr heimisch seid, weil es mehr nicht braucht im Leben.

Es bleibt nur zu hoffen, dass mehr Profis, Nachwuchstalente und Vereinsfunktionäre aus Müllers Rekord den Schluss ziehen, dass Treue sich durchaus für beide Seiten auszahlt. Vor allem in Zeiten, in denen kauffreudige Oligarchen und Scheiche mit tiefen Taschen ihre Teams wie geschmacklos überteuerte Panini-Alben zusammenstellen.

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