Staatskrise in Südkorea: Kriegsrecht in Südkorea aufgehoben

20 Stunden vor
© South Korea Presidential Office/​dpa

Nur wenige Stunden nachdem Südkoreas Präsident das Kriegsrecht ausgerufen hat, macht er den Schritt wieder rückgängig. Die Soldaten zogen ab. Das Liveblog zum Nachlesen

Südkorea - Figure 1
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Aktualisiert am 3. Dezember 2024, 22:57 Uhr

Der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol hat den Ausnahmezustand ausgerufen. Den Oppositionsparteien warf er vor, mit Nordkorea zu sympathisieren und die Regierung durch staatsfeindliche Aktivitäten zu lähmen.  Die Opposition kritisierte den Schritt als Verstoß gegen die Verfassung. Das südkoreanische Parlament stimmte kurz danach dafür, die Verhängung des Kriegsrechts durch den Präsidenten unverzüglich aufzuheben. Präsident Yoon gab nach, das Kriegsrecht wurde aufgehoben. Neben eigenen Recherchen verwenden wir auch Material der Nachrichtenagenturen dpa, AP, AFP, KNA und Reuters.

Kriegsrecht aufgehoben, Demonstranten feiern – das Liveblog zum Nachlesen

Das Kriegsrecht wurde aufgehoben, die Soldaten wurden abgezogen, die Demonstranten feiern. Damit beenden wir unser Liveblog.

Demonstranten feiern nach Aufhebung des Kriegsrechts 

Die Fernsehansprache von Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol hat für Freude bei den Demonstranten gesorgt. Rufe wie "Wir haben gewonnen" waren zu hören.

"Es ist noch nicht vorbei", sagte Cho Kuk, der Chef einer der kleineren Oppositionsparteien, zu den Demonstranten vor dem Parlamentsgebäude. Yoon habe alle in einen Schockzustand versetzt. Er wolle Stimmen anderer Parteien sammeln, um Yoon des Amtes zu entheben. 

Kriegsrecht in Südkorea aufgehoben 

Eine halbe Stunde nach der Ansprache des südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk Yeol ist Medienberichten zufolge eine Kabinettssitzung einberufen worden. Dort sei die Aufhebung des Kriegsrechts beschlossen worden, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap und die Korea Times.

Südkoreas Präsident will Kriegsrecht wieder aufheben 

Wenige Stunden nach der überraschenden Ausrufung des Kriegsrechts hat Südkoreas Staatschef Yoon Suk Yeol angekündigt, die Maßnahme wieder zurückzunehmen. "Soeben hat die Nationalversammlung die Aufhebung des Ausnahmezustands gefordert, und wir haben das Militär abgezogen, das für den Einsatz unter Kriegsrecht eingesetzt war", sagte Yoon in einer Fernsehansprache. "Wir werden der Bitte der Nationalversammlung nachkommen und das Kriegsrecht in einer Kabinettssitzung aufheben", fügte er hinzu.

Auswärtiges Amt zeigt sich besorgt 

 Das Auswärtige Amt hat angesichts der Situation in Südkorea "große Sorge" geäußert. "Wir verfolgen die Entwicklungen in Südkorea aufmerksam“, schrieb das Auswärtige Amt auf X. 

„Die Demokratie muss sich durchsetzen.“

Auswärtiges Amt

Russland bezeichnet Lage in Südkorea als "alarmierend"

Die russische Regierung hat sich besorgt über die Ausrufung des Kriegsrechts in Südkorea gezeigt. "Die Situation ist alarmierend. Wir beobachten das aufmerksam", sagte Regierungssprecher Dmitri Peskow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge.

Russland und Nordkorea sind enge Verbündete. Die beiden Atommächte haben gerade eine strategische Partnerschaft besiegelt, die auch einen gegenseitigen militärischen Beistand im Fall eines Angriffs durch einen Drittstaat beinhaltet. 

Südkorea - Figure 2
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Die russische Botschaft in Seoul und das Außenministerium in Moskau riefen ihre Bürgerinnen und Bürger in Südkorea auf, Ruhe zu bewahren. Alle sollten die Empfehlungen der Behörden befolgen und keine Massenveranstaltungen besuchen, insbesondere mit politischer Ausrichtung. 

USA unterstützen Parlamentsvotum für Aufhebung des Kriegsrechts

Die USA unterstützen das Votum der Parlamentsabgeordneten zur Aufhebung des von Präsident Yoon Suk Yeol ausgerufenen Kriegsrechts. "Natürlich hoffen und erwarten wir, dass die Gesetze und Vorschriften eines Landes eingehalten werden. Das gilt auch für die Abstimmung in der Nationalversammlung", sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, Vedant Patel, in Washington. 

Präsident müsste sich laut Verfassung Votum des Parlaments beugen

Es ist das erste Mal seit 1980, dass in Südkorea das außerordentliche Kriegsrecht ausgerufen wurde. Der Präsident hat laut der südkoreanischen Verfassung die Macht dazu. Es erlaubt ihm unter anderem, Maßnahmen zur Einschränkung der Presse- oder Versammlungsfreiheit zu verhängen.

