Shahak Shapira kritisiert Freie Universität Berlin nach Angriff auf ...

6 Feb 2024

Nach einem Angriff in Berlin-Mitte, bei dem sein Bruder Lahav schwer verletzt wurde, kritisiert der Comedian und Autor Shahak Shapira die Freie Universität (FU) Berlin. Es gebe „viele unbeantwortete Fragen“ zum Verhalten der Universität in den letzten Monaten, sagte Shahak Shapira der Berliner Zeitung.

Shahak Shapira - Figure 1
Foto Berliner Zeitung

Jüdische und israelische Studenten haben in den vergangenen Monaten wiederholt öffentlich gemacht, dass sie sich an der Universität nicht sicher fühlen. Lahav und Shahak Shapira stammen aus Israel, Lahav studiert an der FU. Er hatte dort versucht, als Beobachter an propalästinensischen Aktionen teilzunehmen, etwa bei der Besetzung eines Hörsaals, und wollte Poster mit den Gesichtern der Menschen aufhängen, die von der Terrororganisation Hamas aus Israel nach Gaza entführt worden sind. Dabei war er gefilmt worden.

„Anstatt für Aufklärung zu sorgen, hat man es irgendwelchen dubiosen Twitteraccounts überlassen, mit nichts aussagenden Videoausschnitten gewisse Studierende als rechtsextrem oder gewalttätig zu framen, wo sie diejenigen waren, die körperlich angegangen wurden und von öffentlichen Demos oder gar Hörsälen ihrer Uni ausgeschlossen wurden“, sagte Shahak Shapira. Generell habe die FU seiner Meinung nach „ihre Studierenden alleingelassen und ihre Berichte ignoriert“, das habe zum Gefühl der Unsicherheit beigetragen. „Ist die FU jetzt schuld daran, dass mein Bruder angegriffen wurde? Nein. Aber dass die FU die Entwicklung einer Atmosphäre, aus der ein solcher Angriff hervorkommen kann, ein Stück weit zugelassen hat, ist schwer zu leugnen.“

Shahak Shapira - Figure 2
Foto Berliner Zeitung

Lahav Shapira war am Sonnabend kurz vor Mitternacht in der Brunnenstraße in der Nähe des Rosenthaler Platzes so brutal angegriffen worden, dass er Frakturen im Gesicht erlitt und im Krankenhaus operiert werden musste. Die Berliner Polizei hatte in einer ersten Meldung von einem „Streit unter Studenten“ als Auslöser geschrieben.

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Shahak Shapira, der nach dem Angriff mit seinem Bruder gesprochen hat, widerspricht dieser Darstellung. Es habe an diesem Abend keinen Streit zwischen seinem Bruder und dem 23-jährigen mutmaßlichen Täter gegeben. Der Angreifer habe seinen Bruder, der mit einer Freundin in einer Bar in Mitte war, dort erkannt, „ihn und seine Begleitung die ganze Zeit angestarrt und ist ihnen dann nach draußen gefolgt, um ihn anzugreifen“.

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Shahak Shapira: „Viele unbeantwortete Fragen“ an die FU Berlin

Es gehe seinem Bruder inzwischen „okay“, sein Gesicht sehe fürchterlich aus, „aber es kann ja nur besser werden“, sagte Shahak Shapira am Montag. Wie lange sein Bruder im Krankenhaus bleiben müsse, könne er noch nicht sagen. Auch nicht, ob er von dem Angreifer schon früher bedroht worden ist, das ermittle die Polizei noch.

Shahak Shapira - Figure 3
Foto Berliner Zeitung

Nach Meldung der Berliner Polizei soll der Angreifer Lahav Shapira „mehrmals unvermittelt ins Gesicht geschlagen“ und auch noch auf ihn eingetreten haben, als er bereits am Boden lag. Der Tatverdächtige sei geflüchtet, aber später in seiner Wohnung in Schöneberg angetroffen worden, die Wohnung wurde durchsucht.

Es ist nicht das erste Mal, dass Lahav Shapira in Deutschland zum Opfer eines gewaltsamen Angriffs wurde. Die Brüder kamen vor mehr als 20 Jahren mit ihrer Mutter aus Israel nach Sachsen-Anhalt, als Jugendlicher wurde Lahav dort von Rechtsextremen überfallen. Ein großer Teil der Vorfahren der Familie ist im Holocaust ermordet worden. Der Großvater von Lahav und Shahak, Amitzur Shapira, wurde 1972 beim Anschlag auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen in München von palästinensischen Terroristen als Geisel genommen und umgebracht.

Nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 trat Lahav Shapira am Rand von propalästinensischen Aktionen in Berlin auf, als Beobachter, er vertrat offen eine proisraelische Haltung. Das hat ihn offenbar zur Zielscheibe gemacht. In den sozialen Medien wurde er schon vor diesem Wochenende attackiert.

Shahak Shapira - Figure 4
Foto Berliner Zeitung

Er habe teilweise andere Ansichten zum Israel-Palästina-Konflikt als sein Bruder, schrieb Shahak Shapira auf X (früher Twitter), er streite auch mit ihm. Der Berliner Zeitung sagte er, er habe sich in den letzten Monaten Sorgen um die Sicherheit seines Bruders gemacht: „Wenn jemand derart diffamiert wird und in so vielen Kommentaren Gewalt gegen ihn legitimiert wurde und immer noch wird, kann es doch nur so enden.“ Sein Bruder wird auch nach dem brutalen körperlichen Angriff – während er noch im Krankenhaus liegt – in den sozialen Medien weiter angegriffen. Eine Person schrieb etwa auf X am Montag, Lahav Shapira sei als „rechter Heißsporn“ bekannt, eine andere Person nannte ihn auf X „voll provokativ“.

Shahak Shapira merkt man die Fassungslosigkeit über solche Kommentare zu seinem schwer verletzten Bruder an. „Welche Aktion würde es legitimieren, dass man jemandem dafür fast den Schädel zertrümmert?“, fragt er.

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