Warnstreiks im Verkehr - Diese Alternativen gibt es am Streik-Montag in Berlin und Brandenburg Collage (v.l.n.r.) Züge der ODEG, U-Bahn, FLIXTRAIN.(Quelle:imago images/C.Ditsch/Future Image/E.Contini)Bild: imago images/C.Ditsch/Future Image/E.Contini

Warnstreiks legen am Montag den Zug- und Flugverkehr voraussichtlich bundesweit lahm. Auch der Nahverkehr in Berlin und Brandenburg wird davon betroffen sein. Ein paar wenige Alternativen stehen Fahrgästen dennoch zur Verfügung.

Die Gewerkschaft Verdi und die Eisenbahngewerkschaft EVG haben für Montag gemeinsam zum Warnstreik aufgerufen, der enorme Auswirkungen auf den Verkehr haben dürfte. Der Warnstreik soll in der Nacht zu Montag beginnen und am selben Tag mit Betriebsschluss enden. Betroffen sind Fern-, Regional- und S-Bahnverkehr auf der Schiene, der kommunalen Nahverkehr, viele deutsche Flughäfen, Wasserstraßen und Häfen sowie Autobahnen.

Ausfälle bei der Deutschen Bahn könnten möglicherweise durch private Bahngesellschaften kompensiert werden. Allerdings nutzen diese größtenteils das Verkehrsnetz der Deutschen Bahn. Wenn bei der DB beschäftigte EVG-Stellwerker oder Sicherheitspersonal streiken, dürfte sich das dann auch auf die Privatbahnen auswirken.

Welche Fernzüge fahren noch?

Nach derzeitigem Stand bleiben am Montag alle Fernzüge der Deutschen Bahn (DB) in ihren Depots – der DB-Fernverkehr werde komplett eingestellt, hieß es am Donnerstag.

Als Alternative bieten sich beispielweise Züge des Anbieters Flixtrain an. "Nach aktuellem Stand werden Flixtrain-Fahrten am 27. März fahrplanmäßig stattfinden. Bitte plant aber gegebenenfalls längere Reisezeiten ein", schreibt der Anbieter auf seiner Internetseite. Flixtrain verbindet Berlin u.a. mit Köln, Aachen, Frankfurt am Main, Stuttgart, Hannover, Hamburg, Leipzig, Dresden, Freiburg und Basel.

Übrigens: Fahrkarten der Deutschen Bahn, die für Montag oder Dienstag gebucht wurden, können ab sofort für andere Züge genutzt werden, wie die Bahn am Freitag mitteilte. Die Kulanz-Regel gilt demnachelte bis einschließlich Dienstag übernächster Woche (4. April).

In Berlin verkehren Busse, Straßen- und U-Bahnen - Großstreik im Verkehr für Montag angekündigt - Bahn will Fernverkehr komplett einstellen

Fern- und Regionalzüge, S-Bahnen, Flugzeuge, Schiffe sowie Tunnel - die Gewerkschaften setzen am Montag bei einem bundesweiten Großstreik im Verkehr auf Eskalation. In Berlin sollen zumindest Busse, Straßen- und U-Bahnen normal verkehren.

Was ist mit der S-Bahn?

Die Berliner S-Bahn rechnet am Montag nach eigenen Angaben mit "massiven Einschränkungen". "Die Voraussetzung für den Zugbetrieb bei der S-Bahn ist, dass Beschäftigte in der Netz-Betriebszentrale und den Werkstätten ihren Dienst antreten", teilte die S-Bahn am Donnerstag mit. Genaueres sei daher noch nicht absehbar.

Der Berliner Fahrgastverband Igeb appellierte an Reisende, möglichst auf die Angebote der BVG wie U-Bahn, Bus oder Tram umzusteigen. Denn die BVG-Beschäftigten dürfen wegen einer Friedenspflicht bis zum Ende dieses Jahres nicht streiken. Die Fahrzeuge der BVG dürften am Montag damit sehr voll werden; deshalb empfiehlt es sich auf jeden Fall, mehr Fahrzeit einzuplanen und früher zu starten. "Wir werden die maximal mögliche Zahl und Größe von Fahrzeugen auf die Straßen und Schienen bringen. Auch die Leitstellen sind vorbereitet, um die erwartbar größere Nachfrage bestmöglich zu managen. Natürlich können wir auch bei vollem Einsatz größere Ausfälle bei der S-Bahn nicht in vollem Umfang kompensieren", teilte BVG-Betriebsvorstand Rolf Erfurt am Freitag mit.