In Artikel 77 der Verfassung steht jedoch auch, dass das Parlament eine Aufhebung des Kriegsrechts beantragen kann. Das ist in Seoul heute bereits passiert. Wenn eine Mehrheit der Parlamentsabgeordneten dafür stimmt, "muss der Präsident dem Antrag nachkommen", heißt es in der Verfassung. Sollte Präsident Yoon Suk Yeol das nicht tun, würde er demnach also gegen die Verfassung des Landes verstoßen.

Militär will Kriegsrecht aufrechterhalten 

Das südkoreanische Militär hat Medienberichten zufolge mitgeteilt, dass das Kriegsrecht bis zur Aufhebung durch Präsident Yoon Suk Yeol in Kraft bleiben wird. Zuvor hatte das Parlament die Aufhebung beschlossen. 

Parteichef der Regierungspartei kritisiert Staatschef

Protest aus den eigenen Reihen: Der Parteichef der regierenden Partei Gungminui-him, Han Dong Hoon, hat das Kriegsrecht abgelehnt. Er war bei der Abstimmung im Parlament anwesend und sprach sich für den Antrag aus, der die Aufhebung des Kriegsrechts fordert. Han ist Jusitzminister in Yoons Kabinett.

Wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhab berichtet, forderte die gesamte Regierungspartei Yoon auf, das Kriegsrecht wieder aufzuheben. 

Deutsche Botschaft sieht keine "unmittelbare Gefahr" 

Die Botschaft in Seoul hat in Südkorea lebende Deutsche dazu aufgerufen, sich von politischen Orten wie etwa Regierungsgebäuden oder der Umgebung der Nationalversammlung sowie von Demonstrationen fernzuhalten. Es lasse sich noch nicht absehen, welche Auswirkungen die Entscheidung für ausländische Staatsbürger habe, schrieb die Botschaft in einer Mitteilung an in Südkorea lebende Deutsche. "Unserer Einschätzung nach besteht keine unmittelbare Gefahr für die persönliche Sicherheit und das Eigentum ausländischer Staatsangehöriger." 

Opposition spricht von einem "Staatsstreich" 

Südkoreas wichtigste Oppositionspartei, die Demokratische Partei, hat die Entscheidung von Präsident Yoon, das Kriegsrecht zu verhängen, als "Staatsstreich" bezeichnet. Sie forderte eine sofortige Rücknahme der Entscheidung. 

"Das Kriegsrecht ist ungültig und illegal, und der Präsident sollte zur Rechenschaft gezogen werden", heißt es in einer Erklärung der Partei, die von der Nachrichtenagentur Reuters veröffentlicht wurde.

Die Partei erklärte außerdem, dass die Verhängung des Kriegsrechts verfahrensrechtlich ungültig sei, da sie ohne Kabinettssitzung erfolgt sei, und dass die derzeitige politische und soziale Lage nicht den in der Verfassung des Landes festgelegten Kriterien entspreche. 

Soldaten dringen in das Parlamentsgebäude ein

Das Parlament in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul wurde von Soldaten umstellt. Aufnahmen zeigen, wie sie im Inneren des Gebäudes offenbar mit Mitarbeitern des Parlaments zusammengestoßen sind. Dabei setzten diese Feuerlöscher ein, um die Soldaten am Eindringen zu hindern. 

Was bedeutet das Kriegsrecht? 

Mit dem nun ausgerufenen Kriegsrecht werden wesentliche Befugnisse auf das Militär übertragen: Dies betrifft die Gerichtsbarkeit, die Einschränkung von Grundrechten wie Presse-, Meinungs- und Versammlungsfreiheit und einen ausgeweiteten Einsatz des Militärs.

Mehr über die Geschehnisse in Südkorea lesen Sie hier: 

Vorsitzender der Nationalversammlung erklärt ausgerufenes Kriegsrecht für ungültig

Der Vorsitzende der Nationalversammlung hat das von Staatschef Yoon Suk Yeol ausgerufene Kriegsrecht für ungültig erklärt. Woo Won Shik sagte laut CNN, dass die Verhängung des Kriegsrechts ungültig sei, nachdem die Gesetzgeber für die Aufhebung des Dekrets gestimmt hatten. Das Parlament in Seoul hatte zuvor in Abwesenheit von 190 der 300 Abgeordneten einen Antrag verabschiedet, der die Aufhebung des Kriegsrechts fordert. "Der Präsident sollte das Kriegsrecht nach der Abstimmung in der Nationalversammlung sofort aufheben", sagte Woo.

Der südkoreanische Oppositionsführer Lee Jae Myung sagte zudem, jeder, der auf Befehl von Staatschef Yoon Suk Yeol handele, verstoße gegen das Gesetz, weil das Kriegsrecht ungültig sei.

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