Siemens Energy: Was hinter dem Rekordminus bei Siemens Energy ...

15 Nov 2023
Siemens Energy
Siemens Energy Jahresbilanz 2023 4,6 Milliarden Euro Verlust: Was hinter dem Rekordminus steckt

Siemens Energy hat den höchsten Verlust seiner Geschichte bekanntgegeben. Schuld sind Probleme im Windkraftgeschäft. Wie es im Rest des Konzerns läuft – und was 2024 geschehen soll.

Der Energietechnik-Konzern Siemens Energy rechnet im Windkraft-Geschäft mit zwei weiteren Verlustjahren. Die Tochter Siemens Gamesa werde die Gewinschwelle erst im Geschäftsjahr 2025/26 erreichen, teilte Siemens Energy am Mittwoch in München mit. Für das laufende Geschäftsjahr 2023/24 sei bei Gamesa wegen Qualitätsmängeln bei Windkraftanlagen für den Einsatz an Land (Onshore) und Anlaufschwierigkeiten bei Windrädern für die hohe See (Offshore) erneut ein Verlust von zwei Milliarden Euro zu erwarten. Wie es im Windkraft-Geschäft weitergehen soll, will Siemens-Energy-Chef Christian Bruch kommende Woche verkünden.

„Um den Turnaround zu schaffen und Siemens Gamesa wieder profitabel zu machen, wird derzeit der Umfang der Geschäftsaktivitäten von Siemens Gamesa überprüft“, hieß es in der Mitteilung nur. Immerhin zeichne sich ab, dass die im Sommer gebildeten milliardenschweren Rückstellungen ausreichten. Bruch sprach von „Fortschritten bei der Bewältigung der Probleme von Siemens Gamesa“. Weitere Rückstellungen seien seither nicht vorgenommen worden.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23 hat Siemens Gamesa den Konzern noch tiefer in die roten Zahlen gedrückt. Die Anlauf- und Qualitäts-Probleme ließen den Verlust auf 4,59 Milliarden (Vorjahr: 712 Millionen) Euro anschwellen, obwohl die übrigen drei Sparten ihre Ziele erreichten oder sogar übertrafen. Der Umsatz stieg auf vergleichbarer Basis um knapp zehn Prozent auf 31,1 Milliarden Euro, der Auftragseingang schnellte - dank großer Aufträge für Windanlagen und Stromnetze - sogar um gut ein Drittel auf 350,4 Milliarden Euro.

Verkäufe von Firmenteilen sollen Milliardengewinn bringen

Im neuen Geschäftsjahr hofft Siemens Energy unter dem Strich wieder auf einen Gewinn von rund einer Milliarde Euro, aber nur aufgrund geplanter Verkäufe von Firmenteilen. Operativ könnte Siemens Gamesa den Konzern erneut in den roten Zahlen halten. Die operative Umsatzrendite werde bei minus zwei bis plus ein (2023/23: minus 8,9) Prozent erwartet, bei einem erwarteten Umsatzwachstum von drei bis sieben Prozent.

An Aufträgen mangelt es nicht. Siemens Energy sitzt auf einem Auftragsbestand von 112 Milliarden Euro. Um ihn sicher für die Kunden abarbeiten zu können, brauchte das Unternehmen aber milliardenschwere Garantien. Ein Bankenkonsortium garantiert nun für elf Milliarden Euro, 7,5 Milliarden davon sichert der Staat ab, wie das Bundeswirtschaftsministerium am Dienstag mitgeteilt hatte. „Die große Nachfrage nach unseren Produkten bringt auch Herausforderungen mit sich“, sagte Bruch. „Wir sind daher froh, dass wir nach sehr konstruktiven Gesprächen eine gute Lösung mit allen Beteiligten gefunden haben, unser durch die Energiewende stark beschleunigtes Wachstum sicherzustellen.“ Weitere drei Milliarden Euro an Garantien sollen im Ausland besorgt werden. Die spanische Regierung hat bereits Unterstützung signalisiert.

Für die erste Milliarde an möglichen Ausfällen steht formal der ehemalige Mutterkonzern Siemens ein. Er hat sich dafür aber Sicherheiten von Siemens Energy geben lassen, unter anderem einen Fünf-Prozent-Anteil an der gemeinsamen indischen Tochter Siemens Ltd. 18 Prozent an Siemens Ltd verkauft Siemens Energy direkt an deren Mehrheitsaktionär, der damit künftig auf 69 Prozent kommt. Die Siemens AG überweist dafür 2,1 Milliarden Euro, 15 Prozent weniger als das Aktienpaket an der Börse wert ist. Mit dieser Finanzspritze will Finanzchefin Maria Ferraro Siemens Energy das Investment-Grade-Rating sichern.

Entflechtung in Indien

Siemens erklärte, das sei der erste Schritt zu einer schnelleren Entflechtung des Indien-Geschäfts, die bei der Aufspaltung vor drei Jahren unterblieben war. 2025 sollen Siemens und Siemens Energy in Indien getrennt voneinander auftreten. Auf das operative Geschäft in Indien habe das keine Auswirkungen. „Indien bleibt für Siemens Energy ein strategisch wichtiger Wachstumsmarkt, in den das Unternehmen weiter investieren wird.“

Lesen Sie auch: Die verhängnisvolle Rolle des Joe Kaeser bei Siemens Energy

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?

Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten