Extreme Strompreise: Warum die schwedische Energieministerin ...

2 Tage vor

Bewölkter Himmel und kaum Wind: Eine sogenannte Dunkelflaute hat die deutschen Strompreise im Großhandel am Donnerstag auf absurde Höhen getrieben. Das bekommen auch andere Länder zu spüren.

Strompreise - Figure 1
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13.12.2024, 12.38 Uhr

Schwedische Ministerin Ebba Busch: »Ich bin wütend auf die Deutschen«

Foto: Fredrik Sandberg / TT / picture alliance

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Unter vielen Schweden herrscht Frust über die derzeit hohen Strompreise besonders im Süden ihres Landes. Dafür verantwortlich gemacht wird unter anderem auch Deutschland, das immer dann viel Strom aus dem skandinavischen Land importiert, wenn wenig Strom aus Sonne und Wind gewonnen wird – während der sogenannten Dunkelflaute. Dann steigen auch die Preise in Teilen Schwedens.

Die christdemokratische Energie- und Wirtschaftsministerin und Atomkraft-Befürworterin Ebba Busch nutzt diese Situation, um für neue Atomkraftwerke in ihrem Land zu werben und für einen Seitenhieb auf Deutschland.

»Ich bin wütend auf die Deutschen«, sagte Ebba Busch laut »Aftonbladet«  bei einer Pressekonferenz am Donnerstag. Sie kritisierte, dass ihr Land unter »himmelhohen Strompreisen« ächze, weil Deutschland sein Energiesystem nicht im Griff habe. »Sie haben eine Entscheidung für ihr eigenes Gebiet getroffen, wozu sie das Recht haben, ihr gutes Recht. Aber es hat gravierende Folgen.« Außer der deutschen Wettbewerbsfähigkeit drohe die Wettbewerbsfähigkeit der ganzen EU zu leiden.

Wenn in Deutschland kein Wind wehe, erhalte auch Schweden hohe Strompreise wie in Deutschland, schrieb Busch zudem auf X. »Wir werden indirekt noch abhängiger von fossilen Brennstoffen«, kritisierte sie, weil die Deutschen »ihre fossilfreie Atomkraft abgeschaltet haben«. Sie verlangte deshalb: »Ich möchte, dass Deutschland in seinem nördlichen Teil eine Strompreiszone einführt.«

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Zugleich übernahm auch Busch einen Teil der Verantwortung: Die Strompreise in Südschweden seien auch deshalb so hoch, weil dort Kernkraftwerke stillgelegt worden seien. Um Barsebäck etwa hatte es auch jahrelange Diskussionen mit dem Nachbarland Dänemark gegeben. Nun versprach Busch jedoch: »Wir ebnen jetzt den Weg für neue Kernkraft.« Kurzfristig wolle man das Öresund-Kraftwerk zurückkaufen.

Tatsächlich hatten die Strompreise im deutschen Großhandel am Donnerstag einen neuen Rekord erreicht. Am wichtigen »Day Ahead«-Markt, wo man Stromlieferungen für den nächsten Tag einkauft, kostete Strom zeitweise rund 940 Euro je Megawattstunde (MWh), das entspricht 94 Cent je Kilowattstunde (kWh).

Das spüren vor allem Industriebetriebe, die zumindest Teile ihres Stroms kurzfristig einkaufen, zum Beispiel Elektrostahlwerke – aber auch Privatleute mit dynamischen Stromtarifen. Für sie kommen noch Netzentgelte, Steuern, Abgaben, Umlagen obendrauf, sodass aus den 94 Cent am Donnerstag zum Beispiel beim großen Anbieter Tibber bis zu 133 Cent wurden. Die meisten Privatkunden haben allerdings feste Strompreise und spüren solche kurzfristigen Spitzen deshalb nicht.

Batteriespeicher könnten das Problem lindern

Im Grundsatz lässt sich das Phänomen leicht erklären: Ungewöhnlich wenig Wind trifft auf praktisch keinen Sonnenstrom und vergleichsweise teures Erdgas in konventionellen Kraftwerken. Die absolute Höhe der Preisspitzen wirft dennoch Fragen auf. So lieferten am Donnerstag trotz der Ausnahmesituation auch die deutschen Kohle- und Gaskraftwerke längst nicht so viel Strom, wie sie eigentlich könnten.

Am Donnerstag war auch zu beobachten, wie eine Dunkelflaute in Mitteleuropa die Großhandelspreise für Strom auch in vielen benachbarten Staaten nach oben zieht. Im Süden Schwedens kostete eine Kilowattstunde in der Spitze knapp 70 Cent, in Südnorwegen fast 90 Cent, in den Niederlanden gut 87 Cent und in Dänemark knapp 94 Cent.

Sowohl Schweden als auch Norwegen sind Stromnachbarn von Deutschland, da es direkte Verbindungsleitungen gibt. Und beide Staaten sind an der Strombörse in mehrere Preiszonen aufgeteilt. Am Donnerstag war deutlich zu sehen, wie der Großhandelspreis in den südskandinavischen Preiszonen sehr stark stieg, während er zum Beispiel in Nordnorwegen weiter günstig war.

Dass die schwedische Ministerin das Problem mit dem deutschen Atomausstieg in Verbindung bringt, ist zumindest teilweise nachzuvollziehen. Immerhin liefern Kernkraftwerke Strom relativ unabhängig von Wetterbedingungen und könnten so Zeiten der Dunkelflaute gut überbrücken. Allerdings könnten das auch Gaskraftwerke.

Davon will die Bundesregierung eigentlich neue bauen – doch das dazu vorgesehene Kraftwerkssicherheitsgesetz wird angesichts der fehlenden Mehrheit im Bundestag zumindest in dieser Legislaturperiode nicht mehr umgesetzt. Das hatte das Bundeswirtschaftsministerium erst am Mittwoch endgültig mitgeteilt.

Dass es die Preisunterschiede zwischen den Staaten gibt, liegt daran, dass die Kapazitäten der grenzüberschreitenden Leitungen und Kuppelstellen begrenzt sind. In einem perfekt integrierten EU-Strommarkt gäbe es diese Unterschiede theoretisch nicht. Staaten mit hohen Strompreisen wünschen sich tendenziell eine stärkere Marktintegration, Staaten mit niedrigen Strompreisen wollen sich tendenziell lieber abschotten von den Hochpreisnachbarn.

Eine Lösung für das Problem könnte neben dem Bau neuer Gaskraftwerke auch der Ausbau von Speicherkapazitäten sein. Große Batteriespeicher können die Energie in günstigen Stunden aufnehmen, in teuren Stunden wieder abgeben und somit die Preisspitzen glätten.

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