„Meine Fußball-Woche“ von Alfred Draxler: Mythos Sportschau ...

Es ist alle vier Jahre das gleiche Spiel: Wenn die Übertragungsrechte für die Fußball-Bundesliga versteigert werden, wird der Tod der Sportschau prophezeit!

Sie nervt die fixen Jungs von den Abo-Sendern, weil sie öffentlich-rechtliches Free-TV ist. Ohne sie könnten die Klubs wahrscheinlich noch mehr Millionen kassieren. Und überhaupt: Ist das nicht irgendwas von vorgestern? Also weg damit!

Aber am Ende hat die Sportschau mehr als 7 Leben! Auch diesmal hat sie sich gegen RTL durchgesetzt. Bis 2029 werden die Highlights der Spiele am Samstagnachmittag weiterhin in der ARD zu sehen sein.

Die gute alte Sportschau! Es gab sie schon beim Bundesligastart im Jahr 1963. Obwohl damals noch alle Spiele parallel stattfanden, wurden nur drei gezeigt. Hinter der Tribüne wartete der Motorradfahrer, der die Filmrollen ins Funkhaus nach Köln brachte. Weil die Wege die kürzesten waren, wurden vor allem die Spiele von Schalke, Duisburg und vom 1.FC Köln gezeigt.

Ich saß als kleiner Junge vor dem Schwarz-Weiß-Fernseher und wartete fieberhaft, welche Tafeln Ernst Huberty, der Mann mit dem Betonscheitel, wohl umdrehen würde. Ist mein Klub dabei?

61 Jahre später kommt die Sportschau immer noch etwas (zu) nostalgisch rüber. Live ist im Internet-Zeitalter eher angesagt. Das Top-Spiel (Anstoß 18.30 Uhr) dürfen sie nicht zeigen. Und die Kommentatoren sind eine Spur altmodischerer als die von Sky oder DAZN. Wenn der FC Augsburg spielt, sagen sie schon mal „die Fuggerstädter“.

Aber, liebe Sportschau: Es ist schön, dass es dich gibt! Und wichtig!

Durchschnittlich 3,8 Millionen Menschen sahen in der letzten Saison die Sportschau am Samstag. Mehr als bei jedem Abo-Sender. Es gibt Fans, die sich für Fußball interessieren, die sich aber kein teures Abo kaufen wollen. Oder die es sich nicht leisten können. Für die ist die Sportschau ihr Zuhause.

Manchmal kommt mir die Sportschau vor wie eine Insel im immer mehr ausufernden Milliarden-Business Fußball.

Und es geht weiter bis 2029! Zum Glück! Um mit Heribert Faßbender, einem der legendären Sportschau-Moderatoren, zu sprechen: Viel Freude allerseits!