So begründet Habeck seine Kanzlerkandidatur

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Vor der Neuwahl So begründet Habeck seine Kanzlerkandidatur

Stand: 08.11.2024 16:00 Uhr

Robert Habeck - Figure 1
Foto tagesschau.de

Am Küchentisch sitzend verkündet Robert Habeck in einem Video seine Kandidatur für die Grünen. Das Wort Kanzlerkandidat nimmt er dabei nicht in den Mund. Olaf Scholz ablösen will er trotzdem.

"Ich bewerbe mich als Kandidat von den Grünen - für die Menschen in Deutschland", sagt Vizekanzler Robert Habeck zwei Tage nach dem Ampel-Aus am Küchentisch in vermeintlich privater Atmosphäre. "Wenn Sie wollen, auch als Kanzler. Aber das ist nicht meine, das ist Ihre Entscheidung. Nur Sie können das entscheiden."

Im aktuellen ARD-DeutschlandTrend liegen die Grünen bei gerade mal 12 Prozent. Dass es ob der aktuellen Meinungsumfragen schwierig ist, einen Führungsanspruch auf das Kanzleramt zu formulieren, räumt er offen ein. Kanzler werden will er trotzdem. "Ich weiß, dass die Ampel-Regierung gescheitert ist. Ich weiß, dass Vertrauen kaputtgegangen ist. Ich weiß, einen Führungsanspruch muss man sich erarbeiten. Ich will ihn mir erarbeiten."

In dem Video, das dem ARD-Hauptstadtstudio exklusiv vorlag und das am Nachmittag online gestellt wurde, wählt Habeck eine spezielle Ansprache. Er versucht sich erkennbar als Kandidat zu präsentieren, der den direkten Kontakt zu den Wählern "am Küchentisch" sucht und ihnen ein Angebot macht, vor allem aber zuhören möchte.

"Vielleicht komme ich auf Ideen, auf die ich sonst nie gekommen wäre. Vielleicht reden wir am Küchentisch. Ich fände es schön, Sie laden mich ein, und wann immer die Zeit es zulässt, baue ich Küchentisch-Gespräche in meinen Alltag ein, bevor der Wahlkampf so richtig losgeht."

Werben um Unionswähler

Es ist erkennbar der Versuch, sich von Olaf Scholz und Friedrich Merz als nahbarer Kandidat abzusetzen. Direkten Bezug auf die beiden nimmt er nicht.

"Ich mache ein Angebot nach vorne. Denn wir können nicht einfach hoffen, es würde alles wie früher. Wer Lösungen in der Vergangenheit sucht, vergeht sich an der Zukunft unseres Landes", formuliert Habeck. Ob der Ankündigung von Friedrich Merz, sich für eine Abkehr vom Verbrenner-Aus und eine Rückkehr der Atomkraft einzusetzen, geht dieser Satz sicherlich in Richtung Unionswähler, die er, so hat er es bereits angekündigt, ebenfalls für sich gewinnen will.

Programmatisch vage

Programmatisch bleibt Habeck bei der Verkündigung seiner Kandidatur vage: "Deutschland muss in die Infrastruktur und das Bildungssystem investieren. Deutschland muss beim Klimaschutz Kurs halten", führt er aus. "Kein Abwickeln, sondern weitermachen. Sowohl die Klimakrise wie auch der notwendige Klimaschutz verändern unser Leben. Klimaschutz muss für Sie, für Euch im Alltag funktionieren. Und er funktioniert nur, wenn wir uns auch um die soziale Frage kümmern."

Damit bezieht er sich wohl auf die Schwierigkeiten beim Heizungsgesetz und beim versprochenen, aber nie eingeführten Klimageld - ein Satz an die eigene Adresse. Leitplanken für ihr Wahlprogramm wollen die Grünen aber schon bei ihrem Bundesparteitag am kommenden Wochenende in Wiesbaden diskutieren. Dort soll Habeck von den Delegierten dann auch offiziell zum Kandidaten gekürt werden.

Wahlkampf soll auf Habeck zugeschnitten werden

Habeck wendet sich deshalb in dem Video auch direkt an seine Grünen, die in Wiesbaden auch seine bisherige Staatssekretärin Franziska Brantner zu einer der beiden Vorsitzenden wählen sollen. "Erst bitte ich meine Partei um das Vertrauen, sie in die nächste Bundestagswahl zu führen, dann Sie und Euch, die Bürgerinnen und Bürger unseres Landes."

Die Abstimmung soll wohl geheim erfolgen. Habeck wolle, heißt es aus seinem Umfeld, "ein ehrliches Ergebnis". Geplant ist, so ist zu hören, den Wahlkampf ganz auf seine Person zuzuschneiden. Trotz aller Demut.

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