Siemens Energy bekommt allein vom Bund 7,5-Milliarden-Euro ...
Bei den Verhandlungen über staatliche Garantien für Siemens Energy ist eine Einigung erzielt worden. Neben den Zusagen vom Bund gibt es auch Garantien von privaten Banken. Gesamthöhe: 12 Milliarden Euro.
Für die Finanzierungsprobleme von Siemens Energy gibt es nach intensiven Verhandlungen, wie das Wirtschaftsministerium bekanntgab, eine Lösung: Mit einer Milliardenbürgschaft sichert die Bundesregierung künftige Großprojekte des kriselnden Energietechnik-Konzerns Siemens Energy ab. Das Hilfspaket umfasse insgesamt 15 Milliarden Euro, wovon der Bund die Hälfte über eine Bürgschaft absichere, wenn auch die Banken und der ehemalige Mutterkonzern Siemens mitspielten, teilte das Bundeswirtschaftsministerium am Dienstag mit. „Vorbedingung des Bundes war dabei, dass alle Stakeholder sich angemessen an der Absicherung des Unternehmens beteiligen.“ Die WirtschaftsWoche hatte bereits im Oktober von entsprechenden Plänen und Verhandlungen berichtet. Solche Garantien sind bei langfristigen Geschäften nicht ungewöhnlich, sie sichern beispielsweise Anzahlungen der Kunden ab.
Siemens Energy rang seit Wochen mit den Banken und dem Bund um Garantien, ohne die das Unternehmen sein mit 110 Milliarden Euro gefülltes Auftragsbuch nicht abarbeiten könnte. Im Gegenzug für die Staatshilfe müssen die Aktionäre bis auf weiteres auf Dividenden und der Vorstand um Jochen Bruch auf Boni verzichten.
„Der Konzern hat ein Problem, das entstanden ist durch die Übernahme der spanischen Firma Gamesa, fehlerhafte Windturbinen, die dann wiederum den Konzern, der ja sonst kerngesund dasteht und volle Auftragsbücher hat, in eine Schieflage gebracht hat“, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) in Berlin. Für diese Schieflage habe eine Lösung gefunden werden müssen. Vor allem die Probleme bei der Windkraft-Tochter Gamesa hatten dem Unternehmen im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende September) einen Verlust von rund 4,5 Milliarden Euro eingebrockt. „Wir freuen uns über die klare Unterstützung der Bundesregierung für Siemens Energy und das damit verbundene Bekenntnis für die zügige Umsetzung der Projekte zum Gelingen der Energiewende“, erklärte das Unternehmen.
Das Ministerium sprach von intensiven Verhandlungen mit Siemens Energy und der Siemens AG, die noch 25,1 Prozent an der ehemaligen Energietechnik-Tochter hält. Auf sie können die Banken zuerst zurückgreifen, wenn bei den Aufträgen für Siemens Energy Risiken von bis zu einer Milliarde Euro schlagend werden sollten. Insidern zufolge hat sich die Siemens AG für diesen Fall aber bei Siemens Energy abgesichert. Der Ex-Mutterkonzern hatte sich geziert, die Verbindungen zu Siemens Energy wieder enger werden zu lassen. „Wir haben uns von Anfang an dafür eingesetzt, die bestmögliche Lösung für alle interessierten Parteien zu finden“, sagte ein Siemens-Sprecher. Zu Details werde man sich erst äußern, wenn alle Genehmigungen vorlägen und die Verträge unterschrieben seien.
Für weitere elf Milliarden Euro garantieren die Banken, bis zu 7,5 Milliarden davon würde der Bund übernehmen. „Weitere drei Milliarden Euro wird sich Siemens Energy in Verhandlungen mit weiteren Stakeholdern sichern“, hieß es in der Mitteilung des Ministeriums. Dafür stünden Länder wie Dänemark oder Spanien und Institutionen bereit, die sich Projekte von Siemens Energy sichern wollten, sagten zwei Insider. Die Grundzüge der Einigung hatten sich bereits seit Montag abgezeichnet.
Klumpenrisiken befürchtet
Erfahrungsgemäß ist das Risiko nicht groß, dass Unternehmen wie Siemens Energy ihre Großprojekte in den Sand setzen. Doch ohne weitere Absicherung wollten die Banken Garantien in dieser Größenordnung nicht mehr übernehmen, nachdem die Bonität des Konzerns durch Milliardenverluste in der Wind-Sparte gelitten hatte. „Denn bei den Garantiestellern könnten Klumpenrisiken auf einem technologisch herausfordernden Markt entstehen“, erklärte das Wirtschaftsministerium. Siemens Energy hatte in den Verhandlungen darauf verwiesen, dass auch seine Konkurrenten von staatlichen Garantien profitierten.
Großaktionär Siemens stärkt zudem die Eigenkapitaldecke von Siemens Energy mit rund zwei Milliarden Euro – handelt dabei aber nicht ganz uneigennützig. Denn dafür bekommt Siemens einen Teil des Aktienpakets von Siemens Energy an der gemeinsamen indischen Tochter Siemens Ltd, die bei der Abspaltung vor drei Jahren aus steuerlichen Gründen nicht entflochten worden war. Insidern zufolge stockt Siemens seine Beteiligung an der Indien-Tochter von 51 auf 69 Prozent auf, Siemens Energy bleiben sechs Prozent. Das verbleibende Aktienpaket dient der Siemens AG laut Insidern als Pfand für mögliche Risiken.
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