FC St. Pauli: Kritik am 3-5-2-System von Blessin wird lauter
Alexander Blessin, Trainer von Fußball-Bundesligist FC St. Pauli, hat bei der 1:3-Niederlage gegen den FC Augsburg erneut eine Leistungssteigerung seiner Mannschaft gesehen, nachdem er das System umgestellt und die Flügelstürmer Oladapo Afolayan und Elias Saad eingewechselt hatte. Das wirft Fragen auf.
Es hätte ein guter Tag für Carlo Boukhalfa werden können: Der erste Bundesliga-Einsatz von Beginn an, dazu das erste Saisontor erzielt; nur Punkte hat der FC St. Pauli auch im dritten Anlauf nicht geholt. „Das ist frustrierend“, sagte der Mittelfeldspieler, der für den verletzten Connor Metcalfe in die Startelf gerückt war, nach der 1:3 (0:0)-Schlappe beim FC Augsburg. Die Aufstiegseuphorie ist verflogen. Was bleibt ist die Frage, ob das von Trainer Alexander Blessin bevorzugte 3-5-2-System zum Aufsteiger passt.
FC St. Pauli fehlt Mut und Aggressivität„Wir haben uns das Leben selbst schwergemacht, zu viele Rückpässe gespielt und Augsburg so aufgebaut“, versuchte der 25-Jährige zu begründen, warum die Norddeutschen im ersten Abschnitt Probleme hatten, ins Spiel zu finden. Es habe an Mut gefehlt. „Nach vorne waren wir zu zögerlich“, befand auch Angreifer Johannes Eggestein, während Blessin klagte:
„Wir wollten ganz anders auftreten, aggressiver, haben zu viele Bälle zurückgespielt, kaum Tiefenläufe gehabt.“
Alexander Blessin
Trainer des FC St. Pauli
Dennoch habe man angesichts von zehn Torschüssen der Gastgeber in den ersten 45 Minuten und 5:0 Ecken auch gesehen, dass man selbst solche Phase unbeschadet überstehen könne, hob der Trainer lobend hervor. Der schnelle Gegentreffer nach der Pause und auch das 0:2 aber wurmten nicht nur Boukhalfa:
„Wenn wir solche Gegentore kassieren, dann wird es in der Bundesliga schwierig.“
Carlo Boukhalfa
Mittelfeldspieler des FC St. Pauli
Dass die anfänglichen Probleme am System gelegen haben könnte, wischte Abwehrchef und Jungvater Eric Smith beiseite wie Krümel auf dem Frühstückstisch: „Es hat nichts mit dem System zu tun, viel mehr mit der Mentalität und der Intensität, mit der wir die Dinge tun.“ Eggestein blies in dasselbe Horn: „Es lag vielmehr daran, wie wir Spieler an das Spiel herangegangen sind, wir waren zu passiv.“ Indirekt aber befeuerte der Angreifer die Debatte dann doch, als er die zweite Halbzeit analysierte.
Elias Saad hatte in der Schlussphase den Ausgleichstreffer auf dem Fuß. Foto: Witters
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Die Kiezkicker hatten zur Pause nicht nur zwei Wechsel vorgenommen, sondern auch auf das 3-4-3 aus der Aufstiegssaison umgestellt. „Wir haben mehr Druck vor allem über die Außen gemacht, viel mehr Flanken kreiert und damit auch gefährlichere Situationen“, so Eggestein. Die Flügelstürmer Oladapo Afolayan und Elias Saad hatten wieder einmal nach ihrer Einwechslung für Belebung gesorgt.
„Wenn wir das 2:2 machen, geht hier noch was“, orakelte Boukhalfa nach seinem Anschlusstreffer, dem weitere Chancen gefolgt waren. Auch Blessin wies darauf hin, dass seine Mannschaft zwischenzeitlich dem Ausgleich näher war, als die Gastgeber dem 3:1. „Man hat gesehen, dass wir zurückkommen können, nach dem Tor ging was – die Energie war da, der Mut. Wenn wir so spielen, dann können wir auch in der Bundesliga Punkte holen“, betonte Boukhalfa.
Systemdiskussion ohne Flügelstürmer verschärft sichWeil die Hamburger allerdings erst nach Rückstand und Umstellungen stark aufspielten, wird die Systemdiskussion an Fahrt aufnehmen. Ein Erfolgserlebnis hätte zumindest vorerst die Debatte beendet. Boukhalfa wollte sich an dieser nicht beteiligen, appellierte vielmehr an alle: „Den Kopf hängenzulassen, bringt jetzt auch nichts.“ Blessin wird sich derweil einen Kopf darüber machen, wie es gelingt, dass seine Mannschaft am kommenden Sonntag im Heimspiel gegen RB Leipzig wieder mutiger auftritt. Vielleicht braucht es dazu: eine mutige Trainer-Entscheidung.
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