SAP-Aktie: Haltet die Dax-Gewinner nicht künstlich klein

2 Tage vor

SAP wird zu groß für den Dax. Höchste Zeit, die Obergrenze für Einzelwerte aufzugeben. Ein Kommentar.

SAP-Aktie - Figure 1
Foto WirtschaftsWoche

Anleger wissen: Wer bei der Geldanlage erfolgreich sein will, muss Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen. Der Indexanbieter Stoxx macht es beim Dax umgekehrt. Im deutschen Leitindex werden die Gewinner klein gehalten. Das liegt an der so genannten Kappungsgrenze: Einzelwerte dürfen im Index nicht mehr als 15 Prozent Gewicht haben.

Für SAP wird das jetzt zum Problem. Der Softwarekonzern ist an der Börse mittlerweile so wertvoll, dass er die Kappungsgrenze reißt. Nach Vorlage starker Zahlen am Montagabend sprengte er sie geradezu, die Aktie stieg am Dienstagmorgen auf ein neues Allzeithoch. Setzt SAP diesen Trend fort, muss das Gewicht des Unternehmens im Dax bei der nächsten turnusmäßigen Index-Überprüfung im Dezember beschnitten werden, so lauten die Regeln.

Die Walldorfer sind erfolgreicher, als sie sein dürfen. Schaut man sich das allgemeine Jammern über den Zustand der deutschen Wirtschaft an, ist das geradezu absurd: Da läuft es bei einem deutschen Unternehmen richtig gut – und dann wird es im Leitindex künstlich klein gehalten.

Der Dax reguliert sich selbst

Es ist höchste Zeit, die Kappungsgrenze aufzugeben. Ein Muss ist sie nicht, eher eine deutsche Eigenheit. Natürlich haben, ohne eine solche Obergrenze, einzelne Werte teils ein beachtliches Gewicht in Indizes. Apple etwa, wertvollstes Unternehmen der Welt, macht gut sieben Prozent des US-Index S&P 500 aus – bei rund 500 enthaltenen Unternehmen ist das enorm. Anleger haben von der Dominanz Apples und anderer Techkonzerne im Index allerdings stark profitiert.

Aber was, wenn es mal runtergeht bei den Schwergewichten?! Das Argument kommt an dieser Stelle häufig. Ja, was dann? Dann geht es eben abwärts. Klar, wenn die SAP-Aktie abstürzt, zieht sie den Dax mit nach unten. Und je höher ihr Gewicht im Index ist, desto tiefer zieht sie das Barometer runter. Bloß: Je tiefer der Kurs sinkt, desto stärker nimmt auch der Börsenwert von SAP ab und desto niedriger wird der anteilige Wert des Unternehmens im Index. Der Dax reguliert sich selbst.

Die Kappungsgrenze soll Sicherheit bieten, ist aber Ausdruck von Überregulierung und „German Angst“. Und sie schadet dem Börsenstandort Deutschland. Der Industriegase-Spezialist Linde stieß immer wieder an die alte Dax-Obergrenze von zehn Prozent – und verlegte seine Börsenheimat schließlich an die Wall Street. Es kann nicht im Sinne der Deutschen Börse sein, dass Unternehmen, die für den Dax zu erfolgreich sind, in die USA abwandern. Es ist an der Zeit, ihnen auch in Deutschland genug Raum zum Wachsen zu geben.

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