"Star Wars: Skeleton Crew": Manchmal wird auch geschossen

23 Stunden vor

"Star Wars" war schon immer für Kinder, jetzt macht Disney die Sache offiziell: "Skeleton Crew" ist eine geradlinige Jugendserie. Erwachsene gucken aus Nostalgie mit.

Skeleton Crew - Figure 1
Foto ZEIT ONLINE

3. Dezember 2024, 10:18 Uhr

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Halb Jedi, halb Pirat, halb offenes Oberteil: Jude Law in "Star Wars: Skeleton Crew" © Disney+

Der Regisseur hatte im Vorfeld abgewiegelt. Skeleton Crew, sagte Jon Watts, sei keine Kindershow. Ist es aber doch, und das ist überhaupt nicht schlimm. Die neueste Serie aus dem Star-Wars-Universum erzählt von vier Kindern vom Planeten At Attin, die unfreiwillig in die Galaxie geschleudert wurden und nun versuchen, wieder nach Hause zu finden. An ihrer Seite: der rostige, bucklige Roboter SM-33 und eine Figur, die sich Jod Na Nawood nennt und zumindest nicht widerspricht, wenn jemand sie als Jedi bezeichnet.

Jod Na Nawood ist auch unter dem Namen Crimson Jack bekannt, und da horchen die Experten natürlich auf. Crimson Jack tauchte bereits in den frühen Star-Wars-Comics Ende der Siebzigerjahre auf, als rothaariger und böser Pirat, ein Rivale von Han Solo aus der Unterwelt. Zwar trägt Jude Law, der die Rolle in Skeleton Crew ausfüllt, keinen roten Bart: Piratenanalogien ziehen sich aber als roter Faden durch die Serie, von Meutereien bis zur ewigen Suche der Protagonisten nach Gold. Dieses heißt im Weltall dataries oder credits, schillert jedoch ähnlich verführerisch wie das irdische Edelmetall.

Drei Episoden von Skeleton Crew gab vorab zu sehen. Wer der zwielichtige Jod Na Nawood nun wirklich ist, bleibt für die weiteren Episoden der spannendste Handlungsstrang. Auf dem Star-Wars-Zeitstrahl kommt Skeleton Crew wenige Jahre nach dem dritten Originalfilm Die Rückkehr der Jedi-Ritter, wie auch die Serien The Mandalorian und Das Buch von Boba Fett. Man hat es also mit einer besonders volatilen Phase der galaktischen Geschichte zu tun: Das Imperium ist zerfallen, die Neue Republik muss sich noch finden. Eine gute Zeit für Piraten, die auf beiden Seiten des Gesetzes unterwegs sind.

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Dass die vier Freunde, von denen Skeleton Crew im Herzen handelt, den Weg zurück nach Hause finden werden, ist auch ohne Zugriff auf alle Folgen so sicher wie der finale Kuss in einer romantischen Komödie. Größere Überraschungen im Handlungsverlauf sind schon deshalb nicht zu erwarten, weil Jon Watts, bisher Spezialist für Spider-Man, mit der Serie ein klassisches Kinderabenteuer vorlegt. Familienkino im Fernsehformat. Ja, es wird mitunter geschossen, und manche Witze bewegen sich zumindest in der Nähe handelsüblicher Gürtellinien. Aber nichts davon ist schlimmer als die Dinge, die sonst so auf jugendlichen Handys bestaunt werden.

Was Skeleton Crew auch für Erwachsene toll macht, ist die Detailfreude, mit der sich die Serie zur Hommage an Abenteuer- und Jugendfilme der Achtziger entwickelt. An Die unendliche Geschichte muss man denken, an E.T., Stand By Me und Time Bandits. Vor allem aber an The Goonies aus dem Jahr 1985. Dieses Gemeinschaftsprojekt von Steven Spielberg und dem Regisseur Richard Donner, der zuvor bereits zwei Superman-Filme gedreht hatte, zeigte schon damals, wie verführerisch die Idee ist, Superheldenformate fürs Familienkino zu adaptieren. Watts sagt, er wollte sogar Goonies-Darsteller in Skeleton Crew auftreten lassen, was sich allerdings nicht als praktikabel erwies. Schade! Zu gerne hätte man Josh Brolin oder Corey Feldman im Star-Wars-Kontext erlebt.

Einen Unterschied zwischen Goonies und Skeleton Crew gibt es jedoch: Erstere machten sich auf die Suche nach einem Piratenschatz, um ihre Wohnsiedlung vor einem skrupellosen Immobilienhai zu retten. So waren die Achtzigerjahre, da hatten die Bösen fast immer was mit Immobilien zu tun. Die Kinder suchten also das Abenteuer, um Gutes zu bewirken. Bei der Skeleton Crew ist das anders. Ein Knopfdruck zur falschen Zeit sorgt dafür, dass das Raumschiff der vier Kinder abhebt. Wäre das nicht passiert, hätten sie in ihrer offensichtlich wohlhabenden, aber auch streng bewachten Heimatsiedlung weiter für Schule und Leben lernen müssen. Die Eltern aus dieser gated community legen Wert auf Bildung, wie einige holzschnittartigen Szenen zu Beginn des Abenteuers verdeutlichen sollen.

Draußen in der Galaxie gilt At Attin als Mythos eines reichen, aber unauffindbaren Planeten; in der Weltraumhafenstadt Borgo, einem Piratennest, bekommt noch der versoffenste Halunke große Augen, wenn vom Reichtum dieses Sterns die Rede ist. Die Kinder aus Skeleton Crew suchen also keinen Schatz, sie sind der Schatz. Es liegt demnach nahe, dass viele zwielichtige Gestalten aus der Star-Wars-Welt von ihnen profitieren wollen. Eine regelrechte Piratenpolonäse bildet sich hinter der Skeleton Crew.

War mal ein Alleinstellungsmerkmal der ARD, gibt es heute aber auch bei "Star Wars": ein blauer Elefant in "Skeleton Crew" © Disney+

Entsprechend abwechslungsreich ist die Serie – aber auch voller unlogischer Momente. Die vier Kids landen beispielsweise kurzzeitig in einem Knast, in dem auch Jod Na Nawood einsitzt. In derselben Zelle ausgerechnet. Der Schlüssel hängt außerdem in unmittelbarer Nähe zur Tür, weshalb der Jedi seine Macht nutzen kann, um ihn in die Zelle schweben zu lassen. Warum er das nicht früher getan habe, fragt ihn die analytische KB (Kyriana Kratter), die neben der geborenen Führungskraft Fern (Ryan Kiera Armstrong) zum skeptischen Teil der Skeleton Crew gehört. (Die Jungs Wim (Ravi Cabot-Conyers) und Neel (Robert Timothy Smith) leben in eher gutgläubiger Jedi-Verehrung.) Die Antwort von Jod Na Nawood ist so schwach, dass jeder Jedi-Nimbus sofort verfliegt.

Obwohl sich Watts und der Drehbuchautor Christopher Ford einige solch denkfaule Momente erlauben, bleibt Skeleton Crew unterhaltsam: eine übersichtliche Erzählung mit vielen Cliffhangern. Und weil jede Woche nur eine jeweils 30-minütige Folge erscheint, bleibt auch genügend Zeit, um sich The Goonies noch einmal anzugucken.

Die acht Folgen von "Star Wars – Skeleton Crew" erscheinen bei Disney+. Neue Episoden sind jeweils dienstags verfügbar.

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