Dopingvorwürfe gegen Halep: „Leider geht mein Kampf weiter“

Zwischen Worten und ihrer Bedeutung liegt manchmal eine kleine Welt. „Acht ist eine schönere Zahl“, schrieb Serena Williams am späten Dienstagabend auf der Plattform X, die früher Twitter hieß. Was auf den ersten Blick harmlos erscheint, ist auf den zweiten eine ziemlich scharfe Spitze der erfolgreichsten Tennisspielerin der Geschichte in Richtung einer früheren Gegnerin.

Die Rumänin Simona Halep, einst die Nummer eins der Weltrangliste und Gewinnerin von zwei Grand-Slam-Titeln, war kurz zuvor von einem unabhängigen Gericht wegen Verstößen gegen das Tennis-Anti-Doping-Programm für vier Jahre gesperrt worden. Und Williams, die 2019 im Wimbledon-Finale gegen Halep verloren hatte und ihre Karriere im vergangenen Jahr beendete, schien anzudeuten, dass sie nun damit rechnet, ihren achten Sieg beim berühmtesten Tennisturnier der Welt am grünen Tisch zu erhalten.

Auf Williams’ vermeintlich hämischen Kommentar folgte in den sozialen Netzwerken ein Sturm der Entrüstung. Um ein Vergehen im Jahr 2019 geht es nämlich im Fall Haleps überhaupt nicht. Im Oktober 2022 war die 31-Jährige bei den US Open positiv auf Roxadustat getestet worden. Der Wirkstoff steht in der Verbotsliste der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) in derselben Kategorie wie Erythropoetin (Epo), das bekannteste Blutdopingmittel. Halep wurde vorläufig suspendiert. Im Mai wurde ihr mit Verweis auf Unregelmäßigkeiten in ihrem biologischen Athletenpass ein weiterer Verstoß gegen das Anti-Doping-Programm vorgeworfen. In beiden Fällen wurde sie nun für schuldig befunden.

Halep beteuert ihre Unschuld, und ihre früheren Trainer Darren Cahill und Patrick Mouratoglou, der zuvor lange Serena Williams trainiert hatte, sowie andere Spielerinnen, Fans und die Spielergewerkschaft PTPA springen ihr zur Seite. In einem langen Statement teilte Halep am Dienstag mit, dass sie den positiven Test auf ein verunreinigtes Nahrungsergänzungsmittel zurückführt, das sie im August 2022 eingenommen hatte. Sie beklagte „mehrfache unbegründete Verzögerungen“ im Verfahren und behauptet, dass das Gericht ihrer Argumentation gefolgt sei, zwei Gutachter aber ihre Meinung geändert hätten, nachdem sie über Haleps Identität aufgeklärt wurden.

Haleps Strafe erscheint drastisch. Vor allem, weil Dopingvergehen im Tennissport bislang nicht immer mit derselben Konsequenz wie in anderen Sportarten verfolgt wurden. Erst seit dem 1. Januar 2022 verantwortet die International Tennis Integrity Agency (ITIA) neben der Verfolgung von Wettbetrugsfällen auch das Anti-Doping-Programm des Weltverbands ITF und der Profivereinigungen WTA und ATP, was diese bis dahin selbst gemacht hatten. Der Fall Haleps ist der mit Abstand prominenteste, den es seither gab. Diese kündigte an, vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS in Berufung zu gehen. „Das letzte Jahr war das härteste Match meines Lebens“, schrieb sie, „und leider geht mein Kampf weiter.“

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