Reaktionen auf Tod von Hamas-Chef Sinwar: »Ein guter Tag für ...

2 Stunden vor

Frau mit Schild bei Demonstration in Tel Aviv: »Sinwars end, end the war«

Foto: Ariel Schalit / AP / dpa

Seit einem Jahr hatte die israelische Armee versucht, Yahya Sinwars Versteck zu finden und ihn gezielt zu töten. Nun gelang es dem Militär offenbar eher durch Zufall. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu begrüßte die Tötung des Hamas-Chefs als wichtigen Meilenstein. Netanyahu wertete Sinwars Tod als Zeichen für »den Niedergang der Herrschaft des Bösen von Hamas« im Gazastreifen. Die Terrororganisation Hamas äußerte sich zunächst nicht.

Sinwar - Figure 1
Foto DER SPIEGEL

An die Einwohner des Küstenstreifens gewandt, sagte Netanyahu in einer Videobotschaft: »Sinwar hat euer Leben zerstört. Er hat euch erzählt, er sei ein Löwe, aber in Wirklichkeit hat er sich in einer dunklen Höhle versteckt – und er wurde eliminiert, als er voller Angst vor unseren Soldaten weglief.«

Netanyahu: Von der »Unterdrückungsherrschaft« der Hamas befreien

Netanyahu bekräftigte, die islamistische Terrororganisation Hamas werde nicht mehr im Gazastreifen herrschen. »Dies ist der Beginn des Tags nach Hamas und eine Gelegenheit für euch, Einwohner des Gazastreifens, euch von ihrer Unterdrückungsherrschaft zu befreien.«

An die Geiselnehmer im Gazastreifen richtete der Regierungschef zugleich einen Appell und eine Warnung: »Wer seine Waffen niederlegt und die Geiseln zurückgibt – dem werden wir es ermöglichen, herauszukommen und zu überleben.« Gleichzeitig drohte er, man werde mit jedem »die Rechnung begleichen«, der den Geiseln Schaden zufüge.

Eine Rückführung der Geiseln werde ein Ende des Gazakriegs näherbringen, sagte Netanyahu. Auch für die Völker der Region sei es eine Gelegenheit, »die Achse des Bösen (des Irans) zu stoppen und eine andere Zukunft herbeizuführen«. Er sprach von einer möglichen »Zukunft des Friedens und Wohlstands in der ganzen Region«.

Baerbock: Sinwar brachte »unermessliches Leid über eine ganze Region«

Bundeskanzler Olaf Scholz betonte in einer ersten Reaktion auf die Tötung Sinwars, dass der Extremist schlimmste Verbrechen begangen hat. Für den »furchtbaren, brutalen, menschenverachtenden Angriff der Hamas auf israelische Bürgerinnen und Bürger, die getötet, vergewaltigt und auf schlimmste Weise menschlich erniedrigt worden sind«, sei Sinwar der Verantwortliche, sagte der SPD-Politiker nach einem Treffen mit den Staats- und Regierungschefs der EU in Brüssel.

Über die Frage, ob die Befreiung der israelischen Geiseln in der Gewalt der Hamas nun leichter oder schwieriger werde, wollte Scholz keine Spekulationen anstellen.

Außenministerin Annalena Baerbock forderte von der Hamas die Freilassung aller Geiseln und die Niederlegung der Waffen. »Das Leid der Menschen in Gaza muss endlich aufhören«, so die Grünenpolitikerin am Abend. »Sinwar war ein brutaler Mörder und Terrorist, der Israel und seine Menschen vernichten wollte. Als Drahtzieher des Terrors am 7. Oktober brachte er Tausenden Menschen den Tod und unermessliches Leid über eine ganze Region«, stellte Baerbock fest.

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Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot sagte dem Sender LCI, es werde nun ein neues Kapitel aufgeschlagen, das zum Frieden führen müsse.

Rutte: Werde Sinwar nicht vermissen

Nato-Generalsekretär Mark Rutte sieht keinen Grund, den von Israel vermeldeten Tod des Hamas-Anführers zu bedauern. Sinwar werde als der Architekt der Terroranschläge auf Israel am 7. Oktober 2023 angesehen, unterstrich der Niederländer am Abend bei einer Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Wenn er gestorben sein sollte, werde er persönlich ihn nicht vermissen.

Biden: »Guter Tag für Israel, die USA und die Welt«

US-Präsident Joe Biden bezeichnete den Tod von Sinwar in einem Statement als »guten Tag für Israel, die USA und die Welt«. Israel habe jedes Recht gehabt, die Führung und die militärische Struktur der Hamas zu beseitigen. Die Hamas sei nun »nicht mehr in der Lage, einen weiteren 7. Oktober zu verüben«. Es gebe jetzt die Möglichkeit für einen »Tag danach« in Gaza – ohne die Hamas an der Macht, und für eine »politische Lösung, die eine bessere Zukunft für Israelis und Palästinenser gleichermaßen bietet.« Sinwar sei ein »unüberwindbares Hindernis« für das Erreichen dieser Ziele gewesen. »Dieses Hindernis gibt es nicht mehr«, so Biden. »Aber es bleibt noch viel zu tun.«

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Vizepräsidentin Kamala Harris erklärte, nun bestehe »die Möglichkeit, den Krieg im Gazastreifen endlich zu beenden«. Und er müsse so enden, »dass Israel sicher ist, die Geiseln freigelassen werden und das Leiden im Gazastreifen ein Ende hat«.

Die USA sind der wichtigste Verbündete Israels und der größte Waffenlieferant des Landes. Bisher sind alle Bemühungen der US-Regierung und verbündeter Staaten gescheitert, ein Abkommen zwischen der Hamas und Israel für eine Waffenruhe und eine Freilassung der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln zu erreichen.

Von den 251 von der Hamas verschleppten Geiseln werden derzeit noch 97 im Gazastreifen festgehalten, 34 von ihnen sind nach Einschätzung der israelischen Armee tot. Israel geht seit dem Hamas-Angriff vor einem Jahr massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde, die nicht unabhängig überprüft werden können, mehr als 40.000 Menschen getötet.

Starmer: »Großbritannien wird seinen Tod nicht betrauern«

Der britische Premierminister Keir Starmer erklärte, Sinwar sei als Anführer der terroristischen Hamas der Kopf hinter dem tödlichsten Tag in der jüdischen Geschichte seit dem Holocaust gewesen. »Großbritannien wird seinen Tod nicht betrauern.« Stattdessen seien seine Gedanken bei den Familien der Opfer.

Die Freilassung aller Geiseln, eine sofortige Waffenruhe und eine Erhöhung der humanitären Hilfe seien nun längst überfällig, damit Schritte in Richtung eines langfristigen, nachhaltigen Friedens im Nahen Osten gemacht werden könnten, so Starmer weiter.

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