Robert F. Kennedy Jr. gibt auf – verhilft er Donald Trump zum Sieg?
US-Wahl 2024 Robert F. Kennedy Jr. gibt auf – führen seine Stimmen Donald Trump zum Sieg?
Freude in kobaldblauen Anzügen: Bobby Jr. und Donald Trump in Arizona
© Evan Vucci/AP / DPA
Die US-Präsidentschaftswahl im November wird eng. So eng, dass die für Robert F. Kennedy Jr. abgegebenen Stimmen entscheidend werden können.
Das Zünglein an der Waage zieht sich zurück, und hinterlässt einen womöglich wahlentscheidenden Batzen an Stimmen. Zwischen fünf und neun Prozent der Amerikaner würden aktuell Robert F. Kennedy Jr. wählen – je nach Umfrage. So viel Zustimmung gab es schon lange nicht mehr für die Nummer drei im US-Präsidentschaftsrennen. Sein Anteil reicht aus, um den beiden verbliebenden Kandidaten in einigen umkämpften Staaten zum Sieg – und ihm oder ihr ins Weiße Haus zu verhelfen.
Robert F. Kennedy Jr. unterstützt Donald TrumpNun hat Kennedy sein Wahlkampf-Aus verkündet: "Ich glaube nicht mehr, dass ich eine realistische Chance auf einen Wahlsieg habe", sagte er. Stattdessen werde er den republikanischen Kandidaten Donald Trump unterstützen. Wie zum Beweis seiner neuen Loyalität, tauchte der Spross der berühmten Familie in Glendale, Arizona neben Trump auf der Bühne auf.
Etwas unbehaglich wirkend, sprachen er mit dem Ex-Präsidenten über Themen, die den meisten Amerikaner eher nicht so auf den Nägeln brennen: Chemikalien im Essen sowie eine "unabhängige Präsidentenkommission zu Mordversuchen". Diese solle "all die verbleibenden Dokumente zur Ermordung von Präsident John F. Kennedy erhalten", so der Neffe des berühmten früheren Staatsoberhaupts.
2020 reichten Joe Biden in Arizona 10.000 StimmenDass Kennedy seine Trump-Unterstützung in Arizona verkündete, war natürlich kein Zufall. Denn die Abstimmung am 5. November dürfte an vielen Orten so knapp ausfallen, dass selbst wenige Tausend Stimmen über den Sieg des einen oder anderen Kandidaten entscheiden werden. Wie etwa in Arizona.
Das stern-Team vor Ort informiert Sie immer samstags im kostenlosen Newsletter „Inside America" über die wichtigsten Entwicklungen und gibt Einblicke, wie Amerikanerinnen und Amerikaner wirklich auf ihr Land schauen.Nach Eingabe Ihrer E-Mail-Adresse erhalten Sie eine E-Mail zur Bestätigung Ihrer Anmeldung.
Ihre Daten behandeln wir stets vertraulich.
2020 lag Joe Biden hier im Südwesten der USA 10.457 Stimmen vor Donald Trump. Ohne diesen hauchzarten Erfolg säße der Demokrat heute vielleicht nicht im Weißen Haus. Und wer dieses Jahr dort einziehen will, sollte ebenfalls hier gewinnen.
Frische Liebe Kennedys zu Donald TrumpDie Liebe Kennedys zum Republikaner Trump hat sich erst in den vergangenen Monaten entwickelt. Denn eigentlich sind die Kennedys zutiefst in der demokratischen Partei verwurzelt. Sowohl sein Vater, der 1968 ermordete Robert F., als auch sein Präsidenten-Onkel John F. Kennedy waren in der linksliberalen Partei. Zuletzt hatte fast der gesamte Clan öffentlich seine Unterstützung für Joe Biden kundgetan.
Auch Bobby Jr. fiel zunächst nicht weit vom Stamm und plante eine Karriere im Geiste seiner Ahnen. Doch alle relevanten Positionen waren besetzt, selbst für einen Kennedy gab es keinen Platz mehr. Der Umweltanwalt, mit 70 Jahren auch schon im Rentenalter, kehrte der Partei beleidigt den Rücken und kandidierte auf eigene Faust für die US-Präsidentschaft. Normalerweise sind im Zwei-Parteien-System Bewerber, die nicht den Republikanern und Demokraten angehören, chancenlos. Anders Robert F. Jr..
Erfolgreich nur beim Duell Biden vs. TrumpZehn Prozent Zustimmung hatte er in den besten Zeiten. Sein Familienname war sicher ein Grund, ein anderer dürfte die generelle Unzufriedenheit der Amerikaner mit den Kandidaten Donald Trump und Joe Biden gewesen sein. Dass Kennedy munter hanebüchene Verschwörungstheorien verbreitete, schien viele nicht zu stören. So behauptet er etwa, dass Impfungen zu Autismus führten, W-Lan Krebs verursache und Chemikalien in der Umwelt Kinder zu Transgendern machten. Dass jemand mit diesem Weltbild zum Trump-Lager tendiert, ist nicht mehr überraschend.
Richtig erfolgreich war Kennedy aber nur als dritter Mann in einem Präsidentschaftsduell Biden vs. Trump. Mit dem Rückzug des US-Präsidenten und der neuen Kandidatin Kamala Harris hat sich die Wahlkampfdynamik geändert. Seitdem sie ins Rennen eingestiegen ist, fallen Kennedys Zustimmungswerte deutlich. Möglicherweise war er doch nur das Maskottchen der "Doublehater", wie diejenigen genannt werden, die weder etwas für Biden noch für Trump übrighaben.
Ob ihm seine Anhänger nun auch Richtung Trump folgen werden, ist nicht ausgemacht, aber schaden wird es dem konservativen Präsidentschaftskandidaten jedenfalls nicht.
Quellen: "New York Times", RealClearPolitics, DPA, Reuters, "Business Insider", ABC News, "Arizona Republic"
#Themen Robert F. Kennedy Donald Trump Joe Biden US - Wahl 2024 Republikaner