Wimbledon 2024: Geschwächter Sinner scheidet im Viertelfinale aus

In London kommt man an Jannik Sinner nicht so leicht vorbei. An vielen Orten in der Stadt ist der Tennisspieler auf Reklametafeln zu sehen. Modelabel, Kaffeemarke, Sonnencremehersteller: Alle werben mit dem jungen Italiener, der gerade erst an die Spitze der Tenniswelt gestürmt ist.

Sinner - Figure 1
Foto FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Doch in Wimbledon, dem berühmten Stadtteil im Südwesten von Englands Hauptstadt, werden ihn die Zuschauer so schnell nicht wieder sehen. Die Nummer eins der Welt ist an diesem Dienstag auf dem Centre Court gegen den an Position fünf gesetzten Russen Daniil Medwedew ausgeschieden. Sinner erzielte zwar vier Punkte mehr als sein Gegner, doch das Match verlor er nach exakt vier Stunden Spielzeit 7:6 (9:7), 4:6, 6:7 (4:7), 6:2, 3:6.

„Niemand mehr, den man leicht besiegt“

Es war offensichtlich, dass sich Sinner dabei zumindest im zweiten und im dritten Satz unwohl fühlte. Er musste behandelt werden und verschwand länger in der Kabine. Im Anschluss fand er zwar noch mal einen Weg zurück ins Match. Doch am Ende reichten die Kräfte nicht für eine siegreiche Aufholjagd. „Ich habe mich schon heute Morgen nicht gut gefühlt. Ich hatte körperlich zu kämpfen“, sagte Sinner, der trotz der Niederlage auch nach Wimbledon die Nummer eins der Welt bleiben wird. Ihm sei „ziemlich schwindelig“ gewesen. 

„Ich habe gemerkt, dass er sich nicht gut gefühlt und sich nicht gut bewegt hat“, hatte Medwedew bereits unmittelbar nach dem Spiel beim Interview auf dem Platz gesagt. Das sei auch für ihn keine leichte Situation gewesen. „Ich wusste, dass ich ein wirklich gutes Match zeigen muss. Jannik ist niemand mehr, den man leicht besiegt.“

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Sinner - Figure 2
Foto FAZ - Frankfurter Allgemeine Zeitung

Erst kürzlich waren die beiden schon einmal in einem großen Spiel aufeinandergetroffen. Im Finale der Australian Open holte Sinner in Melbourne einen 0:2-Satzrückstand auf und gewann sein erstes Grand-Slam-Turnier. Die vergangenen fünf Matches zwischen beiden gingen alle an ihn.

Vor den Qualitäten seines Gegners war Sinner trotz der Erfolgsserie gewarnt. „Ich denke, dass jedes Spiel seine eigene Geschichte hat“, erklärte er vor der Partie: „Ich habe Anfang der Woche mit ihm geübt. Er hat wirklich gut gespielt. Es wird schwer werden.“

Das wurde es. Und zwar schwerer, als es Sinner lieb sein konnte. Den ersten Satz gewann er noch im Tiebreak, als Medwedew beim Stand von 7:8 einen Doppelfehler servierte. Die Partie war bis zu diesem Zeitpunkt recht ausgeglichen gewesen. Doch das änderte sich im zweiten Durchgang.

Behandlungspause: Jannik Sinner ruft den Physiotherapeuthen zu sich.dpa

Sinner ließ plötzlich nach. Beim Stand von 1:1 gelang Medwedew das erste Break der Partie. Davor hatte es nicht eine Breakchance für einen der beiden Spieler gegeben. Den Vorteil ließ sich Medwedew nicht mehr nehmen und sicherte sich Satz zwei. Sinner wankte nun, musste auch in Durchgang drei ein frühes Break hinnehmen.

Im Anschluss sank er in der Pause entkräftet auf seinen Stuhl, schien sich sichtlich unwohl zu fühlen und rief den Physiotherapeuthen, der ihn in der Kabine behandelte. Als er auf den Platz zurückkam, versuchte Sinner, die Ballwechsel deutlich kürzer zu halten. Er streute immer wieder Stopps ein und ging auf schnelle Punkte.

Erst zum Ende des Satzes wurde er wieder aktiver. Sinner bewegte sich besser, entschied fortan auch wieder mehr längere Ballwechsel für sich. Doch seine Breakchancen zum Satzgewinn konnte er nicht nutzen. Das sollte sich rächen. Medwedew gewann Satz drei, Sinner sicherte sich mit einem Kraftakt Durchgang vier.

Im fünften Satz häuften sich dann früh die Fehler bei Sinner. Medwedew sicherte sich beim Stand von 2:1 drei Breakbälle. Zwei davon wehrte Sinner noch ab. Doch die dritte Chance nutzte der Russe, der seinen Aufschlag im Anschluss nicht mehr abgab und seinen ersten Matchball sicher verwandelte. In Wimbledon steht Medwedew am Freitag nun zum zweiten Mal in seiner Karriere im Halbfinale. Dort trifft er auf Carlos Alcaraz, der den US-Amerikaner Tommy Paul in vier Sätzen 5:7, 6:4, 6:2, 6:2 besiegte. Vor einem Jahr gewann Alcaraz das Wimbledon-Halbfinale gegen Medwedew in drei Sätzen.

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