Drahtzieher des Terrorangriffs: Israel meldet Tod von Hamas-Chef ...

9 Stunden vor
Sinwar

Laut der israelischen Regierung steht fest: Hamas-Chef Yahya Sinwar ist bei einem israelischen Armeeeinsatz im Gazastreifen getötet worden. Das bestätigte Israels Außenminister Israel Katz. »Der Massenmörder Yahya Sinwar, der für das Massaker und die Gräueltaten vom 7. Oktober verantwortlich war, wurde heute von IDF-Soldaten getötet«, teilte Katz in einer Erklärung mit. Kurz darauf bestätigte auch das israelische Militär, dass Sinwar von israelischen Soldaten am Mittwoch im südlichen Gazastreifen getötet wurde. Die Hamas erklärte ihren Anführer zunächst nicht offiziell für tot.

Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu sagte am Abend, der Tod des Hamas-Chefs biete die Chance auf Frieden in der Region. Israel habe »seine Rechnung« mit Sinwar beglichen, jedoch sei der Krieg »noch nicht zu Ende«. Man werde weitermachen, bis alle Geiseln zurück seien.

Mehreren Medienberichten zufolge, die sich auf israelische Regierungsvertreter berufen, waren Soldaten auf einer Routinepatrouille im südlichen Gazastreifen und stießen im Erdgeschoss eines Hauses auf drei bewaffnete Terroristen. Es kam zu einem Schusswechsel. Anschließend sollen die israelischen Soldaten festgestellt haben, dass einer der Toten dem Hamas-Chef sehr ähnlich sah. Daraufhin überprüften die Behörden die Identität des Getöteten.

Sinwar gilt als Drahtzieher des Massakers am 7. Oktober 2023, als Hamas-Kämpfer Israel überfielen. Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock forderte von der Hamas die Freilassung aller Geiseln und die Niederlegung der Waffen. »Das Leid der Menschen in Gaza muss endlich aufhören«, erklärte die Grünenpolitikerin am Abend. »Sinwar war ein brutaler Mörder und Terrorist, der Israel und seine Menschen vernichten wollte. Als Drahtzieher des Terrors am 7. Oktober brachte er Tausenden Menschen den Tod und unermessliches Leid über eine ganze Region«, so Baerbock.

Bei dem brutalen Überfall hatten Hunderte Kämpfer der Hamas und verbündeter islamistischer Palästinensergruppen den Grenzzaun zwischen dem Gazastreifen und Israel durchbrochen. In mehreren südisraelischen Ortschaften, auf einem Musikfestival und als Geiseln im Gazastreifen wurden israelischen Angaben zufolge insgesamt 1205 Menschen getötet, überwiegend Zivilisten.

Von den 251 von der Hamas verschleppten Geiseln werden derzeit noch 97 im Gazastreifen festgehalten, 34 von ihnen sind nach Einschätzung der israelischen Armee tot. Israel geht seit dem Hamas-Angriff vor einem Jahr massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde, die nicht unabhängig überprüft werden können, mehr als 40.000 Menschen getötet.

»Schlächter von Chan Junis«

Sinwar wurde 1962 im Flüchtlingslager von Chan Junis im Süden des Gazastreifens geboren. Seine Familie hat ihre Wurzeln in der Region der heutigen israelischen Küstenstadt Aschkelon. Innerhalb der Hamas begann er seine Laufbahn als rücksichtsloser Vollstrecker, der Israel-Kollaborateure gnadenlos bestrafte und tötete. Aufgrund seiner brutalen Vorgehensweise erhielt er den Beinamen »Schlächter von Chan Junis«.

Für die Tötung zweier israelischer Soldaten wurde er zu viermal lebenslanger Haft verurteilt. Insgesamt verbrachte Sinwar 23 Jahre in israelischer Haft, während dieser Zeit erlernte er fließend Hebräisch. 2011 wurde er im Rahmen eines Gefangenenaustauschs freigelassen. 2017 wählte ihn die Hamas zu ihrem Anführer im Gazastreifen, in diesem Jahr wurde er Chef des Politbüros der Hamas.

Was kommt nach Sinwar?

Nach dem Tod des Hamas-Führers stellt sich die Frage, ob damit die Hamas besiegt ist. Beobachter halten das nicht für wahrscheinlich. Sinwars Bruder Mohammed spielt eine wichtige Rolle in der Militärstruktur der Hamas. Er könnte in die Fußstapfen seines Bruders treten. Hinzu kommt, dass die Hamas unter dem Druck der mächtigen israelischen Invasion nicht mehr in klassischen militärischen Formationen kämpft, sondern als Guerilla-Streitkraft, die in kleinen Zellen und dezentral operiert.

Die Bemühungen um die Freilassung der Geiseln dürften sich noch schwieriger gestalten, solange nicht klar ist, wer die Entscheidungen an der Spitze der Hamas trifft. Außerdem könnten ihre Entführer wegen der Tötung von Sinwar Rache an ihnen üben, wie etliche der Geiselangehörigen befürchten.

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