Angriff im Gazastreifen: Israels Streitkräfte prüfen möglichen Tod von ...

12 Stunden vor
Angriff im Gazastreifen Israels Streitkräfte prüfen möglichen Tod von Hamas-Chef Sinwar

Die israelische Armee überprüft nach eigenen Angaben, ob sich unter den Todesopfern eines Angriffs im Gazastreifen auch Hamas-Chef Yahya Sinwar befindet. Er gilt als zentraler Drahtzieher des Terrorangriffs auf Israel am 7. Oktober 2023.

Sinwar - Figure 1
Foto DER SPIEGEL

17.10.2024, 15.15 Uhr

Yahya Sinwar im April 2022

Foto: Adel Hana / AP

Die israelische Armee prüft nach eigenen Angaben, ob Hamas-Chef Yahya Sinwar bei einem Einsatz im Gazastreifen getötet worden ist. Insgesamt seien bei einer Operation in dem Küstenstreifen »drei Terroristen ausgeschaltet worden«. Man untersuche nun, ob einer von ihnen Sinwar gewesen sei. Die israelischen Sender Kan und N12 berichteten am späten Nachmittag unter Berufung auf israelische Militärkreise, dass Sinwar tot sei.

Offiziell heißt es seitens der Armee, dass die Identität der Getöteten nicht bestätigt werden könne. In dem Gebäude, wo die Männer getötet worden seien, habe es keine Anzeichen für die Anwesenheit von Geiseln gegeben. Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant schrieb unterdessen im Onlinedienst X : »Unsere Feinde können sich nicht verstecken.« Dazu ergänzte er: »Wir werden sie verfolgen und eliminieren.«

Der Sender Kan berichtete zuvor, es sei zunächst nicht möglich gewesen, die Leiche zu bergen, da das gesamte Areal mit Sprengsätzen versehen sei. Eine genetische Prüfung sei vergleichsweise unproblematisch, weil Sinwar Jahre in israelischer Haft verbracht habe und Israel daher über seine DNA verfüge.

Stratege des Massakers

Sinwar gilt als Drahtzieher des Massakers am 7. Oktober 2023, als Hamas-Kämpfer Israel überfielen. Bei dem brutalen Überfall hatten Hunderte Kämpfer der Hamas und verbündeter islamistischer Palästinensergruppen den Grenzzaun zwischen dem Gazastreifen und Israel durchbrochen. In mehreren südisraelischen Ortschaften, auf einem Musikfestival und als Geiseln im Gazastreifen wurden israelischen Angaben zufolge insgesamt 1205 Menschen getötet, überwiegend Zivilisten.

Von den 251 von der Hamas verschleppten Geiseln werden derzeit noch 97 im Gazastreifen festgehalten, 34 von ihnen sind nach Einschätzung der israelischen Armee tot. Israel geht seit dem Hamas-Angriff vor einem Jahr massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde, die nicht unabhängig überprüft werden können, mehr als 40.000 Menschen getötet.

Sinwar wurde 1962 im Flüchtlingslager von Chan Junis im Süden des Gazastreifens geboren. Seine Familie hat ihre Wurzeln in der Region der heutigen israelischen Küstenstadt Aschkelon. Innerhalb der Hamas begann er seine Laufbahn als rücksichtsloser Vollstrecker, der Israel-Kollaborateure gnadenlos bestrafte und tötete. Aufgrund seiner brutalen Vorgehensweise erhielt er den Beinamen »Schlächter von Chan Junis«.

Für die Tötung zweier israelischer Soldaten wurde er zu viermal lebenslanger Haft verurteilt. Insgesamt verbrachte Sinwar 23 Jahre in israelischer Haft, während dieser Zeit erlernte er fließend Hebräisch. 2011 wurde er im Rahmen eines Gefangenenaustauschs freigelassen. 2017 wählte ihn die Hamas zu ihrem Anführer im Gazastreifen, in diesem Jahr wurde er Chef des Politbüros der Hamas.

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