Verschafft ein Deal in Indien Siemens Energy Luft? - FINANCE

31 Okt 2023

Ende vergangener Woche machte Siemens Energy mit Verhandlungen zu Staatsgarantien von sich reden, die der Konzern benötige, um sein Projektgeschäft weiterhin langfristig zu finanzieren. Das Garantiepaket würde Beiträge vom Bund, von den engagierten Banken sowie von der Noch-Konzernmutter Siemens erfordern. Doch diese soll dem Vernehmen nach wenig Begeisterung für die Pläne gezeigt haben.

Siemens Energy - Figure 1
Foto Finance Magazin

Stattdessen soll Siemens nun eine alternative Lösung ins Spiel bringen, wie das „Handelsblatt“ am heutigen Dienstag unter Verweis auf Verhandlungskreise berichtet. Dem Bericht zufolge sollen Siemens und Siemens Energy über den Kauf von Anteilen durch Siemens an einem gemeinsam gehaltenen Unternehmen in Indien verhandeln. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte zuerst darüber berichtet.

Siemens könnte Joint-Venture-Anteile kaufen

Siemens würde die Anteile dem Bericht nach übernehmen, die Verkaufserlöse flössen Siemens Energy zu. Die Energietochter könnte mit dem Kapital dann die eigene Bilanz stärken. Konkret geht es um ein Aktienpaket von 24 Prozent an der börsennotierten Siemens Ltd. in Mumbai, von dem Siemens wiederum einen Anteil kaufen könnte. Das komplette Aktienpaket komme auf einen Börsenwert von 3 Milliarden Euro. Siemens wollte die Informationen auf Nachfrage von FINANCE nicht kommentieren.

Für die Konzernmutter wäre die „Indien-Lösung“ kein schlechter Deal: Anstelle einer Unterstützung in Form von Garantien – im Gespräch sind rund 15 Milliarden Euro, die sich Bund, Banken und Siemens aufteilen würden – könnte der Konzern so für eine Kapitalspritze Assets erhalten. Siemens Energy wiederum würde anstelle von Garantien, die von der Konzernmutter gestellt werden, Cash bekommen. Dieses wiederum könnte für Projektgeschäfte, die andernfalls nicht zustande kommen, vorgehalten werden und womöglich zusätzlich die Verhandlungsposition von Siemens Energy bei Finanzierungspartnern und Ratingagenturen stärken.

Wie reagieren Bund und Banken?

Bund und Banken hatten wohl schon Bereitschaft signalisiert, sich bei den Garantien zu beteiligen, sie könnten sich bei diesem Szenario aber nun übergangen fühlen. Schließlich reicht ein einstelliger Milliardenbetrag nicht, um Garantien in zweistelliger Milliardenhöhe zu decken. Bund und Banken müssten also trotzdem für die restliche Summe Garantien ausstellen – und das, ohne eine werthaltige Gegenleistung dafür zu erhalten. Es wäre also verständlich, wenn beide auf eine Mitverantwortung seitens Siemens pochten.

Ob es tatsächlich zu einem Indien-Deal kommt, ist dem „Handelsblatt“-Bericht zufolge noch offen. Es werde weiterhin um eine Gesamtlösung gerungen.

Olivia Harder

Olivia Harder ist Redakteurin bei FINANCE und verfolgt schwerpunktmäßig die aktuellen Entwicklungen im Private-Equity- und M&A-Geschäft. Sie hat Philosophie, Politikwissenschaften, Soziologie und Geographie an der Justus-Liebig-Universität in Gießen studiert, wo sie auch einen Lehrauftrag innehatte. Vor FINANCE arbeitete Olivia Harder in den Redaktionen mehrerer Wochen- und Tageszeitungen, unter anderem beim Gießener Anzeiger.

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten