Selbstfahrendes Auto: Tesla zeigt ein „Cybercab“

Tesla

Elon Musk hat wie üblich die Messlatte sehr hoch gelegt. Für den Donnerstagabend hatte der Vorstandschef des Elektroautoherstellers Tesla zu einer Veranstaltung in den Warner-Filmstudios am Rande von Los Angeles eingeladen, und schon vor Wochen hat er versprochen, es werde etwas „für die Geschichtsbücher“ zu sehen geben. Wie erwartet zeigte er Teslas erstes Robotaxi, also ein selbstfahrendes Auto.

Es heißt „Cybercab“ und hat weder Lenkrad noch Pedale. Es ist mit Flügeltüren ausgestattet und sieht aus wie eine kleinere und etwas abgerundete Variante von Teslas Pick-up-Transporter Cybertruck. Musk sagte, es solle weniger als 30.000 Dollar kosten, was billiger wäre als alle bisherigen Tesla-Modelle. Zu den Spezifikationen des Fahrzeugs verriet er aber zunächst nur wenige Details. Und bis es auf den Markt kommt, wird noch einige Zeit vergehen. Musk sprach am Donnerstag von 2026, freilich ist er bekannt dafür, zeitliche Vorgaben für neue Produkte oft deutlich zu verfehlen. Auch die Veranstaltung am Donnerstag kam mit Verspätung. Ursprünglich hatte Musk sie schon für den August angekündigt.

Musk sieht autonomes Fahren als wichtiges Zukunftsgeschäft für Tesla

Neben dem Cybercab zeigte Musk jetzt auch einen futuristisch aussehenden selbstfahrenden „Robovan“, der bis zu 20 Personen befördern soll. Wann dieses Fahrzeug auf den Markt kommen könnte, ließ er offen. „Die Zukunft sollte wie die Zukunft aussehen“, sagte er.

Musk macht schon seit langer Zeit große Versprechungen für autonome Fahrprojekte und beschreibt sie als wichtiges Zukunftsgeschäft für Tesla. Aber gerade auf diesem Gebiet liegen seine Prognosen und die Wirklichkeit weit auseinander. Schon 2019 stellte er in Aussicht, Tesla werde im Jahr danach eine Million Robotaxis auf der Straße haben, aber bis heute blieb er ein marktreifes Produkt schuldig. Unlängst sagte er, allein die Aktivitäten rund um autonomes Fahren könnten eines Tages zwischen fünf Billionen und zehn Billionen Dollar zu Teslas Börsenwert beitragen. Heute beträgt die Marktkapitalisierung des gesamten Unternehmens rund 750 Milliarden Dollar.

Teslas „Autopilot“-Technologie mit einigen Unfällen in Verbindung gebracht

Bislang bietet Tesla nur zwei Fahrassistenzsysteme, die kein vollautonomes Fahren erlauben, auch wenn sie sehr aggressiv vermarktet werden. Zum einen gibt es die standardmäßig in allen Neuwagen installierte „Autopilot“-Funktion, zum anderen das technisch aufwendigere und kostenpflichtige System „Full Self-Driving“. Auf der fünfstufigen Autonomie-Skala, die weithin in der Branche als Gradmesser herangezogen wird, kommen Teslas bisherige Systeme nicht über Level 2 hinaus, weil die Fahrer weiter jederzeit zum Eingreifen bereit sein müssen.

Tesla ist oft vorgeworfen worden, die Namen der Fahrassistenzsysteme seien irreführend. Mittlerweile sieht sich das Unternehmen gezwungen, sein „Full Self-Driving“-System in den USA mit dem Zusatz „Supervised“, also „beaufsichtigt“, zu vermarkten. Die „Autopilot“-Technologie ist in den vergangenen Jahren mit einer Reihe von Unfällen in Verbindung gebracht und deshalb Gegenstand von Ermittlungen der amerikanischen Verkehrsbehörde NHTSA worden. Vor einigen Monaten sprach die Behörde von insgesamt 467 Unfällen, davon 13 mit tödlichem Ausgang.

Googles Waymo ist größter Konkurrent

Bevor das Cybercab herauskommt, will Tesla nach Angaben von Musk seine Fahrassistenzsysteme verbessern. Er sagte, vom kommenden Jahr solle es „Full Self-Driving“ in Texas und Kalifornien in einer „Unsupervised“-Variante geben, die keine Aufsicht mehr erfordert. Sie solle für bisherige Tesla-Autos wie das Model 3 und das Model Y verfügbar sein.

Beim autonomen Fahren sieht sich Tesla harter Konkurrenz gegenüber. Waymo, eine Schwestergesellschaft des Internetkonzerns Google in der Alphabet-Holding, betreibt heute schon Flotten von Robotaxis, die ganz ohne Fahrer unterwegs sind und wie Uber per Smartphone-App bestellt werden können. Diese Autos gibt es mittlerweile in einigen amerikanischen Städten, zum Beispiel in San Francisco und in Phoenix. Mit ihnen hat Waymo Level 4 auf der Autonomieskala erreicht, das heißt unter vielen Bedingungen ist kein Fahrer notwendig. Kürzlich teilte das Unternehmen mit, es absolviere derzeit 100.000 bezahlte Fahrten in der Woche. Das Geschäft dürfte bisher aber noch hohe Verluste einbringen. So wie Musk das Cybercab beschrieben hat, müsste es wohl wie die Waymo-Fahrzeuge als Level 4 einzustufen sein. In den bisherigen Waymo-Autos sind noch Lenkräder und Pedale eingebaut, auch wenn es keinen Fahrer gibt.

Autonomes Fahren ist eines der beiden Gebiete, die Musk in jüngster Zeit verstärkt in den Vordergrund zu rücken versucht. Daneben spricht er viel über den humanoiden Roboter Optimus, an dem Tesla derzeit arbeitet, und für ihn macht er noch kühnere Vorhersagen. „Ich denke, das wird das größte Produkt aus jeglicher Kategorie sein, das es jemals gegeben hat“, sagte er am Donnerstag. Der Roboter könne zum Beispiel Babysitten, Rasenmähen oder den Einkauf von Lebensmitteln übernehmen. Langfristig solle er zwischen 20.000 und 30.000 Dollar kosten und damit „weniger als ein Auto“.

Im angestammten Geschäft mit Elektroautos kämpft Tesla derweil mit einigen Herausforderungen. Der Markt hat sich in einigen Regionen der Welt abgeschwächt, und Tesla sieht sich verstärkter Konkurrenz gegenüber. In den ersten zwei Quartalen schrumpften die Verkaufszahlen, und auch der Gewinn ging deutlich zurück. Tesla hat in diesem Jahr den Abbau von mehr als 10 Prozent seiner Arbeitsplätze angekündigt.

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