Sind vor dem Gesetz wirklich alle gleich?

28 Okt 2024

Der Mann einer Anwältin wird im "Tatort"-Krimi "Dein gutes Recht" in der Kanzlei erschossen. Die Frau hat viele Feinde, vor allem im Milieu armer Leute. War der Täter jemand, der es eigenlich auf die Advokatin der Mächtigen abgesehen hatte? Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) ermittelt in ihrem 80. Fall.

ARD

Tatort: Dein gutes Recht

Kriminalfilm • 27.10.2024 • 20:15 Uhr

Ein Notruf erreicht Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) in ihrem 80. Fall. Die erfolgreiche Anwältin Patricia Prinz (Sandra Borgmann) kauert in einem Versteck ihrer Kanzlei. Neben ihr liegt schwer verletzt Jasper Ünel (Mohamed Achour), Ehemann der Anwältin. Hat er einen Einbrecher überrascht, als er nachts sein vergessenes Handy holen wollte – oder war es doch anders? Drehbuchautor und Regisseur Martin Eigler erzählt im Krimi "Tatort: Dein gutes Recht" eine Geschichte, bei der man in der ersten Hälfte ganz schön aufpassen muss, um nicht den Anschluss zu verlieren. Was daran liegt, dass verschiedene Figuren vorgestellt werden, die erst mal unverbunden nebeneinander stehen – und dann noch zum Teil unchronologisch erzählt werden. Neben der taffen Anwältin, die ums Leben ihres Mannes bangt, aber am Folgetag schon wieder am Schießstand ihrem Hobby frönt, lernt man die junge Mutter Marie Polat (Emma Nova) kennen. Die hat Angst, das Sorgerecht für ihren kleinen Sohn zu verlieren, das an ihren Ex gehen könnte.

Um vor Gericht einen festen Job nachweisen zu können, bei schwieriger Vorgeschichte, arbeitet Marie in einem Callcenter. Die Firma wird von Piet Sievert (Matthias Lier) geleitet, der gerne Druck auf seine Angestellten ausübt. Immerhin erhält Marie Unterstützung von ihrer ebenfalls für Sievert arbeitenden Freundin Luisa Berger (Samia Chancrin). In einem dritten Erzählstrang sieht man den Kommissarinnen Odenthal und Johanna Stern (Lisa Bitter) dabei zu, wie sie – Odenthal mit Verletzungen im Gesicht – getrennt voneinander zu einem offenbar kritischen Einsatz befragt werden. Dabei gehen die internen Ermittler (Bernd Hölscher, Christina Hecke) mit Tricks und nicht gerade zimperlich vor. Worum es hier geht, wird erst relativ spät klar. Man darf aber sicher sein: Die Klimax, auf die der Krimi hinarbeitet, hat mit dem oben vorgestellten Personal zu tun.

Wer sind die Nachfolger von Frau Keller und Peter Becker?

Der 60-jährige Autor und Regisseur Martin Eigler, dessen Name auch eng mit der ZDF-Reihe "Stralsund" verbunden ist, arbeitet sehr regelmäßig für den SWR. Im Südwest-"Tatort" erschuf er in den vergangenen Jahren immer wieder denkwürdige Krimis: Stuttgarter Folgen wie "Zerrissen" (2024) über einen strafunmündigen Jugendlichen, der von seiner Verbrecherfamilie ausgenutzt wird, und den grandios verstörenden Fall "Der Mann, der lügt" (2018), in dem subtil über Themen wie Wahrheit und ihre Agenten nachgedacht wurde. Oder auch die Ludwigshafener Folge "Der böse König" (2021), in der es um schweren Narzissmus ging, der wohl noch nie so teuflisch in einem deutschen Krimi inszeniert wurde. Wer Eiglers Filme sieht, muss sich auf ungewöhnliche Themen und Erzählstrukturen einstellen, die Aufmerksamkeit einfordern – diese aber in Form kluger Krimis meist auch rechtfertigen.

Erst im September 2024 lief der Freiburger "Tatort: Ad Acta". Auch dort wurde unser juristisches System infrage gestellt, in dem Anwälte mit allen Mitteln – auch eventuell überzogenen und unmoralischen – um das Recht ihrer Mandanten kämpfen und dies auch vom Gesetz her dürfen. Doch ist es gerecht, wenn Geld und Einfluss darüber entscheiden, wie scharf die von Anwälten ausgepackten Waffen sind?

Eigler lässt die mit starkem Gerechtigkeitssinn ausgestattete Lena Odenthal in dieses System hineinschmecken und dabei den ein oder anderen Stein umdrehen. Seit mittlerweile zehn Jahren wird sie dabei von Johanna Stern unterstützt. Das Verhältnis der beiden Frauen hat sich nach anfänglichem Generationen- und Zickenkrieg zu einem freundschaftlich vertrauensvollem Miteinander gewandelt.

Apropos Ludwigshafener Team: Nach den Renten-Abgängen von Frau Keller (Annalena Schmidt) und Peter Becker (Peter Espeloer) suchen die beiden Kommissarinnen in diesem durchaus spannenden "Tatort" nach neuen Mitarbeitern. Wie dies passiert und mit welchem Erfolg wird hier natürlich nicht verraten. Nur soviel: durchaus witzige Seitenhiebe auf Themen wie Bürokratie, Quote und Fachkräftemangel sind dem neuen "Tatort" aus Ludwigshafen hier nebenbei auch noch gelungen.

Tatort: Dein gutes Recht – So. 27.10. – ARD: 20.15 Uhr

Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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