Bessere Prognose: Aktie von Siemens Energy macht Kurssprung ...
Der Energietechnik-Konzern Siemens Energy hat nach Zuwächsen im vergangenen Geschäftsjahr seine Prognosen angehoben. Die Reaktion an der Börse war euphorisch: Das Papier legte am Mittwoch zeitweise um mehr als 21 Prozent zu auf ein Rekordhoch von 47,13 Euro. Im laufenden Jahr hat der Kurs damit um rund 285 Prozent zugelegt. Das stellt alle anderen Werte im Leitindex in den Schatten, selbst die Aktie von Rheinmetall.
Analysten begründeten den Kurssprung für Siemens Energy unter anderem mit den angehobenen Zielen für die kommenden vier Jahre. Ein Analyst sprach von »einer starken und langfristigen Wachstumsstory«.
Unter dem Strich erzielte der Konzern 2024 einen Gewinn von 1,3 Milliarden Euro nach einem Verlust von 4,6 Milliarden Euro vor Jahresfrist. Der Umsatz stieg 2023/24 um 10,8 Prozent auf 34,5 Milliarden Euro. Nach einem Milliardenverlust im Vorjahr erzielte Siemens Energy einen bereinigten operativen Gewinn von 345 Millionen Euro.
»Das Geschäftsjahr 2024 war ein entscheidendes Jahr für unser Unternehmen«, betonte Bruch. Aufgrund des starken Auftragseingangs und der erfolgreichen Projektausführung in allen Geschäftsbereichen habe das Unternehmen sämtliche Ziele erreicht.
So gibt es auch positive Entwicklungen bei der spanischen Problemtochter Siemens Gamesa. Diese hatte auch im abgelaufenen Jahr deutliche Verluste geschrieben, die anderen – sehr viel besser laufenden – Geschäftsbereiche und die Verkäufe hatten dies aber mehr als ausgeglichen.
Bei Gamesa rechnet der Konzern dann 2026 mit der Gewinnschwelle. »Es gibt aber noch viel zu tun«, sagte Vorstandschef Christian Bruch am Mittwoch vor Journalisten. Das Ergebnis vor Sondereffekten sei 2024 auf plus 345 Millionen Euro verbessert worden. Im Vorjahr habe wegen der Verluste bei Gamesa noch ein Verlust von rund 2,8 Milliarden Euro in den Büchern gestanden.
Gamesa kämpft weiter mit Fehlern in der Vergangenheit: So müssen Verträge abgearbeitet werden, mit denen angesichts gestiegener Kosten kein Gewinn mehr zu machen ist. Dazu kommen Hochlaufkosten beim Geschäft mit Windrädern im Meer. Massiv Geld kosten zudem Qualitätsprobleme bei zwei Onshore-Windturbinentypen.
Im vergangenen Geschäftsjahr profitierte Siemens Energy von einer hohen Nachfrage nach Netztechnik und einem guten Gasgeschäft. Dies konnte anhaltende Verluste im schwächelnden Windkraftgeschäft mehr als ausgleichen.
Erstmals seit seiner Abspaltung von Siemens konnte das Unternehmen ein Jahr in den schwarzen Zahlen beenden. Dass unter dem Strich ein Milliardengewinn blieb, lag aber vor allem an dem Verkauf von Anteilen des indischen Energiegeschäfts an die ehemalige Konzernmutter Siemens. Auch im seit Oktober laufenden Geschäftsjahr erwartet der Konzern einen »beträchtlichen« Ertrag aus dem Verkauf eines verbleibenden Anteils aus dem Indiengeschäft. Diesmal will das Unternehmen aber auch ohne diesen Geldzufluss die Grenze zu den schwarzen Zahlen erreichen.
Die Transaktion in Indien war Teil einer breiten Einigung von Siemens Energy mit Banken und dem Bund über milliardenschwere Garantien zur Absicherung von Aufträgen im vergangenen Jahr. Die staatlichen Garantien will Siemens Energy so schnell wie möglich ablösen.
Denn trotz eines Milliardengewinns und einer kräftig nach oben geschraubten Prognose wird Siemens Energy für das abgelaufene Geschäftsjahr keine Dividende und keine Boni zahlen. Man dürfe dies nicht, solange die vergangenes Jahr gegebenen Rückgarantien des Bundes genutzt würden, erklärte Konzernchef Bruch. Finanzchefin Maria Ferraro sagte, um die Garantien loszuwerden, werde es ein paar Quartale brauchen, aber sicher nicht länger als 2026.
Grundsätzlich sehe die Dividendenpolitik von Siemens Energy eine Ausschüttung von 40 bis 60 Prozent des auf die Aktionäre entfallenden Gewinns nach Steuern vor.