Nach dem Vorweihnachtswunder von Engelberg hockte Pius Paschke völlig entgeistert auf seinem Thron in der "Leader's Box" und haute immer wieder den Kopf vor seine Ski. Mit seinem Überraschungssieg in Engelberg hat der stille deutsche Skisprung-Routinier doppelt Geschichte geschrieben: als ältester Premieren-Gewinner im Weltcup und ältester deutscher Sieger überhaupt.
"Das muss ich erstmal verarbeiten, im Moment ist das ein bisschen viel. Einfach Wahnsinn", sagte der gebürtige Münchner, der mit 33 Jahren und nach vielen Entbehrungen endlich den ganz großen Durchbruch geschafft hatte, im ZDF.
Zum Auftakt der traditionellen Generalprobe für die am 29. Dezember beginnende Vierschanzentournee sprang Paschke zweimal auf 135,0 m, rückte damit noch von Platz sechs auf eins vor. Mit 316,8 Punkten hatte er umgerechnet knapp einen Meter Vorsprung auf Lindvik (315,1). Paschke hatte beim ersten Saisonspringen im finnischen Kuusamo als Zweiter erstmals das Podest erreicht - nun lieferte er bei schwierigsten Windbedingungen sein Meisterstück ab.
"So ein Rückenwind ist für mich okay, andere tun sich da ein bisschen schwerer", sagte Paschke. Zu den "anderen" gehörte Teamkollege Andreas Wellinger. Der Olympiasieger hatte nach dem ersten Durchgang noch geführt, stürzte dann auf Platz zwölf ab.
Skispringen: Karl Geiger landet auf Platz 20Karl Geiger, zuletzt Doppelsieger in Klingenthal, belegte nach großen Schwierigkeiten mit der Schanze gar nur Platz 20. Philipp Raimund, Rückkehrer nach Krankheitspause, flog im ersten Durchgang auf Platz vier - und wurde wegen eines irregulären Anzugs disqualifiziert.
Über derlei musste sich Bundestrainer Stefan Horngacher nicht grämen, er freute sich mit seinem Senior. "Das war unglaublich vom Pius, das hat sich aber angedeutet", sagte Horngacher, "er springt schon seit Anfang der Saison auf hohem Niveau."
A propos auf Niveau: Das ist bei den DSV-Adler so hoch wie seit Jahren nicht mehr. Sagt zumindest die Statistik. Drei Einzelsiege in Serie hatten die DSV-Adler zuletzt im Winter 2017/18 gefeiert, damals gewannen Richard Freitag und Andreas Wellinger in Nischni Tagil sowie Freitag in Titisee-Neustadt.
Und: Die DSV-Adler setzten auch im siebten Saisonspringen ihre Podiumsserie fort und stellten damit ihren nationalen Rekord ein: Einen deutschen Podestplatz in jedem der ersten sieben Wettkämpfe hatte es bislang nur 1998/99 gegeben, damals durch Martin Schmitt, Sven Hannawald und Ronny Hornschuh. Damals endete die Serie im achten Springen, dem letzten vor der Tournee, als Hansjörg Jäkle in Harrachov Zehnter wurde.