FC St. Pauli: Nach der Party geht der Kampf um Hartel weiter
Am Tag danach bat der FC St. Pauli zur Elefantenrunde. Mit Oke Göttlich, Andreas Bornemann und Fabian Hürzeler saßen Präsident, Sportchef und Trainer auf dem Podium im Pressekonferenzraum, zogen Bilanz über die Saison und die Aufstiegsfeierlichkeiten und blickten voraus - auch auf die Königspersonalie.
Aufstiegsheld am Millerntor: Marcel Hartel. IMAGO/osnapix
Mit 17 Toren und 13 Vorlagen hat Marcel Hartel mehr geliefert als sich alle Protagonisten von dem in der Vergangenheit stets laufstarken, aber eher torungefährlichen Mittelfeldspieler versprochen hatten. Ganz Wort gehalten aber hat der 28-Jährige nicht. "Heute reißen wir erstmal das Millerntor ab", hatte er nach dem 3:1 gegen Osnabrück am Sonntag eine ekstatische Party angekündigt. Tatsächlich gingen die Feierlichkeiten in den VIP-Räumen der Südtribüne mit Freunden und Familien lange und wurden zu späterer Stunde noch im NOHO Club fortgesetzt. Das Stadion aber stand noch als Göttlich, Bornemann und Hürzeler nach dem "Tag für die Ewigkeit", wie ihn Kapitän Jackson Irvine nannte, zur Pressekonferenz luden.
Ein zentraler Punkt der Medienrunde war zum einen tatsächlich das letzte Spiel am kommenden Sonntag bei Wehen Wiesbaden, für das der Trainer einen unmissverständlichen Auftrag formuliert: "Wir wollen unbedingt Meister werden." Folglich gab es keine vorgezogene Mannschaftsfahrt, sondern nur zwei freie Tage, ehe am Mittwoch das Unternehmen "Meisterfelge" gestartet wird.
Holstein Kiel und der FC St. Pauli stehen als Aufsteiger in die Bundesliga fest. kicker-Reporter Sebastian Wolff ordnet ein, welches der beiden Teams besser gerüstet für die Bundesliga ist. Außerdem: Welcher Spieler nach der Berufung von Nico Schlotterbeck um seinen Kaderplatz für die Heim-EM zittern muss.
vor 8 Stunden 12:47 Minuten
Der andere zentrale Punkt war Hartel. Der Top-Scorer ist der einzige Eckpfeiler, dessen Vertrag noch nicht verlängert ist. Ein Bekenntnis gab er am Sonntag nicht ab. Hürzeler, der ein enges Verhältnis zu dem filigranen Mittelfeldmann pflegt und nach eigener Auskunft täglich mit ihm spricht und das Zukunftsthema dabei nicht ausspart, sagt: "Es wird jetzt nicht mehr lange dauern." Wie der Poker ausgeht, sagen weder der Trainer noch der Sportchef. Klar scheint nur: Es wird auch im Trennungsfall kein böses Blut geben. "Es wurde die ganze Zeit über klar und transparent kommuniziert, dass für Cello die Spielklasse entscheidend ist", erklärt Bornemann, "jetzt haben wir diesbezüglich Klarheit, und jetzt ist der Zeitpunkt, an dem wir die große gegenseitige Wertschätzung abwägen gegenüber persönlichen Dingen." Die persönlichen Dinge sind vor allem lukrativere Offerten, und dabei geht es nicht ausschließlich um die wirtschaftlichen Möglichkeiten, sondern auch um die sportlichen Aussichten.
Bornemann weiß, dass St. Pauli mit einem Top-Klub nicht mithalten könnte. Dass der sportliche Reiz dann größer wäre beim Profi, die Verdienstmöglichkeiten sowieso. "Es gibt gewisse Grenzen", sagt der Sportchef. Zur klaren und transparenten Kommunikation gehört auch, dass Bornemann beim Spieler und dessen Berater Dirk Hebel hinterlegt hat, dass St. Pauli für Hartel an die Grenzen gehen will.
Sebastian Wolff