Anschlag auf Stromversorgung von Tesla: Bekennerschreiben ...
Nach einem Stromausfall steht die Produktion in der Tesla-Fabrik in Grünheide still. Das teilte eine Sprecherin des E-Autobauers mit. Die Fabrik sei evakuiert worden.
Die Polizei geht von einem Anschlag auf die Stromversorgung der als "Gigafactory" bekannten Tesla-Fabrik aus und prüft ein Bekennerschreiben der als linksextremistisch eingestuften "Vulkangruppe".
Das Bekennerschreiben liege der Polizei vor, sagte ein Sprecher. Die Echtheit werde geprüft. Die Gruppe wirft Tesla "extreme Ausbeutungsbedingungen" vor und fordert die "komplette Zerstörung der Gigafactory".
Nach Angaben des brandenburgischen Innenministeriums setzten Unbekannte am frühen Dienstagmorgen einen Hochspannungsmast zwischen Steinfurt und Hartmannsdorf im Landkreis Oder-Spree in Brand, woraufhin die Stromversorgung in umliegenden Ortschaften sowie im nahen Tesla-Werk ausfiel.
Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen sprach von einem "perfiden Brandanschlag auf die Strominfrastruktur". Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke sagte, "es handelt sich offenbar um einen schweren Anschlag auf unsere kritische Infrastruktur mit Konsequenzen für tausende Menschen sowie viele kleine und große Betriebe in unserem Land." Anschläge auf die kritische Infrastruktur seien "eine Form von Terrorismus".
Tesla-Chef Elon Musk reagierte auf dem Portal X mit Unverständnis und attackierte die Urheber des Brandanschlags: "Das sind entweder die dümmsten Ökoterroristen der Welt oder sie sind Marionetten derer, die keine guten Umweltziele haben." Die Produktion von Elektrofahrzeugen anstelle von Fahrzeugen mit fossilen Brennstoffen zu stoppen, sei "extrem dumm", schrieb er weiter.
Brandanschlag: LKA ermitteltDas Landeskriminalamt ermittelt wegen des Verdachts der Brandstiftung. Die Polizei war unter anderem mit Hubschraubern, Drohnen, einer Einsatzhundertschaft und Diensthunden im Einsatz.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser forderte eine umfassende Aufklärung. In den Ermittlungen müsse geprüft werden, ob es politische Motive gebe. "Wenn sich ein linksextremistisches Motiv bestätigt, dann ist das ein weiterer Beleg, dass in der linksextremistischen Szene vor Angriffen auf kritische Energie-Infrastrukturen nicht zurückgeschreckt wird", sagte sie.
Wie es bei Tesla weiter hieß, wurden alle Maßnahmen zur Sicherung der Produktionsanlagen getroffen. Nach Rücksprache mit dem Stromanbieter Edis geht das Unternehmen von Elon Musk nicht von einem schnellen Wiederanlaufen der Produktion aus. Der Stromanbieter war zunächst nicht zu erreichen.
Allerdings waren nach Angaben des Energiedienstleisters Edis am späten Dienstagvormittag die Stromausfälle bis auf die Industrieansiedlungen wieder weitgehend behoben. Durch unverzügliche Umschaltungen konnten alle betroffenen Gemeinden wieder versorgt werden – mit Ausnahme einer großen Industrieansiedlung und -produktion sowie eines Logistikzentrums, wie es hieß.
Tesla rechnet durch den Produktionsausfall mit wirtschaftlichen Schäden im "hohen neunstelligen Bereich", wie ein Tesla-Vertreter mitteilte. Man gehe von einer mehrtägigen Unterbrechung der Stromversorgung aus. Es sei unklar, wann die Produktion wieder aufgenommen werde. Ob dies Anfang nächster Woche geschehen könne, werde sich in den nächsten Tagen zeigen.
Der Tesla-Vertreter wies darauf hin, dass dies bereits der zweite direkte Anschlag auf die Stromversorgung der Fabrik sei. Hinzu komme ein dritter Anschlag auf die Eisenbahnanlage in der Nähe. Tesla sei inzwischen sehr besorgt um die Sicherheit der Mitarbeiter.
Zusammenhang zu Protesten von Umweltschützern unklarÜber einen möglichen Zusammenhang mit dem nahen Protestcamp von Umweltaktivisten wollte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Potsdam nicht spekulieren. Es werde in alle Richtungen ermittelt, sagte sie.
Rund 80 bis 100 Umweltaktivisten halten seit Donnerstag einen Teil des Landeswaldes in Brandenburg nahe dem Tesla-Werk besetzt, den das Unternehmen von Elon Musk im Falle einer Erweiterung seines Geländes roden will.
Die Aktivisten haben um die zehn Baumhäuser in mehreren Metern Höhe errichtet und kündigten an, möglichst lange ausharren zu wollen. Auch die Bürgerinitiative Grünheide spricht sich gegen die Erweiterungspläne von Tesla aus und zeigt sich mit den Besetzern solidarisch.
Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach erklärte, dass die Landesregierung das Protestcamp der Kritiker gegebenenfalls neu bewerten werde. "Das kann auch die Beendigung der Duldung bedeuten", sagte er. Zuletzt hatte es geheißen, das vergangene Woche errichtete Camp werde zunächst bis Mitte März geduldet.
Tesla stellt in Grünheide seit knapp zwei Jahren Elektroautos her. Dort arbeiten nach jüngsten Angaben des Unternehmens rund 12.500 Beschäftigte. Umweltschützer kritisieren unter anderem, dass das Gelände in einem Wasserschutzgebiet liegt. Bei einer Bürgerbefragung in Grünheide hatte sich eine Mehrheit gegen die Erweiterungspläne gewandt. Tesla will außerdem die Produktion ausbauen.
dpa, Reuters (das, lik)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 05. März 2024 | 10:00 Uhr