Warnung vor „Schneewittchen-Äpfeln“: Obst ist laut Expertin „akut ...
Schneewittchen-Äpfel kennt man normalerweise nur aus dem Märchen. Der BUND spricht nun aber eine Warnung vor einer realen Gefahr durch Obst aus.
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Den giftigen Apfel aus dem Märchen Schneewittchen kennt wohl jeder: Die Königin gab dem hübschen Mädchen einen vergifteten Apfel, um es umzubringen. Aktuell ist der „Schneewittchen-Apfel“ jedoch Realität und kein Märchen – der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt momentan vor mit Giftstoff belasteten Äpfeln. Wir erklären, was dahinter steckt.
Warnung vor Schneewittchen-Äpfeln: Das steckt dahinterDie Geschichte vom realen Schneewittchen-Apfel beginnt in der Region am Bodensee: Weil die Witterung dort sehr nass war, ist die Gefahr von Schorfinfektionen bei Kernobst gestiegen. Normalerweise wird laut BUND das Pestizid Captan eingesetzt, um dem entgegenzuwirken. Dieses lande allerdings auch auf benachbarten Feldern und belaste den dort angebauten Hopfen, sodass dieser nicht in die USA oder nach Japan exportiert werden könne.
Daher sei für die laufende Saison per Notfallgenehmigung „ein Fungizid mit dem Wirkstoff Folpet“ erlaubt worden, wie aus der Pressemitteilung des BUND hervorgeht. Davon lagerten sich allerdings Rückstände in Äpfeln und Birnen ab, die weit über dem von der Europäischen Union festgelegten Grenzwert lägen. Aus diesem Grund wolle das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), das auch Rückrufaktionen veröffentlicht, den nationalen Grenzwert vorübergehend auf das 20-fache (6 statt 0,3 Milligramm pro Kilogramm) erhöhen, damit das betroffene Obst zumindest in Deutschland noch verkauft werden darf.
Weil Schneewittchen im Märchen mit einem Apfel vergiftet wurde, hat der BUND dem belasteten Obst vom Bodensee den Namen „Schneewittchen-Apfel“ gegeben.© Felix Kästle/dpa Schneewittchen-Äpfel: BUND warnt – „akut toxisch“Ein Vorhaben, das beim BUND, der das belastete Obst in Anlehnung an das Märchen als „Schneewittchen-Äpfel“ bezeichnet, für Entsetzen sorgt. Die Umweltschützer lehnen es in einer Stellungnahme „aufs Schärfste“ ab. „Um den Hopfenexport in die USA und nach Japan nicht zu gefährden, wird ein hochgefährliches Fungizid per Notfallgenehmigung zugelassen“, meint Corinna Hölzel, Pestizidexpertin des BUND. Der Wirkstoff Folpet, der in den Schneewittchen-Äpfeln enthalten ist, sei „akut toxisch“ und gelte als „wahrscheinlich krebserregend“, wie Hölzel ausführt. „Solche hochgefährlichen Stoffe müssten zügig komplett verboten werden, statt sie vermehrt einzusetzen und haben im heimischen Obst nichts zu suchen.“
Laut dem BUND gebe es Alternativen zur Schorfreduktion – beispielsweise widerstandsfähige Obstsorten, regelmäßige Baumschnitte oder die Entfernung des Falllaubs. Vor allem ein Problem aus Sicht von Pestizidexpertin Hölzel: Schorf sei in erster Linie ein ästhetisches Problem. „Im Gegensatz zu Pestizidrückständen im Obst stellen Äpfel mit Schorf kein gesundheitliches Risiko dar.“ Deshalb müsse es im Lebensmittelhandel und bei Verbrauchern eine Toleranz für Ware mit Schönheitsfehlern geben. „Das ist klüger, gesünder und nachhaltiger, als die Regale mit Schneewittchen-Äpfeln zu füllen.“
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