Besonders in Brandenburg hat der Ausfall der S-Bahn weitreichende Konsequenzen für zahlreiche Fahrgäste, warnt der Fahrgastverband Igeb. "Dort sollte eine S-Bahn alle 20 Minuten so weit fahren, bis ein U-Bahnhof im Berliner Stadtgebiet erreicht ist", forderte Sprecher Jens Wieseke.

Ein ICE fährt in den Berliner Hauptbahnhof ein. (Bild: ARD aktuell)

ARD aktuell

Video | Berlin und Brandenburg - Umfangreiche Streiks im Verkehr für Montag angekündigt

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Welche Alternativen gibt es für Brandenburger Pendler?

Alle Regionalzüge der Deutschen Bahn werden am Montag bestreikt. Aber es gibt ein paar private Alternativen, allerdings mit einigen Fragezeichen versehen: "Die Mitarbeitenden der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) werden sich nicht an dem für Montag geplanten Streik beteiligen. Hintergrund ist, dass unsere Tarifverträge nicht von der EVG oder Verdi, sondern von der GDL ausgehandelt werden und die Tarifvertragslaufzeit noch nicht abgelaufen ist", teilte ein NEB-Sprecher dem rbb mit.

Wenn allerdings Fahrdienstleiter der DB in Streik treten, können auch die Züge der NEB nicht fahren. Dies gilt für die RB54 wie für alle anderen NEB-Linien. Einzige Ausnahme ist die Linie RB27 – hier ist die NEB von der DB unabhängig. Erst am Montagmorgen werde sich zeigen, welche Linien konkret vom Streik betroffen sind, wo es welche Einschränkungen gibt und wie die entstehenden Lücken gefüllt werden können, so der NEB-Sprecher weiter.

Das Gleiche gilt für die Ostdeutsche Eisenbahn GmbH (Odeg), die in Brandenburg Linien betreibt. Die Odeg streikt nicht, kann allerdings durch die Bestreikung der Infrastruktur (Gleisanlagen, Signale etc.) auch betroffen sein. Wie die ODEG am Freitag auf ihrer Internetseite [odeg.de] mitteilte, müssen in jedem Fall 14 Strecken gestrichen werden. Ersatzverkehr per Bus könne nicht angeboten werden, da auch Busunternehmen bestreikt würden.

Welche Busse und Straßenbahnen fahren?

Neben den Bussen und Trams der BVG in Berlin läuft auch der ÖPNV in Brandenburg bei allen Bus- und Straßenbahnunternehmen am Montag planmäßig. Analog zur BVG haben auch die Verkehrsbetriebe in den Brandenburger Städten und Landkreisen eigene Tarifverträge und eine Friedenspflicht bis Ende des Jahres 2023.

Symbolbild:Bei einer Streikkundgebung wird ein Schild mit der Aufschrift:"Ich bin so sauer, ich habe sogar ein Schild gebastelt" hoch.(Quelle:imago images/J.Heinrich)

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Welche Flugzeuge heben am BER ab?

Verdi hat die Beschäftigten an allen deutschen Verkehrsflughäfen zum Ausstand aufgerufen – außer am BER. "Am Flughafen BER sind für den 27. März keine Warnstreiks angekündigt", teilte die Flughafengesellschaft Berlin-Brandenburg mit. "Dennoch müssen Passagiere mit erheblichen Einschränkungen rechnen." Im Flugbetrieb sei mit Streichungen insbesondere im innerdeutschen Flugverkehr zu rechnen.

Wer am Montag von BER aus fliegen möchte, muss aber in jedem Fall mehr Zeit für die Anreise zum Flughafen einplanen. Der Airport Express "FEX" sowie die Regionalbahnen und S-Bahnen werden den Airport voraussichtlich nicht ansteuern.

Sendung: rbb24 Abendschau, 24.03.2023, 19:30 Uhr

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