SAP-Aktie auf Rekordhoch: Christian Kleins Schocktherapie geht auf

Kommentar

Christian Klein SAPs Schocktherapie geht auf

SAP-Chef Christian Klein bei der Verabschiedung von Unternehmensgründer Hasso Plattner im Mai 2025

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Foto Capital - Wirtschaft ist Gesellschaft

© Marijan Murat / Picture Alliance

SAP-Chef Christian Klein wurde an der Börse schwer abgestraft, als er 2020 die mittelfristigen Gewinne der Cloud opferte. Die starken Quartalszahlen sind sein später Triumph

Christian Klein war gerade ein Jahr im Amt, als er der SAP-Aktie im Herbst 2020 einen dramatischen Kursrutsch verpasste: Um 21 Prozent sackte das Papier ein, binnen Minuten waren etwa 31 Mrd. Euro an Börsenwert vernichtet. Der Grund: Der SAP-Vorstandschef, mit seinen 40 Jahren damals noch ein Frischling im Dax, hatte eine neue Strategie ausgegeben, die den Aktionären so gar nicht gefiel.

„Ich opfere den Erfolg unserer Kunden nicht der kurzfristigen Optimierung unserer Marge", lautet Kleins folgenschwere Parole damals. Übersetzt: Die Zeit der satten Gewinne sei bis 2023 erst mal vorbei. Stattdessen müsse SAP jetzt in die Zukunft investieren – und das heißt im Software-Business vor allem: in die Cloud.

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Später Triumph in der Cloud

Die Kommentare fielen damals brutal aus, die Aktie erholte sich auf Monate nicht von dem Kursrutsch. Vom „Absturz eines Börsenlieblings“ war plötzlich die Rede, von einer „bösen Überraschung in Walldorf.“

Der Softwarekonzern SAP beordert seine Mitarbeiter zurück ins Büro und löst so eine große Homeoffice-Debatte aus. Ex-Personalchef Cawa Younosi widerspricht – und verteidigt das Homeoffice gegen das Faulenzerimage

Heute muss man feststellen: SAP-Chef Klein hat mit seiner Schocktherapie alles richtig gemacht – und darf nun spät triumphieren. Seine Belohnung sind die überraschend guten Quartalszahlen, die SAP am Montagabend vorstellte: 

Im abgelaufenen Quartal kletterte der bereinigte Gewinn auf 2,24 Mrd. Euro, ein Plus von 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Damit übertraf SAP die Erwartungen der Analysten deutlich. Größter Wachstumsmotor waren vor allem die Cloud-Angebote. Das zeigt: Die schmerzlich errungenen Investitionen der letzten Jahre zahlen sich endlich aus, SAP ist mit seinem Spurwechsel von lokal installierten Softwaresystemen hin zu cloudbasierten Abo-Modellen offenbar auf dem richtigen Weg.

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Vom „Absturz“ zum Rekordhoch bei SAP

Nach der Cloud kommt nun die nächste Transformation: künstliche Intelligenz. Auch hier setzt Klein auf Radikalumbau. Gut 10.000 Stellen sollen im Zuge einer Umstrukturierung wegfallen, kündigte er im Sommer an. Stattdessen wolle man mehr KI-Experten einstellen. Neue KI-Produkte sollen auch das Cloudgeschäft befeuern.

Ob der Plan aufgeht? Für ein Urteil ist es wohl noch zu früh, auch wenn die jüngsten Zahlen auf eine gestiegene Nachfrage nach KI-Lösungen hindeuten. Zumindest die Aktionäre hat Christian Klein diesmal auf seiner Seite: Der Kurs stieg am Dienstag auf mehr als 220 Euro pro Aktie – ein Rekordhoch.

#Themen SAP Cloud Künstliche Intelligenz Software Tech-Aktien
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